Jerry Cotton - 0540 - Terror im Highway-Hotel
Pagen oder wir aus, wenn jemand von seinem Zimmer aus anruft und es eilig hat. Dann gehen wir in den Lift, drücken den Knopf der entsprechenden Etage und springen schnell wieder hinaus, bevor sich die Türen zuschiebfjn und der Lift sich in Bewegung setzt.«
»Demnach könnte in jeder x-beliebigen Etage jemand mit diesem Trick den Lift hinab ins Erdgeschoß geschickt haben?«
»Ja, Sir.«
Ich verbiß mir einen enttäuschten Kommentar. Ursprünglich hatte ich angenommen, ein Komplice der Mörder hätte im Erdgeschoß den Fahrstuhl mit einem Knopfdruck anfordern müssen, so daß wir nach diesem Komplicen hätten forschen können, um eine Spur zu den Mördern zu finden. Diese Hoffnung war jetzt zunichte gemacht.
»Welches Zimmer hat dieser Hossfield, der Sie belästigte?« fragte ich und klappte mein Notizbuch auf, um es mir aufzuschreiben.
»Zwölf einunddreißig.«
»Hm. Ist Ihnen zufällig ein Mann aufgefallen, der gut und gern zwei Meter groß sein muß, also fast sieben Fuß? Er hat eins Knollennase und struppige Augenbrauen.«
»Ja, ich weiß, wen Sie meinen. Wir nennen ihn den ›Riesen‹, weil er so ungewöhnlich groß ist. Er kam bereits heute mittag. Das ist auch ungewöhnlich. Die meisten Leute kommen zwischen dem Spätnachmittag und ungefähr Mitternacht. Manche Leute entschließen sich überhaupt erst für die Übernachtung, wenn sie am Steuer schon fast eingeschlafen sind.«
»Und dieser Riese kam schon gegen Mittag?«
»Ja. Gegen halb drei. Mein Dienst hatte um zwei begonnen, und kurz darauf kam er.«
»Allein?«
»Nein. Es waren noch zwei andere Männer dabei.«
»Einer mit einem schiefstehenden Mund und ein anderer, der wie ein Mexikaner aussieht?«
»Ja, das stimmt.«
»Wie benahmen sie sich? Irgendwie auffällig?«
»Nein, eigentlich nicht. Bis auf eine Kleinigkeit vielleicht.«
»Ja? Welche?«
»Nun, wir sind, wie gesagt, Gäste gewöhnt, die nur eine Nacht bleiben. Und für eine Nacht hatten sie wirklich sehr, sehr viel Gepäck bei sich. Alles in allem müssen es gut und gern ein Dutzend Koffer und große Taschen gewesen sein.«
»Wissen Sie die Zimmernummer dieser Männer auswendig?«
»Nein, leider nicht. Ich saß im Büro, als sie kamen, und hatte nicht direkt mit ihnen zu tun.«
»Erinnern Sie sich an ihre Namen?«
»Auch nicht. Aber wenn ich die Kartei durchblättere und ihre Karten in die Hand bekomme, fällt es mir bestimmt ein.«
»Darf ich Sie bitten, das für mich zu tun? Ich möchte alles erfahren, was man von diesen drei Burschen weiß.«
»Okay, Sir. Es wird ein paar Minuten dauern.«
»Das macht nichts. Ich komme mit Ihnen hinab.«
Miß Hale erhob sich. Ich wollte ihr höflich die Tür aufmachen, aber jemand kam mir von draußen zuvor. Auf der Schwelle erschien der schiefmäulige Halunke, der mir meine Kleidung zerfetzt hatte. Unser Anblick überraschte ihn sichtlich, aber er hatte sich schnell wieder gefaßt.
»Kleines Schäferstündchen vor der Abreise?« fragte er hämisch grinsend.
»Nein«, erwiderte ich, während ich sah, daß Miß Hale rot wurde. »Erstes Interview für meinen ersten Bericht. Außerdem habe ich nicht die Absicht abzureisen. Hatte ich Ihnen das nicht deutlich genug gesagt?«
Sein Grinsen verschwand. Dafür trat ein tückischer Ausdruck in seine Augen. »Das ist aber eine interessante Neuigkeit«, brummte er. »Sie haben nicht die Absicht abzureisen? Ich würde es an Ihrer Stelle aber doch tun, Mister Zeitungsschmierfink.« Er drehte sich dem Mädchen zu. »Und dir würde ich empfehlen, Puppe, mit solchen Schnüfflern nicht allzu intim zu werden. Wenn du was brauchst, dann such dir ’nen richtigen Mann. Wie wär’s denn zum Beispiel mit mir?«
Er ergriff sie mit seiner Pranke im Genick und zog sie an sich. Nun gibt es zwar keine detaillierten Dienstvorschriften für G-men, was ihre Kavalierspflichten zum Schutz belästigter Damen angeht, aber das hatte in diesem Augenblick seine Vorteile. Es war mir überlassen, was ich für nötig hielt. Also trat ich ihm gegen das Schienbein und sagte:
»Laß Miß Hale in Frieden.«
Der jähe Schmerz erreichte, daß er das Mädchen losließ. Karin Hale fuhr erschrocken zurück und rieb sich das Genick. In ihren Augen schimmerten Tränen der Wut.
»Du brauchst die nächste Beruhigungskur, was?« knurrte er böse und walzte auf mich zu.
Von nun an war der Tatbestand, was die Dienstvorschriften anging, eindeutig klar: Er griff mich an. Nach den Erfahrungen, die er mit mir hatte, hielt er mich
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