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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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braucht Geld, um frei zu sein.«
    »Tatsächlich? Dieses Zimmer erscheint mir noch enger als Ritas Zelle. Die Gitterstäbe mögen golden sein, aber wie ein Käfig erscheint es mir trotzdem.«
    »Willst du nun endlich aufhören, mich zu beleidigen?«
    Ihre Stimme klang nicht gekränkt, sondern fast belustigt.
    Ana atmete tief durch. Sie versuchte, das Schrille, Aufgebrachte in ihrer Stimme zu zügeln. »Ernesta«, beschwor sie sie ernsthaft, »Ernesta, wenn du etwas für Rita tun kannst – dann tue es! Ich bitte dich darum.«
    Ernesta starrte sie eine Weile schweigend an, erhob sich dann von ihrer Chaiselongue und trat zu einer der vielen Kommoden. Langsam zog sie eine Lade auf und wühlte darin. »Ich kann für einen Anwalt sorgen«, murmelte sie. »Aber ich glaube nicht, dass der einen Freispruch erwirken kann.«
    Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte, und drückte es Ana in die Hand. Diese schauderte, als sie den schlaffen, kalten Griff fühlte – und noch mehr, als sie erahnte, was Ernesta ihr da gegeben hatte.
    »Was ist das?«
    »Das ist das Einzige, was Rita wirklich hilft.«
    Ana blickte zweifelnd darauf. »Woher hast du das?«
    »Das willst du gar nicht wissen.«
    Ernesta zuckte die Schultern und ließ sich wieder auf die Chaiselongue fallen. »Wenn du nicht für mich arbeiten willst – und glaube mir, selbst wenn du es wolltest, ich müsste mir überlegen, ob man mit dir noch einen Centavo verdienen kann –, nun, dann hast du hier nichts mehr verloren. Dann geh und komm nicht wieder.«
    Ana hatte ihr eben danken wollen – wenn auch nicht für dieses grausame Geschenk, das sie in Händen hielt, sondern dafür, dass Ernesta für Rita einen Anwalt beschaffen würde –, doch nun erkannte sie, dass sie diesen Dank wohl gar nicht hören wollte, es vielmehr als Beleidigung empfunden hätte, wenn man in ihrem harten Herzen einen Funken Güte finden könnte.
    Ana lächelte halbherzig und schloss die Hand um das, was ihr Ernesta gegeben hatte.
    »Glaub nicht, dass ich jemals wieder diesen Raum betrete«, gab sie mürrisch zurück und ging grußlos nach draußen.

    Im Gerichtsaal war es fast so kalt wie im Gefängnis, und Rita war dankbar dafür, dass ihr Balthasar am Tag zuvor einen Quillango in die Zelle gebracht hatte – bis zu diesem Moment das Einzige, das ihr verwehrt geblieben war. Sie fror trotz des Mantels erbärmlich, doch irgendwie war sie auch dankbar dafür – denn das bedeutete, dass es den anderen ähnlich erging und der Richter die Sache so schnell wie möglich zu Ende bringen würde wollen.
    So oder so, es würde ihm ein Leichtes sein, ein Urteil zu fällen. Der Fall war klar. Rita hatte nie zu leugnen versucht, dass sie Esteban erschossen hatte. Und damit, das hatte auch der Anwalt erklärt, der am Tag vor dem Prozess plötzlich in ihrer Zelle aufgetaucht war, gebe es kaum Hoffnung für sie.
    Ana hatte diesen Anwalt zu ihr gebracht, und in ihrem Gesicht hatte ein stolzes Funkeln gelegen, weil sie jemanden gefunden hatte, der ihre Verteidigung übernehmen würde, aber
    Rita hatte von Anfang an keinerlei Hoffnung in ihn gesetzt. Er war ein dürres Männlein und, wie sich herausstellte, darauf spezialisiert, Grundstreitigkeiten zu klären, Besitzurkunden auszustellen und notariell zu beglaubigen. Wahrscheinlich war er noch nie in einen Mordfall hineingezogen worden, und schon gar nicht in einen, bei dem eine Rothaut einen Chilenen ermordet hatte.
    Es lag ihr auf den Lippen, ihn fortzuschicken, aber Ana beschwor sie, mit ihm zu reden, behauptete, er wäre die letzte Chance, und bat sie, auf ihn zu hören. Also hatte Rita ihm erzählt, was geschehen war, und sich angehört, was er dazu zu sagen hatte – nämlich nur Weniges und nur Trostloses –, und hatte danach geglaubt, endgültig taub zu werden. Nicht einmal Balthasar nahm sie noch wahr, als der in die Zelle gekommen war, nachdem sich das dürre Männlein mit sorgenvollem Blick und Ana mit enttäuschtem verabschiedet hatten. Sie sah ihn, hatte jedoch das Gefühl, als würde jener Nebel, der vor allem im Winter Punta Arenas oft einhüllte, sich ebenso erstickend wie lautlos und für immer über sie senken.
    Dieser Nebel schirmte sie auch von den Blicken ab, als sie am nächsten Tag vom Gefängnis zum Gerichtssaal geführt wurde. Ein paar Menschen standen vor dem Gebäude Spalier, begafften sie höhnisch und hasserfüllt und zerrissen sich über ihren Quillango das Maul.
    Sie war nicht nur eine Rothaut, sie kleidete sich auch so,

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