In Furcht erwachen
Verfügung stand, belief sich ihr Wert auf mehrere Pfand.
Dann wurden sie heruntergenommen, und das Ganze fmg
von vorne an.
Gemeinhin wurde angenommen, daß die Kneipenwirte
das Geld der Wohlfahrt übergaben, aber Grant hatte nie
einen Beweis gesehen, der diese Vermutung stützte.
Er schätzte, daß zehn oder zwölf Pfund dort oben kleb‐
ten. Genug, um ihn nach Sydney zu bringen.
Es gab jedoch keinen Zweifel, daß jeder Versuch von
seiner Seite, an die Münzen zu kommen, auf entschlosse‐
nen Widerstand stoßen würde.
Vorsichtig nippte er an seinem Bier und ließ Zigaretten-rauch durch den Mund streichen und langsam heraus‐
strömen, um ihn durch die Nase wieder einatmen zu kön‐
nen. Was natürlich, wie er sich, selbst gegenüber betonte, überhaupt keinen Fortschritt brachte, was die Losung seiner Situation betraf.
Ein kleiner Mann mit Brille stellte sich neben ihn an die Bar und bestellte mit dem Hauch eines irischen Akzents ein
mittelgroßes Bier. Er nahm seinen Panamahut ab und ent‐
hüllte einen Kopf, der, abgesehen von kleinen, weißen
Büscheln um die Ohren, kahl war.
«Heiß!» sagte er freundlich zu Grant und fuhr sich mit einem riesigen Taschentuch über den glänzenden Schädel,
als wolle er damit seine Aussage unterstützen.
«Heiß», stimmte ihm Grant kurz angebunden zu.
Der kleine Mann sah sich in der Bar um, fand aber offensichtlich niemanden, den er kannte, und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Grant.
«Neu in Yabba?»
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Grant zuckte leicht zusammen − spielte eigentlich jeder
hier in Bundanyabba seine Rolle in einer Konversation, die immer nach dem gleichen Muster ablief?
«Neu in Yabba», sagte er so gleichgültig wie grob, aber da Grobheit dieser Art in Bundanyabba unbekannt war, fiel sie dem kleinen Mann gar nicht erst auf.
«Gefallt Ihnen unsere gute alle Stadt?»
Zumindest konnten sie an diesem Punkt eine neue
Richtung einschlagen, dachte Grant.
«Nein! Ich finde sie verdammt scheußlich!» Das er‐
stickte hoffentlich jede weitere Annäherung.
Das Bier auf halbem Weg zum Mund, hielt der kleine
Mann inne.
«Yabba gefällt Ihnen nicht?» Von allem, was er in den
letzten Jahren zu hören gekriegt hatte, kam das Ketzerei am
nächsten, und er wußte nicht genau, wie er damit umge‐
hen sollte.
«Nein.»
Der kleine Mann trank sein Bier in einem Zug leer und bestellte ein neues. Er schien einen Moment zu überlegen, dann wandte er sich an Grant:
«Möchten Sie einen Drink?» Es war, als habe Grant zwar etwas Unaussprechliches getan, das aber doch nicht ganz
ausreichte, um ihn aus der Gesellschaft zu verbannen.
«Nein. Ich spiele nur mit dem hier herum, danke.»
«Nun, trinken Sie es, und ich lade Sie zu einem neuen ein.»
Das reichte. Grant hatte kein Verlangen danach, sich mit diesem kahl werdenden Emigranten zu beschäftigen, trotz
des wehmütigen Tonfalls in seiner Stimme.
«Hören Sie», sagte er, «ich bin absolut pleite und kann 62
es mir nicht leisten zu trinken. Ich will einfach nur dieses eine Bier hier langsam genießen.»
Aber auch das war die falsche Methode.
«Was hat das damit zu tun, Mann? Ich hab gesagt, daß
ich Sie zu einem Drink einlade; ich will nicht, daß Sie mir einen bezahlen. Kommen Sie, jetzt trinken Sie schon aus.»
Der kleine Mann hatte angefangen, laut zu reden, und
ein oder zwei der anderen Gäste sahen sie an, darum gab Grant nach, leerte sein Glas und stellte es auf den Tresen.
«Zwei Mittlere, Miss», sagte der kleine Mann, und
schon bald spürte Grant die tröstliche Wölbung eines vollen, kalten Bierglases in seiner Handfläche.
«Mein Name ist John Grant», sagte er widerwillig.
«Tim Hynes.» Grant schüttelte die angebotene Hand.
Sie war hart und aus irgendeinem Grund ziemlich kühl.
Wahrscheinlich vom Bierglas, dachte Grant, dessen eigene
Hände vor Schweiß ganz glitschig waren.
«Und wie kommt ein junger Bursche wie Sie dazu,
pleite zu sein?»
Gütiger Gott, diese schonungslos freundlichen Leute,
deren Wohlwollen an Unverschämtheit grenzte. Aber er
war in Bundanyabba und trank das Bier dieses Mannes, und
wer weiß, vielleicht konnte Hynes ihm helfen, Arbeit zu finden.
«Ich hab meinen Lohnscheck verloren, und jetzt muß
ich ein paar Wochen warten, bis ich einen neuen be‐
komme.» So weit entsprach das beinahe buchstäblich der
Wahrheit.
«Ein paar Wochen?»
«Ich bin der Lehrer draußen in Tiboonda, und ich hab
eben meinen Weihnachtslohn bekommen.»
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Aber
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