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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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gekommen wäre. Als der verneinte, nickte ich und zog
     mich erleichtert in meine Zelle zurück. Dort entfaltete ich den Brief
     und las:   
     
    Geliebter!
    Ich habe nur wenige
     Augenblicke Zeit, um dir diese Zeilen zu schreiben. Die »Kreuz der
     Trave« wird in vier Wochen Paris verlassen. Es ist ein Geheimnis,
     das nicht einmal der Steuermann kennt. Mein Mann wollte es auch vor mir
     verschweigen, doch verriet er sich in einem unbedachten Moment.
    Ich weiß nicht, ob
     er auf eigene Faust lossegeln will oder ob ihm jemand einen Auftrag
     gegeben hat. Wir haben keine Fracht geladen, nur viele Vorräte. Ich
     vermute trotzdem, dass es jemanden gibt, der meinem Gatten Befehle geben
     kann. Nie hätte ich so etwas gedacht! Und doch: Mein Mann scheint
     jemandem zu gehorchen, ja, er scheint ihn zu fürchten.
    Ich vermag weder zu sagen,
     wer dieser Geheimnisvolle sein könnte, noch weiß ich, wohin
     unsere Kogge segeln soll. Ich kenne nicht das Ziel der Reise und nicht
     ihre Dauer. Sicher ist nur dies: Wir laden Vorräte ein, Tag um Tag.
     So weiß jeder Matrose an Bord, so weiß jeder Diener im Haus,
     dass es bald losgehen soll. Nur, wie gesagt, niemand weiß wann genau
     und wohin.
    Geliebter - verzeihe mir,
     dass ich deinen Namen nicht niederschreibe, doch sollte dieser Brief
     jemals in falsche Hände gelangen, dann wird er nur mich der Schande
     anheimgeben, nicht dich — ich sehne mich nach dir! Doch meine
     Sehnsucht muss ich bezähmen. Und auch du musst dich noch ein wenig in
     Geduld üben. In acht Tagen werden wir Gäste des Bischofs von
     Paris sein. Der hohe Herr hat meinen Gatten und mich in seinen Palast
     eingeladen. Ich weiß nicht, warum, doch mein Mann ist seither noch
     nervöser als zuvor.
    Wir kleiden uns neu ein. Täglich
     ist eine Schneiderin da, die mir Maß nimmt oder mir Stoffe präsentiert.
     Es kann meinem Gatten nicht kostbar genug sein, ich werde aussehen wie
     eine Fürstin! Dann bringen uns Goldschmiede feinstes Geschmeide
     vorbei, manches für mich, das meiste jedoch als Geschenk für den
     hohen Herrn, dessen Gäste wir die Ehre haben zu sein.
    So bin ich keine Stunde
     allein, nie bin ich unbeobachtet. In neun Tagen erst, wenn wir aus dem
     bischöflichen Palais zurückgekehrt sein werden und Ruhe wieder
     einkehrt in unser Haus, wird unsere Stunde kommen!                  
    Bis dahin muss ich mich
     damit begnügen, dein Bild in meiner Seele zu tragen und die Stunden
     zu zählen, die mich noch von dir trennen. Da ich deine Neugier kenne
     — und ich selbst natürlich neugierig bin—, werde ich
     versuchen, mehr herauszufinden über das Ziel der »Kreuz der
     Trave«, ohne dabei den Verdacht meines Gatten zu erregen. Mag sein,
     dass ich dir in neun Tagen ein neues Geheimnis ins Ohr flüstern kann.
    Meine Dienerin Magdalena,
     die dir diesen Brief überbringt, wird dann zur Mittagszeit vor dem
     Kloster auf dich warten und dich zu mir führen. Gedulde dich also
     noch eine kleine Weile!
    Klara 
    Neun Tage! Wie lang würde
     mir diese Zeit werden! Denn nicht länger war es die Wollust allein,
     die mich verzehrte, sondern nun auch die brennende Ungeduld, wieder nach
     dem Mörder des Mönches zu suchen.
    Meister Philippe würde
     keine weiteren Nachforschungen betreiben, das glaubte ich nun sicher zu
     wissen. Wahrscheinlich würde er mit mir nicht einmal über das
     Buch sprechen, das der Vagant Heinrich von Lübeck geraubt hatte, und
     auch nicht über das geheimnisvolle Land terra perioeci, wenn ich auch nicht wusste, warum
     er diese Dinge mir gegenüber verschwieg. Ich war auf mich allein
     gestellt.
    Doch nicht ganz: Zwei
     Helferinnen hatte ich, die gleich mir nur heimlich auf die Suche gehen
     konnten. Lea durchforschte noch immer die Bibliothek ihres Vaters nach
     Hinweisen auf die terra perioeci. Nun,
     da ich mit eigenen Augen, wenn auch nur schmerzlich kurz, diesen Namen in
     einem weiteren Werk gelesen hatte, war ich noch sicherer als zuvor, dass
     irgendwo in einem anderen Buch ein weiterer Hinweis auf dieses Land zu
     finden sein müsse.
    Und Klara? Sie würde,
     geschickt wie sie war, nach dem Geheimnisvollen Ausschau halten, der ihrem
     Gatten Befehle geben konnte, und sie würde versuchen, das Ziel der
     Kogge zu ergründen. Die »Kreuz der Trave« würde bald
     ablegen. Es sollte eine lange Reise werden. Konnte das alles ein Zufall
     sein?
    Ruhelos warf ich mich auf
     meiner harten Pritsche hin und her. Ich hatte keinen Beweis, ja

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