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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sollen?«
      Brooke zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Mir gefällt das Gefühl bloß nicht, das ist alles. Ich glaube nicht, dass sich dein Freund Banks so schnell hätte einschüchtern lassen.«
      Annie grinste. »DCI Banks hat seine eigenen Gesetze«, sagte sie. »Auch weil er glaubt, nichts zu verlieren zu haben. Auf ihn muss man nicht unbedingt neidisch sein.« Sie gab einem der SO19-Kollegen auf der Straße ein Zeichen. »Egal wie, jetzt passiert auf jeden Fall etwas.«
      Brooke nickte. »Es hat zu große Ausmaße angenommen. Selbst ganz oben konnte man jetzt nicht mehr rechtfertigen, dass wehrlose minderjährige Mädchen länger als nötig in Gefangenschaft blieben. Außerdem wissen wir immer noch nicht, ob und was Lambert damit zu tun hat. Vielleicht ist es etwas ganz anderes.«
      »So oder so, das werden wir bald herausfinden«, entgegnete Annie. »Sie gehen rein.«
      Die Hälfte der Männer begab sich nach hinten, die anderen wappneten sich für die Erstürmung des Hauses durch die Eingangstür. Mit angehaltenem Atem beobachtete Annie, wie der Rammbock dagegen gestoßen wurde und das Holz zersplitterte. Dann waren sie drin. Von hinten hörte man ähnliche Geräusche.
      Diesmal gab es nicht nur Rufe und Schreie. Es fielen Schüsse. Das vernahmen auch die Nachbarn weiter unten an der Straße. Sie erschienen an den Fenstern und Türen, wurden aber von den dafür zuständigen Uniformierten auf Abstand gehalten. Nach quälend langer Stille trat der Einsatzleiter vor die Tür und winkte Annie und Brooke herein.
      »Alle gesund?«, fragte Annie.
      »Doch«, erwiderte er. »Eddie hat einen Schuss in die Brust bekommen, aber die Weste hat dicht gehalten. Tut ein bisschen weh, aber mehr nicht. Wir warten jetzt, dass der Rettungswagen und unsere Vorgesetzten kommen. Sie wissen ja, wie das ist, wenn Schüsse abgegeben werden. Alles in dreifacher Ausfertigung. Fragen. Man fühlt sich mehr wie ein Verbrecher als wie ein Bulle.«
      Annie und Brooke folgten dem schimpfenden Einsatzleiter ins Vorderzimmer. Dort hatten vier Männer an einem Klapptisch Karten gespielt. Zweien hatte man Handschellen angelegt, zwei waren gegen die Wand gesackt, Löcher in der Brust, voller Blut. Auch an den Wänden und auf dem Teppich war Blut. Annie wurde leicht übel. Sie hatte noch nicht viele Schussopfer gesehen und war nicht auf den Geruch der explodierten Munition zusammen mit dem Geruch frischen Blutes vorbereitet.
      Auf einen der Toten passte die Beschreibung von Hadeon »Happy Harry« Masurik. Der andere hatte den Körperbau eines Bodybuilders, zu einem Pferdeschwanz gebundenes langes fettiges Haar und eine dicke Goldkette um den Hals. Eine Kugel musste die Kette durchtrennt haben; sie ruhte wie eine Schlange auf seiner blutigen Brust.
      Die anderen Männer kannte Annie nicht. Sie blickten düster drein. Beide trugen Handschellen und wurden von SO19-Beamten mit gezückten Heckler und Kochs bewacht. Einer der beiden mochte der Fahrer des Mondeo gewesen sein, aber die Beschreibungen von ihm waren nur vage. Je länger Annie allerdings den anderen betrachtete, desto bekannter kam er ihr vor: das stachelige Haar, der Ziegenbart. Dann fiel es ihr ein: Er war auf dem Foto, das Banks ihr gezeigt hatte, das Bild, das sein Bruder wenige Tage vor seinem Tod aufgenommen hatte. Es war der Mann, der mit Gareth Lambert vor dem Café gesessen hatte. Hier endlich war die Verbindung.
      Die Sanitäter trafen ein, es wurde eng im Zimmer. Annie und Brooke folgten einem Kollegen nach oben. Es gab drei Schlafzimmer. In jedem war ein hübsches junges Mädchen, durch die Schüsse mehr als verängstigt. SO19-Beamte kümmerten sich um zwei von ihnen, Brooke ließ sich zurückfallen. Annie betrat einen Raum und ging zu dem schwangeren Mädchen, das mit ängstlichem Gesichtsausdruck auf dem Bett lag.
      »Carmen?«, fragte sie. »Carmen Petri?«
      Das Mädchen nickte, offenbar erstaunt, dass Annie ihren Namen kannte. Sie sah etwas älter aus als die Mädchen im Haus in King's Cross, vielleicht war sie neunzehn oder zwanzig, außerdem weniger stark geschminkt. Es war schwer zu sagen, was für eine Figur sie normalerweise hatte, denn sie war ungefähr im sechsten Monat schwanger. Ihr Gesicht jedoch war wunderschön: volle Lippen, ein Schmollmund wie Brigitte Bardot, eine perfekte Nase, makelloser Teint - abgesehen von dem Schönheitsfleck über der Lippe - und große dunkelblaue Augen voller Tränen. Annie konnte Carmens

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