Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
Knall die Tür hinter sich zu.
Berührungen
5. Kapitel
Der Morgen dämmerte bereits und im Osten zogen helle Streifen am Horizont entlang. Maroush hatte sich auf einen der großen Steinquader am Meer niedergelassen und den Erzählungen seines Bruders gelauscht, wie er Madison kennengelernt hatte.
»Sie weiß also, dass du ein Vampir bist?«, fragte Maroush.
»Ja«, nickte Rayhan, »ihr ist bekannt, dass neben den Menschen auch andere Rassen existieren. Sie ist Ärztin und hat schon einige von uns geheilt.«
»Woher weiß sie von uns?«
»Sie gehört selbst einer anderen Spezies an.«
»Wirklich?« Maroush war überrascht. »Was ist sie? Auch ein Aerial, so wie Violett?«
Rayhan schüttelte den Kopf und schaute seinen Bruder ängstlich an. Sein Blick sagte so viel wie: Du wirst es mir doch nicht glauben!
»Los , raus mit der Sprache, so schlimm wird es nicht sein.«
»Sie ist ein Engel. Ein gefallener Engel, ihr wurden die Flügel herausgerissen, weil ihr Blut von einem Vampir geraubt wurde.«
»Ein ... Engel?« Maroush blieb vor Überraschung der Mund offen sehen.
»Unglaublich! Sie ist wahrhaftig ein Engel? Du meinst E-N-G-E-L? Diese Typen aus der Bibel?«
Rayhan entfuhr ein leises Lachen. »Ja, genau, diese Engel meine ich.«
»Und das glaubst du ihr?«
»Hast du sie dir mal angesehen?«
Maroush machte eine entschuldigende Bewegung. »N atürlich ist sie schön, aber das sind andere Frauen auch.«
»Die Geschichte geht noch weiter ... Der Vampir, der ihr Blut geraubt hat, trägt einen besonderen Namen – Viktor Kassai!«
»Nein!«
»Doch!«
Maroush kam aus dem Staunen nicht heraus. Doch er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass dieser noch mehr zu berichten hatte. »Los, erzähl mir auch den Rest!«
Nervös trat Rayhan von einem Bein auf das andere.
»Raus mit der Sprache, was ist sonst noch passiert?«
»Du wirst es mir nicht glauben, aber Madison trägt ein Tattoo – sie ist eine Kriegerin des Glaubens!«
Mittlerweile war Maroush aufgestanden. Er musste sich bewegen, um all diese Informationen zu verdauen. Abrupt blieb er stehen.
»Welche Losung?«
»Credo, ut intelligam!«
»Du meinst, sie trägt deine Losung? Sie ist also – du meinst sie ist dein Glaubensgelöbnis?«
»Nein!«, schrie Rayhan aufgebracht, »Doch! Ich meine, ja, sie ist es, aber auch wieder nicht.«
Maroush legte den Kopf schief und überlegte einen Moment. Dann flammte ein Lächeln auf seinem Gesicht auf. »Sie ist deine Lebensgefährtin, mein Bruder. Du bist verliebt und vollkommen verwirrt. Was hat man dir in diesem Menschenkrankenhaus gespritzt?«
Nun war es Rayhan, der sich setzen musste.
»Es ist kompliziert. Madison wurde der Engelsstatus genommen, weil Kassai ihr Blut geraubt hat und es nun auch in seinen Adern fließt. Wenn sie ihn tötet, kann sie wieder zu einem Engel werden, aber nur, wenn ihr Blut rein bleibt, also ausschließlich in ihrem Körper fließt.«
Andächtig nickte Maroush: »Das würde also bedeuten, dass ...«
»Genau, ich kann niemals mit Madison ein Glaubensgelöbnis eingehen, weil wir unser Blut nicht teilen können, sonst bekommt sie ihren Status nicht zurück.«
»Oh, Mann«, Maroush stellte einen Fuß auf einen der Quader und stützte sich auf dem angewinkelten Knie ab . »Das ist hart, mein Bruder.«
»Ja, das ist es, doch es wäre viel härter für Madison, wenn sie ihren Status nicht zurückbekäme. Ich empfinde viel für sie, wie könnte ich ihr das nehmen? Daher ist es von äußerster Wichtigkeit, dass Madison nicht erfährt, dass ich ihr Gefährte bin und wie man ein Glaubensg elöbnis eingeht. Du musst mir versprechen, dass du das auch Sunny klarmachst.«
»Sunny wird es verstehen. Aber wenn ich die Situation richtig gedeutet habe, kam dein Engel aus deinem Zimmer und trug dein Hemd.«
Die Erinnerung daran, wie Madison am obersten Tre ppenabsatz lehnte und engelsgleich auf sie herunterblickte, stand Maroush noch bildlich vor Augen.
»Ja, sie hat für eine Nacht mir gehört. Wir hatten dieses eine Mal, das muss für die Ewigkeit reichen.«
Verblüfft schaute Maroush Rayhan an und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Mein Bruder, die Ewigkeit kann verdammt lang sein. Das wirst du nicht durchstehen können, nicht, wenn Madison weiter in deiner Nähe bleibt.«
Rayhan blickte zu ihm auf. »Dann muss ich zusehen, dass wir getrennte Wege gehen.«
Niemals hatte Maroush seinen Bruder so traurig erlebt.
Mit lässigen Schritten stolzierte Phoebe in
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