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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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letzten vierzehn Tagen. Da werden Medikamente an- und abgesetzt. Menge klagt über Übelkeit, Gelenkschmerzen, Schlaflosigkeit, er hat Haarausfall, Polyneuropathien - das sind Nervenschmerzen überall - und Depressionen. Er stirbt an einem Samstagabend. Todesursache laut Totenschein: Nierenversagen bei Diabetes mellitus im Spätstadium.«
    »Wundert dich das?« brummte van Appeldorn. »Der Mensch war über 90!«
    Heinrichs machte einfach weiter. »Zweitens: Johanna van Baal, gestorben vor etwas über zwei Jahren. Sie war 89, eine alleinstehende Schauspielerin aus Berlin. Diagnose Köster: unerträglich konfus; Diagnose Grootens: Morbus Alzheimer. Plötzlich verstorben an einem Samstagnachmittag; laut Totenschein an einem Apoplex bei cerebrovaskulärer Insuffizienz bei M. Alzheimer - das ist wohl ein Hirnschlag. Köster schreibt in seinem Tagebuch: >Selbst im Tod hat sie ihren Beruf nicht vergessen. Siebzehn Minuten hat sie geschrien, daß die Wände bebten. Man konnte dem nicht entkommen< Das ist schon seltsam, aber weiter. Drittens: Martin Heisterkamp, gestorben vor achtzehn Monaten. 82 Jahre alt, Geschäftsmann, kinderlos, verwitwet. Lebercirrhose und tachycarde Rhythmusstörung. Lag auf der Pflegestation. Bei Köster gibt es keinerlei Aufzeichnungen über den Mann, nur sein Aufnahmedatum ist vermerkt. Gestorben an einem Samstag; Todesursache: Leberkoma mit konsekutivem Nierenversagen bei Leberzirrhose.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe«, meinte van Appeldorn, »dann willst du doch darauf hinaus, daß die Leute ermordet worden sind, oder?«
    »Ja«, nickte Heinrichs, »und das kann ich auch ...«
    »Mal langsam«, beharrte van Appeldorn. »Wenn einer 'ne Leberzirrhose hat, dann scheint mir ein Leberkoma ja wohl die wahrscheinlichste und natürlichste Todesursache der Welt zu sein.«
    »Ja, ja«, sagte Heinrichs, »das genau ist das Perfide an der Sache. Man kann einen Leberschock nämlich auch durch Gift auslösen, durch Chloroform zum Beispiel. Aber das überprüft natürlich kein Mensch, wenn der Mann sowieso leberkrank war.«
    »Du phantasierst mal wieder«, wischte van Appeldorn die Erklärung weg.
    »Jetzt warte doch mal ab! Viertens: Wendelin Mairhofer, gestorben vor acht Monaten. 76, Unternehmer, alleinstehend. Hatte eine chronisch asthmoide Emphysembronchitis, also ziemlich böse Lungenbeschwerden. Köster hat ihn jeden Tag besucht; er war sein bester Freund. Grootens gibt den Gesundheitszustand mit >ausreichend< an. Köster kann den Tod nicht fassen; er hat noch eine Stunde vorher mit Mairhofer Schach gespielt. Todesursache: Rechtsherzversagen bei chronischem Cor pulmonale. Gestorben samstags um die Mittagszeit. Die Fünfte in der Reihe war Larissa Heidingsfeld. Die ist übrigens vor fünf Monaten gestorben, in einer Samstagnacht.«
    »Sechstens: Otto Geurts«, sagte Toppe nachdenklich.
    »Der ist tot?« fragte Heinrichs erstaunt und grub in seinen Papieren. Ein Stapel Bücher geriet ins Rutschen und kladderte zu Boden. Heinrichs schaute nicht einmal hin. »Das ist doch einer von den dreien .« brummelte er. Er hatte die Akte gefunden. »Im Augenblick leben drei Leute im Heim, die keinerlei Verwandte haben. Hier: Otto Geurts, 79 Jahre alt, Pflegefall; Lues, Stadium 3, sagt die Krankenakte. Außerdem steht da noch: Dekubitus, cerebral affektiert, Barbituratabhängigkeit seit Jahrzehnten.«
    Er sah zu Toppe hoch. »Was war denn die Todesursache?«
    »Herzversagen.«
    »Ach nee? Und wann ist der gestorben?«
    »Gestern, kurz nach Mitternacht.«
    Heinrichs kratzte sich an der Schläfe. »Manche Gifte dauern ja auch länger.«
    »Weil gestern Montag war?« fragte Astrid. »Ich hab' mich schon die ganze Zeit gewundert, warum Sie das mit dem Samstag so betont haben.«
    »Samstags macht Susanne Holbe ihre Runde über die Pflegestation und durchs Heim«, sagte Toppe und sah Heinrichs an.
    »Genau«, nickte der. »Und damit komme ich zu meinem zweiten Oberpunkt.«
    »Augenblick noch. Wer sind die beiden anderen ohne Verwandte im Heim?« wollte van Appeldorn wissen.
    »Franka Billion; die kennen wir ja. Und eine Käthe Koch, 79 Jahre, ehemalige Schulleiterin. Grootens' Diagnose: Alkoholismus. Köster läßt sich seitenweise über die Frau aus, alles negativ: distanzlos, schulmeisterlich, unhygienisch, verwahrlost und so weiter.«
    Heinrichs klappte die Akte zu. »Wir wußten ja, daß die Holbe Pharmazie studiert hat. Was wir aber nicht wußten, ist, daß sie während des Studiums im toxikologischen Institut

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