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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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dich im Keller. Wenn du nicht geradewegs in die Arme von Riots Spionen laufen willst, musst du einen anderen Weg nehmen als den durch das Burgtor.«
    Jonathan nickte. »Ich komme gleich!«
    Cassius verließ die Küche und verschwand. Als seine Schritte im Korridor verklungen waren, sah Cornelius Jonathan an. Wieder erwartete sie ein Abschied, aber dieser war anders als alle davor. Sein Vater machte keine Versprechen mehr. Sie wussten beide, dass dieser Abschied ihr letzter sein konnte.
    »Du gehst direkt zu der Quelle im Wald und tust genau das, was wir dir gesagt haben!«, mahnte er. »Keine Umwege, keine Experimente, keine Extratouren. Konzentriere dich auf deine Mission. Und wenn du sie erfüllt hast, dann versteckst du dich, wie wir es besprochen haben. Du kehrst nicht zu uns zurück, hast du verstanden? Ich finde dich. Ganz egal, wo du auch sein magst. Ich finde dich überall. Hab keine Angst.«
    Jonathan hatte einen dicken Kloß im Hals. Es kostete ihn große Überwindung, die Tränen zu unterdrücken.
    »Du und Onkel Cassius, ich hätte nie gedacht, dass ihr wirklich Brüder seid. Aber weißt du was? Manchmal klingst du genau wie er.«
    »Tja, ich schätze, das liegt in der Familie.« Cornelius’ Stimme wurde brüchig. Es hätte so viel gegeben, das er sagen wollte, doch er brachte keinen einzigen Satz mehr zustande. Sie umarmten sich, dann schulterte Jonathan seinen Rucksack, zog seine Mütze auf und streifte sich seine Fäustlinge über. Schnell verließ er die Küche und ging in den Keller, wo Cassius auf ihn wartete. Es war so kalt, dass die Tränen versiegten. Er war froh darüber.

Sechzehntes Kapitel
Das träumende Dorf
    Cassius hatte die Wand des Kartoffelkellers freigeräumt. Zu Jonathans Erstaunen verbarg sich hinter den Regalen ein schmaler Durchgang, der zu einem verborgenen Raum führte. Er fragte sich, wie viele Geheimnisse diese Burg wohl noch barg. Cassius schaltete seine Taschenlampe ein und bedeutete ihm zu folgen. Sie krochen durch das Mauerwerk in ein niedriges Gewölbe.
    »Vor vielen Jahrhunderten hat in diesen Ländern ein Krieg getobt«, erklärte Cassius. Seine Stimme hallte hohl von den Wänden des Gewölbes zurück. »Der Herrscher von Bärenfels schickte sein Heer in die benachbarten Grafschaften, wo seine Soldaten plünderten und brandschatzten. Er wollte die Grenzen seines Reiches erweitern, ihm ein paar Äcker und Wälder hinzufügen, um sich damit in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Er dachte, dass sein Ruhm die Jahrhunderte überdauern würde, dieser Schwachkopf. Heute interessiert sich niemand mehr für die Taten eines kleinen Feldherrn, dessen Knochen zu Staub zerfallen sind. Nur die Arroganz der Menschen ist noch größer als ihre Dummheit.« Er schnaubte verächtlich. »Mehr als drei Monate wurden Bärenfels und diese Burg belagert. Viele Leute starben durch das Schwert oder den Hunger. Natürlich nicht der Herrscher dieser Burg, der den Krieg angezettelt hatte. Er saß auf reich gefüllten Vorratskammern und wartete die Belagerung einfach ab. Um ganz sicherzugehen, dass ihm Wein und Wildbret auch während der Schlacht niemals ausgingen, hat er diesen Versorgungsgang errichten lassen.« Der Lichtkegel seiner Taschenlampe richtete sich auf ein Loch im Boden, das steil in die Dunkelheit fiel. »Er führt unter der Burg hindurch, bis hinunter ins Dorf.«
    »Ganz schön eng«, sagte Jonathan fröstelnd.
    »Er sollte nicht als Einfallstor der Feinde missbraucht werden, also ließen die Baumeister gerade genug Platz für einen Knaben. Ein erwachsener Mann passt nicht durch.«
    Jonathan warf einen zweifelnden Blick in das Loch. Es war tatsächlich sehr eng. Er wusste, dass die Menschen im Mittelalter aufgrund der schlechten Ernährung und der mangelnden Hygiene viel schmächtiger gewesen waren. Ein Junge in seinem Alter hätte also sicher problemlos in den Schacht gepasst. Aber er war viel größer. Womöglich zu groß. Cassius las die Bedenken an seiner Miene ab.
    »Keine Sorge. Ich bin in deinem Alter sehr oft darin herumgekrochen. Der Gang ist groß genug. Erst geht es ziemlich steil nach unten und dann geradeaus. Nach etwa zweihundert Metern erreichst du den Ausgang. Er führt zur Ruine einer Kapelle und ist wahrscheinlich von Gestrüpp verschlossen. Sei vorsichtig, wenn du dich nach draußen wühlst. Niemand darf dich sehen.«
    Die Vorstellung, durch einen unterirdischen Maulwurfsgang zu kriechen, erweckte keine große Begeisterung in Jonathan. Noch weniger gefiel ihm

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