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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Ende meinte.
    »Fenris ist wirklich nicht dein Problem«, erklärte der riesige Kerl mit der tiefen Stimme hinter der Tür. »Er ist wütend auf dich, ja, klar. Er hatte gehofft, dass er einen netten Freund haben würde, so lange du hier wartest.«
    »Auf was warte ich denn?«
    »Ich bin noch nicht fertig, Luke …«
    »Auf was, Loki? Auf was warte ich hier wohl? Hm? Auf die Polizei natürlich. Weil die ganz bestimmt bald hier sein werden.«
    »Das glaube ich nicht. Du solltest dich nicht irgendwelchen falschen Hoffnungen hingeben, mein Freund. Du bist viel zu wichtig für uns, als dass wir dich der Polizei übergeben möchten.
Das sind sowieso die Letzten, die wir hier haben wollen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns sehr gern finden würden.« Loki lachte vor sich hin. Es war ein hinterlistiges, lautes Lachen. »Ich werde dir bald mehr davon erzählen, mein Freund. Alles zu seiner Zeit. Die Party gestern Abend fand aus einem ganz bestimmten Grund statt. Das wird dir sehr bald klar werden. Du musst nur noch etwas Geduld haben, Luke. Und bis es so weit ist, musst du beherzigen, was ich dir über dein Benehmen als Gast in diesem Haus gesagt habe.«
    »Ich will’s versuchen, Loki. Und ich werde mich sehr anstrengen, um herauszufinden, warum ich hier gegen meinen Willen festgehalten werde.«
    »Du hast einen sehr starken Willen, Luke. Aber ich will dir trotzdem mal das Problem schildern, das du jetzt hast, okay?«
    »Ja, okay. Sag schon, sag es mir.«
    »Wenn ich sage, dass du ein ziemlich großes Problem hast in diesem Haus, dann ist das weder gelogen noch übertrieben. Aber ich meine damit nicht Fenris. Er hat jetzt ein paar Prellungen am Kopf, aber er will dich deswegen nicht umbringen. Dein Problem ist Surtr, Luke.«
    »Dann halt diese verrückte Schlampe doch einfach fern von mir, okay. Wie wär’s damit, Kumpel?«
    »Ich werde mein Bestes tun. Aber ich muss auch ab und zu mal schlafen. Und sie ist in manchen Dingen sehr engagiert.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie liebt es, zuzustechen. Und reinzuschneiden. Sie ist ein bisschen verrückt im Kopf. Einmal hatten wir diesen Typen bei uns, und sie… Na ja, versuche dir mal einen Mann vorzustellen, der weglaufen will, aber keine Zehen mehr an den Füßen hat. Das war wirklich ein sehr spaßiger Anblick, das kann ich dir sagen. Und sie hat nicht bei den Zehen aufgehört. Er passte anschließend in einen einzigen … Koffer. Weißt du, so einen, den man als Handgepäck mit ins Flugzeug nehmen darf.«

    Luke dachte, er würde sich jeden Moment übergeben. Er musste sich hinsetzen, seine Kräfte sammeln.
    »Ich glaube, du verstehst mich jetzt, Luke. Deshalb möchte ich dich um einen kleinen Gefallen bitten. Tu, was wir dir sagen. Das bedeutet, keine Kämpfe mehr, kein gewaltsamer Widerstand. Ich lasse dich jetzt allein, damit du ein bisschen darüber nachdenken kannst.« Seine Schritte entfernten sich durch den Flur.
    Luke ging zur Tür und rief hinter ihm her: »Ich brauche was zu trinken, Loki. Wasser.«
    Die lauten Schritte kamen wieder zurück und hielten hinter der Tür. »Ich bring dir was.«
    »Und heißes Wasser. Und einen Verband.«
    »Das geht nicht.«
    »Ein Schmerzmittel. Kopfschmerztabletten.«
    »Geht nicht.«
    »Zigaretten, bitte.«
    »Geht nicht.«
    »Weißt du was, ruf doch am besten einen Krankenwagen. Jetzt, sofort.«
    »Geht nicht«, erwiderte Loki ohne den leisesten ironischen Unterton.
     
    Er zuckte jedes Mal zusammen, wenn sein scheinbar umherrutschendes, geschwollenes Gehirn schmerzhaft gegen eine Seite seines Schädels gedrückt wurde, schob sich aber trotzdem ganz langsam Richtung Bettkante. Vorsichtig ließ er seine Beine über den Rand gleiten und richtete sich auf. Sogar wenn er seinen Kopf mit beiden Händen stützte, hatte er das Gefühl, er sei aus dem Lot geraten, und fühlte sich elend wie ein Seekranker.
    Er trank noch mehr von dem abgestandenen Wasser, direkt aus dem Krug. Es lief an den Mundwinkeln herab und tropfte auf seine nackte Brust. Abgesehen von seiner durchnässten Unterwäsche hatten sie ihm alle Kleider weggenommen. Er fühlte
sich krank und hatte Angst, den Grund dafür herauszufinden. Aber es gab keine medizinischen Geräte hier, und es war jetzt sowieso klar, dass sie ihn niemals weglassen würden. Das waren die neuen Tatsachen, denen er sich stellen musste. Das waren die Regeln, die nun sein Leben bestimmten. Oder von dem, was noch davon übrig war.
    Ein heftiger Anfall von Selbstmitleid drängte aus

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