Inkubus
aufgebrochen worden war. Meist ließ Violino nach der Rückkehr von seinen nächtlichen Runden die schmutzige Wäsche der Pflegeheime bis zum nächsten Morgen in seinem Lieferwagen, wenn sie seine Arbeiterinnen ausluden. Daher blieb die Wäscherei von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens geschlossen. Violino befragte nun seine Angestellten, aber die fünf Frauen sagten übereinstimmend, dass sie nichts Ungewöhnliches bemerkt hätten.
Mehr seinem Gefühl als einer logischen Überlegung folgend versteckte sich Violino eines Nachts in der Wäscherei. Punkt acht Uhr beobachtete er, wie das aufgebrochene Fenster sich öffnete und der Junge flink in den Raum kletterte. Violino blieb in seiner dunklen Ecke hocken und beobachtete. Seit der Junge ihm aufgefallen war, hatte Violino jeden Tag misstrauisch die Laken und Decken nachgezählt und auch die Waschmittelvorräte kontrolliert, aber nie hatte etwas gefehlt. Nach Betreten des Raumes hatte der Junge seine Nase witternd in die Luft gestreckt, als wäre er ein Tier, bevor ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien und er leise und zielstrebig auf einen Stapel sauberer, duftender Wäsche zusteuerte. Es war ein schwüler, heißer Sommer. Der Junge hatte die Wäsche genommen und auf einem Tisch ausgebreitet. Dann hatte er sich komplett ausgezogen und auf den weißen Laken ausgestreckt, wobei er die Nase selig in dem Stoff vergrub. Kurz darauf war er eingeschlafen. Nun war Violino aus seinem Versteck hervorgekommen und auf ihn zugegangen. Er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Als er dann dicht neben dem Jungen stand, war ihm seine körperliche Missbildung aufgefallen, weil er sich schlafend auf den Rücken gedreht und die Beine von sich gestreckt hatte. Der winzige Penis schien wie der eines Neugeborenen, die Hoden waren überhaupt nicht zu sehen. Im Schambereich wuchsen nur einige wenige helle Haare. Betroffen war Violino einen Moment stehen geblieben, bevor er in sein Versteck zurückkehrte. Noch vor Sonnenaufgang war der Junge mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen erwacht und hatte seine Nase noch einmal in der duftenden Wäsche versenkt. Er hatte sich angezogen und alles höchst sorgfältig in Ordnung gebracht. Dann war er durch das aufgebrochene Fenster verschwunden.
Violino war ihm gefolgt, wobei er sich bemühte, unbemerkt zu bleiben. Der Junge hatte eine Bar in der Vorstadt aufgesucht, hatte zwei Croissants gekauft und war dann zu einer kleinen Barackensiedlung gegangen. Er hatte sich vor einer Hütte mit Wellblechdach auf eine Holzstufe gesetzt und dort gewartet, wobei er mit der Papiertüte herumspielte, in der die beiden süßen Stückchen steckten. Kurz darauf bemerkte Violino, wie eine verlebte und vulgär gekleidete Frau um die fünfzig zusammen mit einer ähnlich aufreizend angezogenen Frau herankam, die noch keine zwanzig war. Offensichtlich zwei Prostituierte. Der Junge war aufgestanden, ihnen entgegengegangen und hatte der älteren Hure die Tüte gegeben. Die Frau hatte den Jungen unfreundlich begrüßt, die Tüte aufgemacht und mit wenigen Bissen eines der beiden Croissants verschlungen. Die jüngere Prostituierte hatte den Jungen grinsend begrüßt und ihm dabei ziemlich grob den Unterleib betatscht, worauf er sich hochrot hinter die Hütte geflüchtet hatte. Die beiden Frauen hatten zusammen gelacht und sich dazu mit den Ellenbogen angestoßen, dann hatten sie sich um das andere Croissant gestritten. Schließlich waren sie in ihrer schäbigen Hütte verschwunden. Kurz darauf öffnete sich die Tür wieder und ein kräftiger Kerl im Unterhemd zerrte brüllend die fünfzigjährige Hure an den Haaren hinter sich her. Er hatte sie in den Staub geworfen und ihr etwas zugeschrien, was Violino nicht verstand. Als die junge Prostituierte ebenfalls herauskam, um zu sehen, was geschah, war der Mann mit seiner Hand unter ihr Mieder gefahren und hatte grob ihre Brust gepackt und gequetscht. Dann war er mit einem ordinären Lachen ins Haus zurückgegangen, während die auf dem Boden liegende Frau losheulte. Die junge Hure eilte zu ihr und half ihr beim Aufstehen. Immer noch unter Tränen hatte sich die Ältere ihr Knie gerieben, das sie sich beim Fallen aufgeschürft hatte. Wütend hatte die Frau beide Strümpfe, die sie sich bei dem Sturz zerrissen hatte, ausgezogen und neben sich in den Staub geworfen. Violino hatte ihr dichtes, schwarzes Schamhaar und die schlaffen Schenkel sehen können, in die zwei blaue Strumpfbänder tief einschnitten. Dann
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