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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ihn umschreibe. Es soll im Weltraum spielen.«
    »Machst du es?«
    »Warum nicht? Ich brauche eine Produktion. Keiner wird das schwergewichtige Material bringen, wenn ich keinen Hit habe. Also scheiß auf die Kunst; ich werde so derb sein, wie sie es nur haben wollen. Und komm mir gar nicht erst mit der ganzen Scheiße von wegen künstlerischer Integrität. Ein 181
    Mädchen muß leben.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Also«, sagte sie, »was gibt's Neues?«
    Darauf gab es viele Antworten: eine ganze Litanei. Er konnte ihr erzählen, wie ihm sein Friseur mit einer Handvoll blonder Strähnen lächelnd eröffnet hatte, daß Grillo eine kahle Stelle am Hinterkopf hatte. Oder wie er heute morgen, als er in den Spiegel gesehen hatte, zu dem Ergebnis gekommen war, daß seine langgezogenen, blutarmen Gesichtszüge, von denen er immer gehofft hatte, sie würden einmal zu heroischer
    Melancholie werden, schlicht und einfach trübselig aussahen.
    Oder daß er immer wieder den Traum hatte, wie er mit
    Abernethy und einer Ziege, die Abernethy hielt und die ihn, Grillo, küssen wollte, zwischen zwei Stockwerken im
    Fahrstuhl steckenblieb. Aber er behielt die Biographie für sich und sagte nur:
    »Ich brauche Hilfe.«
    »Paßt.«
    »Was weißt du über Buddy Vance?«
    »Ist in ein Loch gefallen. Kam im Fernsehen.«
    »Und seine Lebensgeschichte?«
    »Das ist für Abernethy, nicht?«
    »Richtig.«
    »Also nur der Dreck.«
    »Treffer.«
    »Nun, Komiker sind nicht meine starke Seite. Ich habe meinen Abschluß über Sex-Göttinnen gemacht. Aber ich habe nachgeschlagen, als ich die Nachrichten gehört habe. Sechsmal verheiratet; einmal mit einer siebzehnjährigen. Diese Ehe dauerte zweiundvierzig Tage. Seine zweite Frau starb an einer Überdosis...«
    Wie Grillo gehofft hatte, wußte Tesla bestens über das Leben und die Ausschweifungen von Buddy Vance Bescheid. Sucht nach Frauen, verbotene Drogen und Ruhm; Fernsehserien; 182
    Filme; der Sturz in Ungnade.
    »Du kannst mit Gefühl darüber schreiben, Grillo.«
    »Danke.«
    »Ich liebe dich, nur weil ich dir weh tue. Oder war es umgekehrt?«
    »Sehr komisch. Apropos, war er das?«
    »Was?«
    »Komisch?«
    »Vance? Auf seine Art wohl schon. Hast du ihn nie gesehen?«
    »Wahrscheinlich schon, vermute ich. Ich kann mich nur nicht an die Darbietung erinnern.«
    »Er hatte ein Gummigesicht. Wenn man ihn nur ansah,
    mußte man lachen. Und dann seine unheimliche Persönlichkeit.
    Halb Idiot und halb Schleimball.«
    »Und wie kam es, daß er so erfolgreich bei Frauen war?«
    »Der Dreck?«
    »Selbstverständlich.«
    »Seine enorme Ausstattung.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Der größte Schwanz beim Fernsehen. Das habe ich aus
    einer absolut zuverlässigen Quelle.«
    »Wer war das?«
    »Bitte, Grillo«, sagte Tesla erschüttert. »Höre ich mich wie ein Mädchen an, das klatscht?«
    Grillo lachte. »Danke für die Informationen. Ich schulde dir ein Essen.«
    »Abgemacht. Heute abend.«
    »Sieht so aus, als müßte ich hierbleiben.«
    »Dann suche ich dich.«
    »Vielleicht morgen, wenn ich noch hier bin. Ich ruf dich an.«
    »Wenn nicht, bist du tot.«
    »Wenn ich sage, daß ich anrufe, dann rufe ich auch an. Und jetzt geh wieder zu deinen Schiffbrüchigen im Weltraum.«
    183
    »Mach nichts, was ich nicht auch machen würde. Und
    Grillo...«
    »Was?«
    Bevor sie antwortete, legte sie den Hörer auf und gewann damit zum drittenmal hintereinander das Spiel, wer wen zuerst loswurde, das sie spielten, seit Grillo ihr eines Nachts in angeheiterter Stimmung einmal verraten hatte, daß er
    Abschiede haßte.
    184
    V

    l

    »Mama?«
    Sie saß wie üblich am Fenster.
    »Pastor John ist gestern abend nicht gekommen, Jo-Beth.
    Hast du ihm Bescheid gesagt, wie du es versprochen hast?« Sie deutete den Gesichtsausdruck ihrer Tochter richtig. »Nein«, sagte sie. »Wie konntest du das vergessen?«
    »Tut mir leid, Mama.«
    »Du weißt, wie sehr ich von ihm abhängig bin. Ich habe gute Gründe dafür, Jo-Beth. Ich weiß, du denkst nicht so, aber ich.«
    »Nein. Ich glaube dir. Ich rufe ihn später an. Aber vorher...
    muß ich mit dir sprechen.«
    »Solltest du nicht im Geschäft sein?« sagte Joyce. »Hast du dich krank gemeldet? Ich habe Tommy-Ray gehört...«
    »Mama, hör mir zu. Ich muß dich etwas Wichtiges fragen.«
    Joyce machte bereits einen verängstigten Eindruck. »Ich kann jetzt nicht reden«, sagte sie. »Ich brauche den Pastor.«
    »Er wird später vorbeikommen. Erstens: Ich muß etwas über

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