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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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lockte.
    Sie war in die Fabrik gefahren, weil sie sich davor nicht drücken konnte. Sie empfand nichts mehr für die Firma, es war, als sei ihr der Ehrgeiz zugleich mit Ben entglitten. Sie hatte Kalding zum Manager ernannt und Wilkes deut lich gemacht, dass sie keinerlei Unterbrechung in der Herstellung dulden würde. Sie verhielten sich mitfühlend und besorgt und äußerten ihr Beileid, aber sie spürte auch, dass alle sie mit diesem ganz besonderen Blick an sahen, sogar Hanneke. Der Blick, mit dem die Leute eben eine betrogene Frau anschauten.
    »Wann findet die Beerdigung statt?«, fragte Hanneke.
    Das war noch so ein Albtraum.
    Glücklicherweise lag der Friedhof außerhalb des Dor fes, in Richtung Oss, und dort lag Ben in einem geschlos senen Sarg in der Trauerhalle des Bestattungsunterneh mers. Sie hatten eine vollständige Autopsie durchgeführt, ohne vorher ihre Erlaubnis einzuholen .
    »Tja, Mevrouw«, hatte der Inspecteur gesagt, »das ist so üblich. Ihr Mann ist ermordet worden, und außerdem wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, wer er war.«

Sie hatte nicht weiter nachgehakt. Die Vorstellung von der Autopsie verursachte ihr Übelkeit, und sie wollte nicht daran denken. Sie hatte irgendwann einmal einen Dokumentarbericht darüber gesehen, der ihrer Meinung nach deshalb mitten in der Nacht gesendet werden musste, weil es sich um medizinische Pornografie handelte.
    Judith griff nach dem Telefon und wählte die Nummer in Oss. Eine Sekretärin meldete sich, und Judith fragte nach Hogedoorn.
    »Judith Visser am Apparat«, sagte sie zu dem Bestattungsunternehmer, und sie dachte bei sich, dass sie diesen Namen bald wohl niemals wieder würde aussprechen müssen. »Hat sich die Polizei noch einmal bei Ihnen gemeldet?«
    »Die bestehen darauf, dass einer von ihnen anwesend ist. Ich habe denen das Problem erläutert, und sie haben sich einverstanden erklärt, nur einen Mann zu schicken.«
    »Wozu ist denn das nötig?«, unterbrach sie ihn gereizt. »Der Mörder wird doch wohl nicht zuschauen kommen.«
    »Das ist einfach so üblich«, sagte Hogedoorn. »Inspec teur Kleiweg kommt in Zivil und wird sich abseits halten. Die örtliche Polizei wird überhaupt nicht in Erscheinung treten, Meneer Kleiweg ist der Einzige, der weiß, dass es schon morgen früh um zehn stattfindet, anstatt nächste Woche, wie wir allen, die nachfragen, erzählen.«
    »Fragt denn jemand?«
    »Das Fernsehen weiß, dass Ihr Mann hier ist. Das konnten wir nicht vermeiden, sie brauchten nur bei der Staatsanwaltschaft in Den Bosch anzurufen, und dort hielt man es nicht für nötig …« Hogedoorn seufzte. »Es ist eben ein ungewöhnlicher Fall, Mevrouw.«
    »Sie werden aber auch ungewöhnlich gut dafür be zahlt«, erinnerte ihn Judith. »Sie kriegen das volle Erste-Klasse-Honorar für lauter Dinge, die Sie gar nicht zu tun brauchen. Wie wollen Sie den Ablauf regeln?«
    »Der Grabstein ist fertig, wir bringen ihn mit. Die Friedhofsverwaltung erfährt erst morgen früh, dass die Beerdigung um zehn Uhr stattfindet. Damit können wir das Gerede bei Ihnen im Dorf …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Judith erneut. »Und wei ter?«
    »Wir transportieren ihn in unserem unauffälligsten Wagen, begleitet von einem normalen Auto mit den vier Sargträgern. Haben Sie den Kaplan informiert?«
    »Natürlich. Das ist alles geregelt.«
    Der Kaplan hatte reagiert, als habe sie noch zusätzlich zu dem Mord selbst ein Verbrechen geplant. Sie hatte ihn eine halbe Stunde lang beknien und ihm letztendlich qua si einen neuen Gebäudeflügel für die Kirche in Aussicht stellen müssen.
    »Nun, wenn das so ist, werden nur Sie und Ihre Mutter, der Inspecteur und die vier Träger anwesend sein«, sagte der Bestattungsunternehmer. »Und der Kaplan natürlich. Die Träger wissen, was sie zu tun haben, es sind meine besten Leute. Ich nehme an, dass alles innerhalb von einer halben Stunde vonstatten gehen kann und dass die Öf fentlichkeit nichts davon erfährt. Wir tun alles, was in unserer Macht steht.«
    »In Ordnung«, sagte Judith.
    Wir verscharren Ben still und klammheimlich, dachte sie.
    »Gestern Abend kam eine Frau zu uns in die Trauerhalle, Mevrouw Groenman war ihr Name. Sie sagte, sie sei die Sekretärin Ihres Mannes gewesen, und fragte, wann das Begräbnis stattfinden würde.«
    Woher wusste Hanneke, wo Ben war?, fragte sich Judith. »Und, was haben Sie ihr gesagt?«
    »Dass er wahrscheinlich nächste Woche Dienstag beerdigt würde.«
    »Was wollte sie

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