Judith
war zu einem Flüstern herabgesunken.
John und ihre Mutter starrten sie sprachlos an.
»Sie haben ihn in ein dunkles Loch unter dem Keller geworfen. Ein schrecklicher Ort ist das. Er muß so schnell wie möglich heraus. Ich bin zu ihm gegangen… «
»In den Keller! « Helen griff sich mit beiden Händen an den Hals. »Du bist schwanger! Willst du dein Kind in Gefahr bringen? «
»Sie soll von Lord Gavin erzählen! « fuhr John dazwischen.
Zu ihrer Verwunderung sah Judith, daß ihre Mutter seinem finsteren Blick ruhig begegnete und keine Furcht zeigte.
»Gavin war sehr ärgerlich, weil ich hier bin. Und er hat mir gesagt, daß er schon etwas zu unserer Rettung unternommen hat. Er hat nach seinem Bruder Stephen geschickt. «
»Lord Stephen! « John strahlte. »Er ist ein tapferer Krieger. Was sagte er noch? «
»Nicht mehr viel. Er hat sich von mir nur alles erzählen lassen und mich vor Demari gewarnt. «
»Kannst du dir diesen Menschen noch vom Hals halten? « wollte Helen wissen.
Judith seufzte. »Es ist nicht leicht. «
»Und Sir Arthur? « fragte John.
»Er läßt mich nicht aus den Augen. Ich spüre, daß er irgend etwas im Sinn hat, aber ich weiß nicht, was. «
»Erwartet von ihm nur das Schlimmste. Ich wünschte, ich könnte Euch helfen! « brummte John.
»Ich brauche keine Hilfe. Wir müssen warten, bis Stephen kommt. Ich werde mit ihm reden… «
»Reden? « John zog die Brauen hoch. »Er wird sich kaum mit einer Frau über seine Angriffspläne unterhalten. «
Ein Klopfen war an der Tür zu hören. Sofort sprang Judith auf. »Ich muß gehen. Joan steht draußen Wache. Es ist besser, wenn Demari nicht weiß, daß ich hier bin. «
Helen faßte nach dem Arm der Tochter. »Sei auf der Hut, mein Kind. Ich bitte dich. «
Judith gab ihrer Mutter einen Kuß auf die Wange. »Ich tue, was ich kann. Leb wohl. «
Als sie wieder allein waren, trat John vor Helen hin. »Weine nicht. Das hilft ihr nicht. «
Helen nickte unter Tränen. »Sie ist so allein… «
»Ihr seid auch immer auf Euch gestellt gewesen«, meinte er mit ernster Miene.
»Was macht das aus? Ich bin eine alte Frau. «
Er faßte sie um die Taille und zog sie an sich. »Du bist nicht alt«, sagte er und dann preßten sich seine Lippen auf ihren Mund.
Helen war noch nie von einem anderen Mann als ihrem Gemahl geküßt worden. Und das auch nur am Anfang ihrer Ehe. Sie war verwirrt von dem Prickeln, das über ihren ganzen Körper ging. Sie erwiderte Johns Kuß und schlang die Arme um ihn.
Eine Weile standen sie eng umschlungen da. Dann hob John Helen auf und trug sie zum Bett.
Judith saß an der Tafel zwischen Walter Demari und Sir Arthur. Sie stocherte nur in ihrem Essen herum und würgte an jedem Bissen. Das lag nicht nur an dem miserabel zubereiteten Mahl. Auch die beste Speise hätte Judith nicht geschmeckt.
Sie trug eine Tunika aus weißer Seide über einem Gewand aus königsblauem Samt. An ihren weiten Ärmeln hingen winzige goldene Halbmonde. Und um ihre schmale Taille lag ein Gürtel, auf dem große Saphire blitzten.
Walter nutzte jede Gelegenheit, sie zu berühren, an den Armen, den Händen, dem Hals. Aber Judith fühlte sich unter den Blicken der fünfundzwanzig Gefolgsleute, die mit an der Tafel saßen, mehr als unbehaglich. Sie meinte, Mißtrauen in den Augen der Männer zu lesen. Dagegen kam ihr Demari freundlich und harmlos vor.
»Judith! « raunte er ihr mit vor Leidenschaft vibrierender Stimme ins Ohr. »Ich verzehre mich vor Liebe zu dir. « Er preßte seine Lippen auf ihren Hals, und ihr rannen eisige Schauer bei dieser Berührung über den Rücken. »Warum warten wir noch? Spürst du nicht, wie ich dich liebe und begehre? «
Judith hielt sich ganz steif. Sie zwang sich, ihm nicht auszuweichen oder sich angewidert abzuwenden. Er knabberte an ihrem Ohr und koste ihren Hals.
»Mein Lord«, würgte sie mühsam hervor, »habt Ihr vergessen, was Ihr mir versprochen habt? Ihr wolltet Euch in Geduld üben! « Sie wählte absichtlich diese unterwürfige Anrede.
»Ich kann nicht länger warten«, keuchte er. »Du machst mich wahnsinnig vor Leidenschaft. «
»Ihr habt es versprochen. Und Ihr seid ein Mann von Ehre, der sein Wort hält, nicht wahr? « Judith entzog ihm ihre Hand, die er mit Küssen bedeckt hatte. Sie holte ein paarmal tief Luft, ehe sie weitersprach.
»Wenn ich meiner Leidenschaft für Euch nun nachgebe und in Euer Bett komme… Fürchtet Ihr nicht, daß ich ein Kind bekommen könnte… Was würde der
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