Isarbrodeln
Eltern. Die wollten gleich noch kurz vorbeischauen.«
»Na gut, Clara. Ich hau mich aufs Ohr. Bin hundemüde. Meine Kneipe lasse ich heute Abend geschlossen. Wir telefonieren morgen wieder. In Ordnung?«
»Alles klar, Monika. Danke, dass du noch mal angerufen hast. Schlaf gut. Tschau.«
»Du auch. Tschau.«
Monika trocknete Max und die Badewanne um ihn herum, so gut es ging, ab und deckte ihn mit einer warmen Decke zu. Was blieb ihr sonst übrig? Sie hatte ein paar Mal versucht, ihn zu wecken, das völlig sinnlose Unterfangen aber bald darauf wieder eingestellt. Und ins Wohnzimmer tragen konnte sie ihn alleine nicht.
»Was für ein Tag«, murmelte sie leise vor sich hin, während sie in ihr Schlafzimmer ging. »Giovanni liegt seit heute Vormittag im Ostfriedhof. Keine gemeinsamen Urlaube mehr in seiner Villa bei Pesaro. Keine Nächte mehr unter Sternen auf seiner riesigen Terrasse. Keiner mehr, der flaschenweise Champagner an den Tisch bringt und mir damit zum Geburtstag gratuliert. Keine feurige Pizza nach Omas Familienrezept. Und kein Lächeln mehr von ihm. Das hat er alles mit ins Grab genommen. Hoffentlich findet Max den miesen Kerl, der uns allen das angetan hat. Und hoffentlich bekommt der seine gerechte Strafe. So bald wie möglich. Ach, wäre ich doch nur selbst Polizistin. Wie diese kluge Kommissarin im Fernsehen, die immer dienstags ihre Verbrecher jagt. Dann würde das bestimmt nicht lange dauern. Garantiert.«
Sie legte sich hin, deckte sich zu und war keine zwei Minuten später eingeschlafen.
24
»Oh, weh. Mein armer Kopf. Was mach ich eigentlich hier? Wieso bin ich nicht zu Hause? Und wo sind meine Blutdrucktabletten?« Max stand vor Monikas Bett und rieb sich laut jammernd mit beiden Händen die angegrauten blonden Schläfen.
»Was zum Teufel …?« Monika schoss wie von der Tarantel gestochen hoch. Ihre schönen, blauen Augen funkelten ärgerlich. »Mein Gott, Max. Du schon wieder. Ja Herrschaftszeiten! Kannst du mich denn nicht wenigstens ein einziges Mal ausschlafen lassen, wenn du hier übernachtest?«, raunzte sie ihren nackten Teilzeitlebensabschnittsgefährten mit dem Turban auf dem Kopf grantig an.
Depp, blöder. Jedes Mal muss er mich wecken, fluchte sie innerlich. Doch schon im nächsten Moment fiel ihr wieder ein, wo genau Max die Nacht verbracht hatte, und sie begann zu grinsen. »Na, hast du dich gut erholt? War sie auch schön weich, deine neue Lieblingsmatratze?«, erkundigte sie sich scheinheilig.
»Natürlich nicht. Ich glaube, ich habe mir alles verstaucht, was man sich nur verstauchen kann. Vor allem das Genick«, erwiderte er. »Aber jetzt mal im Ernst, Moni. Ich finde meine Klamotten nicht. Und meine Blutdrucktabletten brauche ich auch.«
»Deine Klamotten samt Blutdrucktabletten liegen im Wohnzimmer neben der Couch, wo du gestern ursprünglich übernachten solltest. Aber zu deinem eigenen Leidwesen hast du dich ja für die Badewanne entschieden. Und was dein andauerndes Theater mit deinem Blutdruck betrifft, habe ich folgenden Tipp, Herr Raintaler. Sauf doch mal zwei Wochen nichts und geh dann zum Arzt und lass ihn messen. Ohne Blutdrucktabletten. Ich trau mich fast zu wetten, dass er dann völlig normal ist.«
»Davon verstehst du nichts, Moni. Schließlich bist du kein Arzt. Ich geh mich anziehen. Hast du Kopfschmerztabletten?«
»In der Schublade im Küchentisch. Du darfst mich rufen, wenn das Frühstück fertig ist.« Sie drehte sich um und zog sich die Decke über den Kopf.
»Alles klar, Frau Gräfin. Mach ich.«
Max kleidete sich an und setzte Kaffee auf. Dann spülte er seine Blutdrucktablette und zwei Aspirin mit einem guten halben Liter Wasser hinunter. Während die Kaffeemaschine langsam vor sich hin zischte und brodelte, deckte er den Tisch mit kleinen Tellern, Messern, kleinen Löffeln, Eierbechern und verschiedenen Marmeladen. Eier, Käse und Wurst durften natürlich auch nicht fehlen, aber Monika hatte nichts davon im Kühlschrank. Mist, dachte er. Vor dem Frühstück einkaufen gehen macht einfach keinen Spaß. Trotzdem, was sein muss, muss sein. Hilft ja nichts. Er zog seine Lederjacke über, trampelte die alten, quietschenden Holztreppen hinunter und trat hinaus an die frische Luft. Mann, ist das hell hier. Er stiefelte die hundert Meter zum Supermarkt hinüber. Dort würde er alles finden. Semmeln, Eier, Brezn, Wurst, Käse und Orangensaft.
Als er in die Küche zurückkam, stand Monika angekleidet am Herd und briet Rühreier.
»Magst du
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