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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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kann es immer noch nicht fassen, dass er tot sein soll. Außerdem musste Franzi diese Lucabrüder wieder gehen lassen.«
    »Warum denn das?«
    »Sie haben beide wasserdichte Alibis.«
    »So ein Mist. Na gut. Ich hätte prinzipiell schon Lust, spazieren zu gehen, Max. Ich muss nämlich auch andauernd an Giovanni denken. Aber ich muss heute früher in der Kneipe sein, weil die Jungs von Münchens kleinster Brauerei aus Giesing mit der neuen Lieferung kommen. Das kann ich auf keinen Fall verschieben. Jeder schreit inzwischen bloß noch nach denen ihrem Bier ohne Konservierungsstoffe.«
    Sie klang sehr geschäftig. Ging es ihr doch nicht ganz so schlecht wie ihm? Hatte ihr Alltag schon wieder die Überhand gewonnen? So schnell? Trotz allem?
    »Ja, mei. Deine Gäste wissen halt, was gut ist. Mir schmeckt das Zeug ja auch. Und wenigstens für ein, zwei Stunden an die Isar? Wie wäre das?«
    Lass mich nicht hängen, Frau. Auch wenn du anscheinend bestens alleine klarkommst, ich stehe mein Tief heute jedenfalls nicht ohne Unterstützung durch, dachte Max.
    »Das geht auf jeden Fall. Holst du mich in einer halben Stunde ab? So um halb elf?«
    Jawohl. Gerettet.
    »Ja klar«, erwiderte er erleichtert. »Bis dann. Servus.«
    »Bis dann, Max.«
    Er legte sein Telefon in die Basisstation zurück, holte sich in der Küche noch mal ein großes Glas Wasser und stürzte es in einem Zug hinunter. Dann kleidete er sich in aller Ruhe an und stieg langsam die Treppen hinab.
    Draußen schien die Sonne vom makellos blauen Himmel herab und heizte den bayrischen Erdenbewohnern tüchtig ein. Auf halbem Weg zu Monikas kleiner Kneipe holte sich Max beim alten Anton eine dicke Bratwurst, um endgültig wieder auf die Beine zu kommen. Der quirlige UrMünchner hatte seinen Verkaufsstand an der Isar vor zehn Jahren von einem Dönertürken, der mit Gammelfleisch in Verbindung gebracht worden war, übernommen und eine wahre Goldgrube daraus gemacht. Spaziergänger, Jogger, Geschäftsleute aus der Gegend, Kinder und Jugendliche aus der Schule nebenan. Sie alle kauften, auch bei schlechtem Wetter, täglich bei dem alten Zausel mit dem zwanzig Zentimeter langen, grauen Vollbart ein. Sein Angebot erstreckte sich von Kaugummis und Brausepulver über Schokoriegel und Zeitschriften bis hin zu Kuchen, Bier, Leberkäse, Bratwürsten und Fleischpflanzerln. Max kannte den stets gut aufgelegten Geschäftsmann schon seit einer halben Ewigkeit. Und jedes Mal, wenn er bei ihm vorbeikam, vollzogen sie dasselbe Ritual.
    »Servus, Anton, wie immer«, orderte er.
    »Servus, Max. Eine Rote in der Semmel mit viel Senf. Kommt sofort!«
    Das war’s. Mehr wurde nicht zwischen ihnen gesprochen. Und mehr musste auch nicht gesprochen werden.
    Der Münchner Exkommissar vertilgte seine Wurst wie immer mit großem Appetit, warf die Papierserviette, die es dazu gab, nachdem er sie benutzt hatte, wie immer in den großen Mülleimer neben der Bude, winkte Anton zum Abschied zu und ging weiter. Das Wetter war herrlich, und schon bald begannen sich die pulsierenden Schmerzen aus seinen Schläfenlappen zu verflüchtigen. Er dachte wieder an Giovanni. Ich krieg deinen Mörder. Glaub es mir, alter Spezi. Und dir wünsch ich nur das Beste, wo immer du jetzt auch bist. Lass dich nicht unterkriegen. Irgendwann komm ich nach und wir stellen zusammen eine Fußballmannschaft auf. Und dann machen wir sie alle platt. Versprochen.
    Als er den kleinen Uferweg zur Tierparkbrücke entlangging, glänzte die Isar wie ein breiter Strom aus Milliarden von Diamanten im Sonnenlicht. Herrschaftszeiten. Wie schön unsere Welt doch ist, dachte er. Und wie zerbrechlich das Leben auf ihr. Wenig später trat er in ›Monikas kleine Kneipe‹ ein.
    »Hallo, Max. Na, was macht der dicke Kopf?« Seine Freundin stand fertig angezogen hinter dem Tresen und räumte den Platz um ihre Zapfanlage herum frei. Offenbar hatte sie schon am Telefon mitbekommen, dass er ziemlich angeschlagen war. Und es hatte sie wohl auch nicht weiter verwundert. Ein Abend mit den Burschen vom Fußballverein und dann noch ein Trauerfall in der Mannschaft. Das konnte nur einen gestandenen Kater nach sich ziehen. Das wusste sie genauso gut wie er.
    »Es geht schon wieder, Moni.« Er trat neben sie und half ihr beim Gläserverstauen. Hat sie etwa eine neue Jacke? Ich habe dieses schicke karierte Ding noch nie an ihr gesehen. »Geile Jacke übrigens. Ist die neu?«, fragte er.
    »Nein, die ist nicht neu. Die habe ich schon seit zwei Jahren.« Sie

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