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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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in den Hallen des Maison aux
     Piliers versammelt hatten und leise miteinander feilschten. Schreiber
     trugen Pergamente hin und her, standen an Pulten und füllten lange
     Listen aus. Es wurde getuschelt, gefordert, gefleht: ein leises,
     tausendstimmiges Gesumm des Geldes und der Nichtigkeit. Hatte nicht
     Christus selbst solch weltliches Treiben verdammt?   
    Et intravit Iesus in
     templum Dei et eiciebat omnes vendentes et ementes in templo et mensas
     nummulariorum et cathedras vendentium columbas evertit. Doch hier studierte man lieber
     Depeschen und Anweisungen als die Heilige Schrift. Kaum jemand hatte sein
     Tun unterbrochen, um der Hinrichtung draußen vor dem prachtvollen
     Portal dieses Hauses zuzusehen. Doch als wir eintraten, die große
     Freitreppe ins erste Obergeschoss emporschritten und zum Raum des
     Gildenmeisters gingen, da folgte uns so mancher erstaunte und wohl auch
     ängstliche Blick. Und Recht hatten diese Sünder: Wie viele
     Ewigkeiten Hölle mochten sie hier täglich ansammeln mit ihren
     goldenen und silbernen Münzen, die sie in prall gefüllten
     Lederbeuteln herumtrugen! Über der Tür, die zu den Gemächern
     des Gildenmeisters führte, prangte ein Gesims, welches, in Marmor
     gefasst und farbig bemalt, das Wappen der Gilde trug und ihren Spruch:                  
    Fluctuat nec mergitur. Ein Diener öffnete
     uns - und vor uns stand der Prévôt des marchands de l'eau,
     einer der mächtigsten Männer von Paris. Andre d'Epernon war wohl
     fünfzig Jahre alt. Sein Haupt war kahl, auf seiner Nase erhob sich
     ein Sehglas aus Venedig, doch hinter dessen geschliffenen Gläsern
     funkelten dunkle, gescheite Augen. Seinen schmächtigen Körper
     hatte d'Epernon in dunkles Brokat gehüllt, was ihm, trotz seines
     niederen Wuchses, eine gewisse Gravität verlieh. Vor seiner Brust
     blitzte die goldene Kette des Gildenmeisters. »Philippe de
     Touloubre!«, rief er aus - und schien ehrlich erfreut zu sein. Er
     eilte uns mit ausgestreckten Armen entgegen, dann verbeugte er sich.
     »Womit kann ich den Männern GOTTES dienen?« Auch der
     Inquisitor neigte sein Haupt und war offensichtlich angetan, den
     Gildenmeister zu sehen. In wohlgesetzten Worten brachte er unser Anliegen
     vor.
    Andre d'Epernon kratzte sich
     am Kopf und dachte nach. »Von dem«, er zögerte
     vorsichtig, »bedauerlichen Zwischenfall, der sich im Schatten von
     Notre-Dame ereignet hat, habe ich natürlich gehört«, sagte
     er schließlich. Er verriet uns allerdings nicht, woher er diese
     Information hatte. »Ich wusste jedoch nicht«, fuhr der
     Gildenmeister fort, »dass dieser Mönch - GOTT sei seiner Seele
     gnädig - etwas mit einem Kaufmann aus deutschen Landen zu schaffen
     hatte. Wozu sollte er das auch? Und noch dazu in unserer guten Stadt
     Paris? Doch kann es sich dabei eigentlich nur um einen Mann handeln:
     Richard Helmstede.«
    »Diesen Namen habe ich
     noch nie gehört«, gab Meister Philippe zur Antwort.
    Andre d'Epernon nickte.
     »Aber Ihr werdet sein Schiff schon gesehen haben.« Er deutete
     aus dem Fenster. »Es liegt direkt an der Place de Greve.«
    »Der große
     Segler, der eher einer schwimmenden Burg gleicht denn einem Schiff?«,
     platzte ich heraus.
    »Ja«, bestätigte
     mir der Gildenmeister und ich meinte, ein spöttisches Lächeln
     über sein Gesicht huschen zu sehen. Wahrscheinlich hielt er mich für
     einen unerfahrenen Jungen, kaum besser als ein Novize — und er hatte
     damit ja auch Recht.
    »Es ist eine Kogge«,
     fuhr er fort. »So zumindest werden Segler dieser Art in deutschen
     Landen genannt. Sie gehört Richard Helmstede und ankert schon seit
     etlichen Tagen in Paris.«
    »Ich habe nie zuvor
     eine Kogge in Paris gesehen«, warf Philippe de Touloubre ein.
    »Ich auch nicht«,
     erwiderte Andre d'Epernon lachend. »Und ich habe weiß GOTT
     viele Schiffe in meinem Leben erblickt. Richard Helmstede hat die Abgaben
     für den Liegeplatz und die Steuern für den König
     ordnungsgemäß und pünktlich bezahlt, ohne zu feilschen
     oder zu jammern. Er ist höflich, aber verschlossen. Ich bekomme ihn
     kaum zu Gesicht - ich weiß nicht einmal, wo er hier in Paris
     abgestiegen ist und wo er sich aufhält.
    Niemand aus der Gilde der
     Flussschiffer kann sich erklären, was er hier laden oder handeln will
     mit seinem gewaltigen Schiff. Es muss ihn Unsummen gekostet haben, all die
     Treidler zu bezahlen, die nötig gewesen sein mögen, um diese
     schwere Kogge

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