In den Armen des Spions
sich in seinen eigenen Ohren rau an. Sie keuchte. Sein Herz klopfte unter dem Einfluss so vieler widerstreitender Befehle. Als er ihr in die Augen sah, bemerkte er, dass die Anspannung, die sie in den letzten Minuten verlassen hatte, wieder zurückkehrte.
Sie blinzelte, dann formte sie mit den Lippen »Wer?«
Er schüttelte den Kopf. Vorsichtig zog er seine Hand zwischen ihren Beinen und unter ihren Röcken hervor. Er fasste ihr Knie, drückte ihr Bein nach unten, dann hielt er sie fest, bis sie ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass sie aus eigener Kraft stehen konnte.
Er beugte sich zur ihr hinab.
»Bleib hier. Rühr dich nicht von der Stelle.«
Dann lehnte er sich wieder zurück und unterstrich seine Anweisung mit einem finsteren Blick.
Den erwiderte sie ungerührt und mit entschlossener Miene. Ihre Lippen blieben zu einer festen Linie zusammengepresst, und sie blieb, wo sie war, als er sich langsam umdrehte und dann auf leisen Sohlen in den Flur schlich, der tiefer ins Haus führte.
Natürlich war sie dicht hinter ihm, als er vor der geschlossenen Küchentür stehen blieb.
Rascheln, Klirren, das Kratzen von Holz auf Fliesen und gelegentliches Scheppern drangen durch die grob gezimmerte Tür.
Dann hörte er das Schnauben.
Alle Spannung wich aus ihm, er streckte den Arm aus und stieß die Tür auf.
Sie schwang nach innen und gab den Blick frei auf den Eindringling.
Die Ziege blickte hoch und meckerte.
Sie brauchten eine halbe Stunde, um die Ziege anzubinden und die Küche wieder in Ordnung zu bringen. Und bis dahin war die Hitze zwischen ihnen verflogen.
Emily war zwar nur zu gerne bereit, die Flammen wieder anzufachen, aber nachdem er ihr in den Vordersalon nachgegangen war, statt mit ihr die Treppe hochzugehen und vielleicht sogar in ihr Zimmer, in ihr Bett zu kommen, blieb Gareth vor der Eingangstür stehen.
Als sie merkte, dass er nicht länger hinter ihr war, drehte sie sich um. Sah ihn quer durch den unbeleuchteten Raum an.
Und mit einem Mal war sie sich nicht mehr sicher.
Plötzlich erkannte sie, dass obwohl sie ihn wollte, trotz allem, was sie miteinander geteilt hatten, sie keinen Anlass hatte, zu glauben, dass er Verlangen nach ihr verspürte.
Er begehrte sie. Wenn sie ihn küsste und sich ihm anbot nahm er - wie ihre Schwestern es ihr erklärt hatten, war er da wie alle Männer.
Aber wollte er sie wirklich auf dieselbe Weise, wie sie ihn wollte?
Was, wenn er das nicht tat?
Der Gedanke gab ihr das Gefühl, mit einem Mal nackt und bloß zu sein. Plötzlich war sie verletzlich auf eine Weise, wie sie es nie zuvor gewesen war.
Und als die Stille sich ausweitete, als er keinen Schritt machte, um zu ihr zu kommen, sich zu ihr zu stellen, sondern sie einfach nur durch die Dunkelheit anschaute ... sie musste sich die Frage stellen, ob sie am Ende alles falsch verstanden hatte.
Endlich rührte er sich und nickte ihr zu.
»Gute Nacht. Wir sehen uns morgen früh.«
Ihr Herz schlug irgendwo in ihrem Hals.
»Kommst du nicht mit hoch?« Mit mir?
Gareth zwang sich, den Kopf zu schütteln.
»Ich werde Mullins ablösen. Wir müssen trotz allem Wache halten.«
Sie zögerte einen Moment, dann senkte sie den Kopf, drehte sich um und stieg langsam die Treppe hoch.
Er schaute ihr nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Dann entspannte er seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte, und starrte auf die Tür, machte aber keine Bewegung, sie zu öffnen.
Nach einem langen Augenblick schüttelte er den Kopf. Er fühlte sich immer noch, als hätte er einen Schlag erhalten. Einen festen.
Jemand hatte ihn geschlagen. Sie hatte das getan.
Sie hatte in seinen Gedanken Chaos gestiftet und seine lüsterne Seite freigelegt - die Seite von ihm, die sich nichts sehnlicher wünschte, als sie unter sich liegen zu haben, egal ob nackt oder angezogen. Sie hatte diese leidenschaftlichere, primitivere Seite von ihm hervorgelockt und sie - ihn - freigelassen.
Aber ...
Er war von einer verfluchten Ziege gerettet worden.
Selbst jetzt konnte er noch nicht mit Sicherheit sagen, ob er das verdammte Vieh segnen oder ihm den Hals umdrehen wollte.
In der aufziehenden Nacht standen die Fragen, die ihm jetzt keine Ruhe mehr ließen, klar und hell vor seinem geistigen Auge. Wollte sie ihn wirklich, oder war sie von der Leidenschaft mitgerissen worden? Von dem Verlangen, bei dem er immer noch glaubte, es entstamme mehr der Reaktion auf die Umstände als einem echten unbeeinflussten Gefühl.
Er wollte sie -
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