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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Seine dunklen, kleinen Teddybär-Augen musterten sie eindringlich. »Erledigt. Der Club ist in der nächsten Straße. Da wollen Sie also hin?«
    Plötzlich wieder so förmlich? Das Auto bog ab, und tatsächlich entdeckte sie die Perles d’Or -Schrift, die sie bereits von der Webseite kannte.
    »Ja. Ich muss nach dort.«
    Er hielt an. »Dann viel Spaß.«
    Also doch nur ein guter Samariter? Sie stieg aus, was ihr ebenso wenig elegant gelang wie das Einsteigen. »Danke. Wirklich. Vielen Dank.«
    Er beugte sich zu ihrer Seite. »Kein Problem. Vergessen Sie die Schuhe nicht.« Schon startete er den Motor und fuhr los. Sie wartete, bis seine Rücklichter in der Nacht verschwunden waren. Vielleicht sollte sie doch an glückliche Zufälle glauben. Wenigstens ein bisschen.
    Sie betrachtete die Neonschrift des Clubs.
    Bist du hier, Leah? Geht es dir gut?
    Höchste Zeit, die Sandalen wieder anzuziehen.
    Auch von außen versprach der Club gehobene Unterhaltung, und die Menschentraube vor der Tür sah nicht nach Schwerverbrechern und Mädchenentführern aus. Entschlossen ging sie über die Straße. Jetzt hieß es: Kinn raus und Augen geradeaus. Sie kam an der Menschenmenge vorbei, anscheinend selbstbewusst genug, dass keiner murrte, und schlenderte lässig dem Türsteher entgegen. Kurz stehen bleiben, ein sanftes Kopfnicken, ein Lächeln, als würde sie ihn erkennen. In Gedanken formulierte sie bereits eine Ausrede, um sich an der Kasse vorbeizuschummeln. Ein kurzer Check folgte, und schon hatte er die Kordel für sie aufgemacht. Glück gehabt. Und gleich noch mehr Glück: Sie konnte passieren, ohne zu bezahlen.
    Ihr Gesicht glühte, das Blut jagte durch ihre Adern, als sie in den hitzigen Rausch des Clubs eintauchte. Drinnen war es voll und laut, und ihr fiel auf der Stelle wieder ein, warum sie Clubs mied. In Sankt Petersburg ließ sie sich ab und zu von Pyschka in eine Disco entführen, wo sie es allerdings nie lange aushielt. Da nach Mitternacht die U-Bahn nicht mehr fuhr und die Klappbrücken jede Verbindung zwischen den Inseln des Stadtzentrums kappten, musste sie sich jedes Mal eine mehr oder weniger ruhige Ecke suchen, um das Morgengrauen abzuwarten.
    Aber sie war nicht zum Spaß hier. Entschlossen pflügte sie einen Weg zur Bar. Alle Sci-Fi-Stühle waren besetzt, und es kostete sie mindestens eine Schicht des Petticoats, um sich durch das Gedränge zum Tresen vorzukämpfen. Zwei Barkeeper mit schwarzen kurzärmeligen Hemden und Krawatten von dunklem Pink – ganz im Zeichen des Clubs – jonglierten absolut synchron mit brennenden Flaschen, ließen sie sich auf die Ellbogen und die Handrücken hüpfen, wiegten sich im Takt zur Musik, um sich im nächsten Augenblick nach hinten zu biegen und einen Schwall Flammen in die Luft zu spucken. Begeisterte Rufe, Johlen und Applaus spornte die beiden zu immer kniffligeren Kunststücken an. Die Show endete mit einer brennenden Gläserpyramide voller Schnaps und Standing Ovations, was Juna dazu nutzte, einen Barhocker zu ergattern. Während der eine Barkeeper die hintere Hälfte bediente, kam der andere auf Juna zu. Schnell und geschickt mischte er den anderen Gästen Getränke, ohne es zu versäumen, ihr ab und zu einen kecken Blick zuzuwerfen. Die Bizepse an seinen Oberarmen hatten anscheinend vor, noch diesen Abend die kurzen Ärmel des Hemdes zu sprengen. Seine Gesichtszüge dagegen muteten fast feminin an, und eine Schmalzlocke fiel ihm in die Stirn. Als es etwas ruhiger wurde, winkte Juna den Mann zu sich.
    »Singapore Sling. Bitte«, las sie von einer Karte ab. Der Barkeeper bedachte sie mit seinem besten Superman-Lächeln und begann, das Getränk zu mischen. Anscheinend brauchte es jede Menge Zutaten, was ihr die Zeit gab, einige Fragen zu stellen.
    »Ich suche Mädchen«, rief sie ihm durch die Musik-Beats zu. »So groß.« Sie zeigte mit einer Hand. »Schlank. Langes Haar, dunkelbraun, braune Augen. Du hast sie gesehen?« Sie wusste selbst, dass sie nicht gerade einen guten Steckbrief abgab – einen flüchtigen Blick in die Menge genügte, um mindestens Dutzend Frauen zu sichten, auf die ihre Beschreibung zutraf.
    Er zuckte mit einer Schulter und wirbelte den Shaker in der Luft. »Ich habe schon viele Mädchen gesehen. So groß. Und schlank. Aber keines«, er zwinkerte ihr zu, »in so einem Kleid.«
    Kleidung! Richtig. »Eh. Kleines Schwarzes?«
    Der Mann lachte auf. Verdammt. War damit doch ein Slip gemeint?
    »Okay. Kennst du vielleicht Mädchen Pyschka?« Einen

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