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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gehört.«
      Chadwick wies auf das Plattencover. »Wo haben Sie diesen Schund gekauft?«
      »Was?«
      »Das nackte Kind. Ihnen ist doch klar, dass wir Sie nach dem Gesetz über pornographische Veröffentlichungen strafrechtlich verfolgen können, oder?«
      »Das ist Kunst, Mann«, protestierte Crowley. »Das können Sie in jedem Plattenladen kaufen. Pornographie liegt im Auge des Betrachters.«
      Auf dem Boden lagen Zeitungen und fettiges Einwickelpapier von Fish and Chips, daneben leere Bierdosen. Bradley ging zum Aschenbecher und zog den Rest von mehreren handgedrehten Zigaretten heraus, die er an ihrem Geruch als Mischung aus Tabak und Hasch identifizierte. Das reichte schon, um die drei wegen Drogenbesitzes anzuklagen.
      Was hatte Yvonne bloß in dieser Absteige zu suchen, fragte sich Chadwick. Warum kam sie her? War es so schlimm zu Hause? Konnte sie es nicht erwarten, vor Janet und ihm zu fliehen? Es war sinnlos, sich den Kopf zu zerbrechen. Wie Enderby schon gesagt hatte:
      Wahrscheinlich ging es um Freiheit.
      Von oben hörte Chadwick ein kurzes Scharren und Poltern, gefolgt von mehreren lauten Schlägen, die immer näher kamen. Als er zum Treppenabsatz ging, sah er die beiden uniformierten Constables. Einer hatte seinen Hut verloren. Sie hielten einen Mann fest, der aufstehen wollte.
      »Er wollte nicht mit uns kommen, Sir«, erklärte der eine Beamte. Es sah aus, als hätten sie ihn an den Armen rückwärts die Treppe hinuntergeschleppt, was höchstens seiner Würde und vielleicht seinem Steißbein Schaden zugefügt hatte. Chadwick beobachtete, wie die aufsässige, in Schwarz gekleidete Gestalt mit dem strähnigen Haar und dem pockennarbigen Gesicht auf die Füße kam und den Staub abklopfte. Das überlegene Grinsen war bereits wieder da, wenn es denn überhaupt zeitweise verschwunden gewesen war.
      »So, so, so«, sagte er. »Mr. McGarrity, nehme ich an? Ich würde gerne einmal mit Ihnen reden.«
     
    Enderbys Stammlokal zwei Straßen weiter war wie sein Haus: gemütlich und unauffällig. Der Pub war relativ neu; nach der flachen Bauweise und den großen Panoramafenstern zum Meer zu urteilen, aus den späten Sechzigern. Seine Vorteile waren, dass er zu dieser Tageszeit so gut wie leer war und dass es Tetley's vom Fass gab. Ein Glas konnte nicht schaden, beschloss Banks, holte die Getränke an der Theke und brachte sie an den Tisch.
      Enderby schaute hoch. »Dachte mir doch, dass Ihre Entschlossenheit wanken würde.«
      »Tut sie öfter«, gab Banks zu. »Schöne Aussicht.«
      Enderby trank einen Schluck Bier. »Hmm.«
      Das Fenster ging auf die glitzernde Nordsee, auf der hier und dort Fischerboote und Trawler schaukelten. Whitby war immer noch ein blühender Fischereihafen, rief Banks sich in Erinnerung, selbst wenn die Walindustrie, mit der die Stadt groß geworden war, längst nicht mehr existierte. Captain Cook hatte als Seefahrer in Whitby begonnen; sein Denkmal stand oben auf dem West Cliff neben dem Kieferknochen eines Wals.
      »Wann ereignete sich dieser Mord, von dem Sie sprachen?«, fragte Banks.
      »Im September des Vorjahres. 1969. Mensch, Banks, Sie machen mit mir aber heute eine ganz schöne Reise in die Vergangenheit! Habe seit Jahren nicht mehr daran gedacht.«
      Banks kannte sich aus mit Reisen in die Vergangenheit, schließlich hatte er vor gar nicht allzu langer Zeit das Verschwinden eines alten Schulfreundes untersucht, dessen Leiche man auf einem Feld bei Peterborough gefunden hatte. Je älter Banks wurde, desto öfter hatte er das Gefühl, dass die Vergangenheit die Gegenwart überschattete.
      »Wer war das Opfer?«
      »Eine Frau, eigentlich ein junges Mädchen, namens Linda Lofthouse. Hübsches Ding. Komisch, ich habe immer noch vor Augen, wie sie damals in dem Schlafsack lag. Dieses weiße Kleid mit der Blumenstickerei vorne. Eine Blume war auch auf ihr Gesicht gemalt. Eine Kornblume. Sie sah so friedlich aus. Aber sie war tot. Man hatte sie von hinten festgehalten und so heftig auf sie eingestochen, dass ein Stück vom Herz abgeschnitten wurde.« Enderby erschauderte leicht. »Da ist gerade jemand über mein Grab gegangen.«
      »Was hatte Swainsview Lodge damit zu tun?«
      »Dazu komme ich noch. Der Mord geschah auf einem Rockkonzert in Brimleigh Glen. Die Leiche wurde beim Aufräumen von einem freiwilligen Helfer auf dem Feld gefunden. Aus den Spuren ging hervor, dass sie im nahe gelegenen Wald getötet und dann

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