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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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»Würde ich auch nicht, du alter Yorkshire-Bastard.«
    »Aber«, fuhr Luke fort. »Habt ihr nicht dieses Gefühl …«
    »Was?«, fragte Dom.
    »Dass irgendwas hier nicht stimmt.«
    Phil lachte. »Echt jetzt, Sherlock Holmes?«

    »Stellt euch doch einfach mal vor, ihr hättet euch nicht verlaufen, sondern würdet einfach so durch diesen Wald wandern, auf einem Tagesausflug.«
    Dom rülpste. »Ein hübscher, aber grausamer Gedanke in diesem Augenblick.«
    »Ihr würdet auch denken, dass da was nicht stimmt. Es würde euch unangenehm sein. Glaubt ihr nicht?« Luke bemerkte, dass Hutch ihn eindringlich ansah, als er dies sagte, aber er konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. »Diese ganze Umgebung. Die Bäume. Die Dunkelheit. Das hier ähnelt keinem der Wälder, in denen ich jemals gewesen bin, und das waren nicht wenige. Ich bin mit Hutch in Wales auf Camping-Tour gewesen, in Schottland und in Norwegen. Und nirgendwo habe ich ein so komisches Gefühl gehabt. Der Wald, den wir am ersten Tag durchquert haben, war nicht so. War nicht so … verrottet. Und düster.«
    Die anderen sahen ihn schweigend an.
    »Offensichtlich sind wir alle auf einem ziemlich niedrigen Niveau programmiert, im Reptilienteil unseres Gehirns. Wir fürchten uns im Wald. Aber es ist mehr als nur das. Seit wir diesen Wald betreten haben, habe ich das Gefühl, dass diese Angst nicht unberechtigt ist.« Luke zog ein letztes Mal intensiv an seiner Zigarette und warf die Kippe dann durch die kleine Öffnung in den Ofen.
    »Getroffen«, sagte Hutch.
    »Getroffen«, murmelte Dom.
    »Getroffen«, sagte Phil und gähnte gleichzeitig.
    Luke lehnte sich zurück und stützte sich mit den Händen ab. Sofort strich die kalte Luft um seinen Kopf, die jenseits des kleinen warmen Kreises dicht am Ofen vorherrschte. Er blickte zur Decke. »Und jetzt das hier. Dieser Wald hat die Menschen, die hier lebten, verrückt gemacht. Weil dieser Ort nicht dafür gedacht ist, dass hier Menschen existieren.«

    »Das tun sie normalerweise ja auch nicht«, murmelte Dom mit geschlossenen Augen. »Deshalb gibt es auch keine Wege, richtig,Yorkshire?«
    Hutch seufzte und rieb sich über das verfilzte Gesicht. »Ich muss zugeben, dass ich noch nie so einen Wald gesehen habe. Er hat sich ganz plötzlich verändert. Zuerst war er nicht so dicht, dass man zurückgeschreckt wäre. Aber dann schien er uns regelrecht zu verschlucken, und es gab keinen Weg mehr zurück.« Er gähnte. »Ehrlich gesagt, möchte ich so schnell wie möglich wieder hier rauskommen.«
    »Das ist ja gut zu wissen. Vielen Dank, dass du es ausgesprochen hast.« Dom schob Hutch von seinen Beinen weg und streckte sich zum Schlafen aus.
    »Die verfluchte Heide«, sagte Luke und grinste vor sich hin. »Der verdammte Wald.«
    Phil stand auf. »Ich muss mal pissen.« Er taumelte davon, während das Geräusch seiner Schritte von dem hohlen Boden verstärkt wurde. Er verschwand im Anbau, wo die rostigen Werkzeuge herumlagen.
    »Nein. Bitte«, sagte Luke, der mehr beunruhigt war, als er zeigen wollte.
    »Phil, du verrückter Hund«, rief Hutch aus und begann zu kichern.
    »Wenn du kacken musst, geh raus«, fügte Dom hinzu.
    »Ich muss nicht kacken«, sagte Phil mit dumpfer Stimme aus dem Dunkel heraus. »Noch nicht.«
    Hutch und Dom brachen in lautes Gelächter aus.
    Luke schüttelte den Kopf und versuchte, das Grinsen zu unterdrücken, zu dem sein Mund sich unwillkürlich verzog. »Ich kann echt nicht glauben, dass ihr meine Freunde seid. Ihr verbrennt Möbel und Kruzifixe, und jetzt fangt ihr auch noch an, ins Haus zu pinkeln. Das ist doch kein Benehmen für verantwortungsbewusste Väter und Ehemänner.«

    Phil kam zurück. Dom setzte sich hin und zog seinen Schlafsack auf. »Sag mir, wo du warst. Ich muss auch mal. Am besten pissen wir alle an der gleichen Stelle.«
     
    Während Phil und Dom wieder in ihren Schlafsäcken lagen, Dom nach wenigen Minuten zu schnarchen begann und Phil regungslos vor sich hinschnaufte, blieb Luke wach und stützte sich im Schlafsack auf einen Ellbogen. Hutch lag ganz verdeckt in seinem sich nach unten verjüngenden, roten Schlafsack und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Feuer. Er hatte so viel trockenes Holz wie nur möglich hineingeschoben, das er von den Wänden gerissen hatte, bevor sie sich hingelegt hatten.
    »Hutch?«
    »Hm?«
    »Sei mir nicht böse, dass ich das frage. Aber wie geht’s weiter?«
    Hutch drehte sich zu ihm um und grinste: »Ich hab keine Ahnung.«
    Luke

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