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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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und riß sie hoch. »Du hast das alles inszeniert! « fuhr er sie an. »Was habe ich nur für einen Narr als Bruder! Du bist nicht soviel wert wie Judiths kleiner Finger! «
    Er verlor restlos die Beherrschung, als er das Lächeln um Lilians Mundwinkel sah. Da versetzte er ihr einen Schlag ins Gesicht und schüttelte sie wild.
    Überrascht beobachtete er, wie sich der Ausdruck ihrer Augen veränderte. Es war nicht Wut, was er darin sah, sondern unverhüllte Leidenschaft.
    Angewidert stieß er sie gegen den Zeltpfosten. »Geh mir aus den Augen! « schrie er. »Und ich rate dir, dich nie mehr in meiner Nähe blicken zu lassen! «
    Als sie das Zelt verlassen hatte, wandte Raine sich seinem Bruder zu. Gavin kam gerade wieder zu sich. Raine war so wütend, daß er kein Wort mit ihm sprach, sondern sich nur auf die Suche nach einem Feldscher machte.
    Es war mitten in der Nacht, als Gavin aus einem tiefen Betäubungsschlaf erwachte. Im Zelt war es dunkel, und er war allein.
    Er schwang die Beine von der Liege und setzte sich auf. Er hatte das Gefühl, daß sein Kopf in zwei Hälften gespalten war. Er stützte ihn in beide Hände und schloß bei dem furchtbaren Schmerz die Augen.
    Nach einer Weile ließ der Schmerz etwas nach. Doch als er sich bewegte, merkte Gavin, daß ihm nicht nur der Kopf, sondern jeder Muskel weh tat. Er hatte stundenlang in voller Rüstung auf dem Lager gelegen.
    Warum hat mir mein Knappe das Ding nicht abgenommen? fragte er sich. Warum ist niemand hier?
    Etwas Blaues, das auf dem Boden lag, zog seinen Blick auf sich. Es war Judiths Schleier. Er hob ihn auf und lächelte, als er sich daran erinnerte, wie sie auf ihn zugelaufen war.
    Aber noch andere Erinnerungen kamen, etwas unvollständige, unzusammenhängende Bilder. Und dann wußte er es wieder, Judith hatte ihn mit Lilian im Arm gesehen! Wie es dazu gekommen war, wußte er jedoch nicht.
    Gavin mußte alle Kraft zusammennehmen, um aufzustehen.
    Er wollte die Rüstung loswerden. Sie war zu schwer für ihn, weil er sich noch so elend fühlte. So sehr sein Kopf auch schmerzte, er mußte zu Judith und mit ihr sprechen.
    Zwei Stunden später stand Gavin in der großen Halle. Doch er konnte Judith dort nicht finden. Jeder Schritt fiel ihm schwer. Und der Schmerz legte Schleier vor seine Augen, machte ihn halb blind.
    Wie durch einen Nebel erkannte er Helen Revedoune, die ein Tablett mit Getränken für die Gäste trug. Er zog sie in einen dunklen Winkel der Halle und flüsterte heiser: »Wo ist sie? «
    Helens Augen flammten. »Du wagst es, mich zu fragen, wo sie ist? « zischte sie. »Du hast ihr entsetzlich weh getan. Aber alle Männer machen das mit ihren Frauen, ich weiß es. Davor wollte ich sie bewahren. Ich habe ihr gesagt, daß alle Männer Lügner und rücksichtslose Kerle sind. Doch sie wollte es nicht glauben. Sie hat dich verteidigt und wurde dafür bitter bestraft. Ich sah ihre Lippe nach der Hochzeitsnacht. Du hast sie geschlagen, ehe du sie genommen hast. Und heute morgen gab es viele Zeugen dafür, daß dein Bruder deine Hure, diese Lilian Valence, aus deinem Zelt gejagt hat. Ich werde eher sterben, als dir zu sagen, wo sie ist. Hätte ich mich und meine Tochter doch vorher umgebracht, ehe sie dir angetraut wurde! «
    Gavin hörte nicht, ob sie ihm noch mehr vorwarf. Er hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Er fand Judith kurz darauf. Sie saß mit Miles im Garten auf einer Bank.
    Ohne sich um den ihm drohenden Bruder zu kümmern, sagte er ruhig: »Komm ins Haus. « Ihm fiel jedes Wort schwer, weil sein Kopf beinahe platzte.
    Judith erhob sich sofort. »Ja, mein Gebieter. «
    Gavin runzelte leicht die Stirn und reichte ihr den Arm. Doch sie übersah diese höfliche Geste. Sie gingen ins Haus und erreichten das Brautgemach.
    Gavin ließ sich auf das Bett fallen und zog die Stiefel von den Füßen. Als er aufblickte, sah er Judith reglos am Fußende des Bettes stehen.
    »Warum starrst du mich so an? « »Weil ich auf deine Befehle warte, mein Gebieter! «
    »Befehle? « fuhr er auf und griff sich gleich darauf mit beiden Händen an den pochenden Schädel. »Dann zieh dich aus, und leg dich ins Bett! «
    Er begriff nicht, warum sie plötzlich so unterwürfig war und sich nicht wehrte. Er wurde besser mit ihr fertig, wenn sie wütend und aufsässig war.
    »Ja, mein Gebieter«, sagte Judith mit monotoner Stimme.
    Gavin kleidete sich aus und ging zum Bett. Judith lag schon unter der Decke, den Blick gegen die Zimmerdecke gerichtet. Er legte

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