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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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diesem
     Leben halten. Ich wollte ihm einen stärkenden Trank einflößen,
     doch gelang es mir nicht, seinen Geist wieder zu wecken. So kippte ich ihm
     zwar den Trank in den Mund, doch Pierre de Grande-Rue konnte ihn nicht
     mehr hinunterschlucken. Er wurde rasch schwächer und schwächer
     und starb schließlich.«
    »Er hat nicht noch
     einmal das Bewusstsein erlangt?«, vergewisserte sich der Inquisitor.
     Zorn und Enttäuschung schwangen in seiner Stimme mit.
    Der Bader zitterte noch stärker.
     »Nein, Herr.«
    »Hat er, da sein Geist
     schon umnachtet war, trotzdem noch etwas gesagt? Hat er Worte gemurmelt -
     Worte, die dir vielleicht sinnlos erschienen sind? Lateinische Worte?«
    Nicolas Garmel schüttelte
     den Kopf und auch die beiden Folterknechte verneinten.
    »Gut«, sagte der
     Inquisitor und holte tief Luft. »So war es denn GOTTES Wille, dass
     Pierre de Grande-Rue sein letztes Geheimnis mit ins Grab nehmen durfte.
     Wir wollen sehen, dass wir dieses, das letzte Rätsel auf anderen
     Wegen zu lösen vermögen. Auch wenn es nun vielleicht gar nicht
     mehr wichtig ist, denn der Täter hat seine irdische Strafe schon
     gefunden. Ich segne Euch und vergebe Euch den Tod des Gefangenen.«
    Dann wandte sich Meister
     Philippe an mich. »Ich werde zum Prior von Saint-Martin-des-Champs
     eilen und ihn bitten, die Boten zum Prévôt royal und zum
     Bischof unverzüglich loszuschicken. Ich werde zuerst meinem Prior
     einen Bericht erstatten und dann den beiden hohen Herren selbst einen
     ihnen sicherlich nicht unwillkommenen Besuch machen.
    Du wirst dich vergewissern,
     dass Pierre de Grande-Rue auch wirklich dies irdische Jammertal verlassen
     hat. Dann wirst du seinen Tod im Protokoll festhalten. Dieses Protokoll
     wirst du dann ins Kloster bringen. Dort werden wir uns zu späterer
     Stunde wieder treffen. Ich werde es unterschreiben und siegeln. Damit ist
     der Fall abgeschlossen - auch wenn wir beide wissen, dass es noch eine
     Frage gibt, die ihrer Beantwortung harrt.
    Für den Prévôt
     royal, den Bischof und auch unseren Prior jedoch mag es schon reichen,
     dass der Täter gefunden und für immer unschädlich gemacht
     worden ist. Nun eile dich!«
    Er segnete mich, dann gebot
     er mir mit einer Geste, noch einmal ins finstere Verlies hinabzusteigen.
    Ich gehorchte dem Inquisitor,
     wiewohl mir wieder das Herz bis zum Halse schlug. Die Folterknechte
     blieben in der Sonne sitzen, doch der Bader musste mich begleiten, denn
     ich wollte einen sachkundigen Mann an meiner Seite haben, wenn ich den
     Toten erblickte. Auch wollte ich, ich muss es gestehen, nicht allein
     diesen düsteren Ort betreten.
    Schweigend standen Nicolas
     Garmel und ich einige Augenblicke später an der Streckbank. Pierre de
     Grande-Rue lag noch immer in Fesseln dort, doch war diese Maßnahme längst
     überflüssig. Denn ohne Zweifel war der Vagant tot.
    Selbst wenn er noch gelebt hätte,
     er wäre nicht mehr fähig gewesen, die Streckbank aus eigener
     Kraft zu verlassen. Ich blickte auf seine ausgerenkten Gliedmaße,
     die verkohlten Füße, die Brandmale überall an seinem Körper,
     die blutigen Hände, das fahle, selbst noch im Todesschlaf vom Schmerz
     gezeichnete Gesicht.
    »Quält Euch nicht,
     Herr Garmel«, sprach ich dem Bader respektvoll Trost aus. »Selbst
     der Leibarzt des Papstes hätte diesen Mann wohl nicht mehr von der
     Schwelle des Todes fortzerren können.«
    »Da irrt Ihr Euch,
     Bruder Ranulf«, widersprach er mir da und seufzte tief.
    Ich blickte ihn überrascht
     an. »Wie könnt Ihr das sagen?«, fragte ich. »Welcher
     Mensch könnte solche Verletzungen überleben?«
    »Ich«, wisperte
     da der Bader so leise, dass ich zunächst glaubte, mich verhört
     zu haben. »Ich«, wiederholte er dann mit festerer Stimme,
     »habe diese Qualen überlebt.«
    »Ihr seid gefoltert
     worden?«, stieß ich ungläubig hervor.
    Der Bader nickte, dann setzte
     er sich auf einen Schemel, überwältigt von Schwäche und
     seinen Erinnerungen.
    »Oh, Bruder Ranulf«,
     gestand er mir, »ich war ein Ketzer, so sündig wohl wie dieser
     Vagant. Zwar habe ich nie einen Menschen getötet, doch war ich einst
     in meiner Jugend, als ich noch Badergehilfe in der schönen Stadt
     Carcassonne war, ein Anhänger jener Häretiker, die heute kaum
     noch einer kennt und deren Namen niemand mehr auszusprechen wagt, ohne zu
     erzittern.«
    »Ihr wart«, ich zögerte,
     »Ihr wart Katharer?«
    Der Bader nickte schmerzlich.
     »Ja. Und ich

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