Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Brian sachlich. „Gut festhalten, Leute, wir sind genau über dem Nationalpark, und da stehen eine Menge Bäume herum.“
Mia war nahe daran, hysterisch zu werden. Sonst verlor sie nicht so schnell die Nerven, aber … sie stürzten ab! Sie war neunundzwanzig Jahre alt und würde sterben. Sie hatte nie die Polarlichter gesehen. Sie hatte sich das schicke Oldtimer-Cabrio nicht gekauft, in das sie sich neulich verliebt hatte. Sie war nie im Ballett gewesen.
Sie hatte nicht geliebt.
Doch.
Und der Mann, den sie liebte, würde mit ihr sterben.
Ihr Blick glitt zu Luca, ließ ihn nicht mehr los. „Oh Gott“, flüsterte sie. Ihre Kehle war staubtrocken, während Mia versuchte, sich jede Einzelheit von Lucas Gesicht einzuprägen.
„Es wird gut gehen, Mia“, sagte er.
Luca streckte die Hand aus, während ihn die irre Hoffnung durchzuckte, seine Großmutter möge irgendwo da draußen sein und sie beschützen. Er wollte nicht sterben, ohne Mia sagen zu können, was er für sie empfand.
Was auch immer das war.
Wenn er eins in der letzten Woche gelernt hatte, dann das: Das Leben ist kurz, und man kann nicht in der Vergangenheit leben.
Mia umklammerte seine Hand. Ihre war kalt, und ihre Finger zitterten. Luca las Todesangst in Mias Augen und hätte alles dafür gegeben, sie ihr zu nehmen.
„Dass wir abstürzen, heißt doch nicht, dass wir sterben müssen, oder, Brian?“
Er klang so ruhig, so unglaublich ruhig. In Mias Kopf drehte sich alles, genauso wild und unkontrollierbar wie der trudelnde Hubschrauber.
„Richtig“, kam die gelassene Antwort aus den Kopfhörern. „So, die Party beginnt. Macht euch auf den Aufprall gefasst.“
Mia zerquetschte Luca fast die Finger. „Ich habe nie Schwanensee gesehen.“
„Wenn das hier vorbei ist, gehen wir zusammen hin.“
Ihr blieb keine Zeit, sein warmes Lächeln zu erwidern. Der tödliche Fall wurde abrupt gebremst, als die Maschine in die Baumkronen krachte. Die Wucht des Aufpralls raste wie eine Schockwelle durch Mias Körper, und sie kniff fest die Augen zusammen. Glas splitterte, Mia hörte einen lauten Fluch und dann, wie Brian aufschrie. Danach nur das Knirschen und Kreischen der Rotorblätter, die sich durch Blattwerk und Äste fraßen.
Mia schlug mit dem Kopf mehrmals gegen die Kabinenwand und war dankbar für den Helm. Der Hubschrauber schlingerte, neigte sich seitwärts, fiel weiter und wurde schließlich von mächtigen Ästen gestoppt, die sich unter seinem Gewicht bogen, aber standhielten.
Sekundenlang wagte es Mia nicht, sich zu rühren. Zaghaft öffnete sie die Augen. Sie hörte Brian mit der Flugverkehrskontrolle reden, während ihr der Geruch nach Regen, Treibstoff und Eukalyptus in die Nase stieg. Ein kalter Wind pfiff in die Kabine. Endlich hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie sah Luca, der ihr immer noch gegenübersaß – ohne einen Kratzer, wie es schien.
Ich lebe noch. Wir alle leben noch!
„Alles okay?“, fragte Luca.
Sie nickte. „Ja … ich glaube. Und du?“
„Ja.“ Er grinste breit. „Schwanensee, wir kommen!“
Wärme durchströmte sie, und beinahe wäre sie ihm um den Hals gefallen. Aber ein Stöhnen aus dem vorderen Teil des Hubschraubers hielt sie davon ab.
Luca hatte es auch gehört. „Brian? Alles in Ordnung?“
„Nein“, stieß der Pilot schwer atmend hervor und schaltete den Motor ab. „Ein Ast hat das Frontglas durchschlagen und sich in mein Bein gebohrt. Ich kann die Knochen sehen.“
Die Ärzte blickten sich an. Luca verspürte flüchtig Schuldgefühle wegen seiner Gedanken vorhin. Es war dumme Eifersucht gewesen, er hätte Brian nie ernsthaft gewünscht, dass er sich die Knochen brach. „Bist du sonst irgendwo verletzt?“, fragte er ihn.
„Nein, ich denke nicht.“
Davon wollte sich Luca lieber persönlich überzeugen. Manche Patienten nahmen weitere Verletzungen gar nicht wahr, wenn der Schmerz alles andere überlagerte.
„Wir sollten dich da rausholen, hier auf die Trage legen und dir etwas gegen die Schmerzen geben. Zum Glück hast du eine Mini-Notaufnahme zu Bruch gelandet. Wir haben genug Drogen an Bord, nur vom Feinsten.“
Brians Lachen klang etwas gequält. „Dann mal her damit.“
Luca schnallte sich ab, Mia tat es ihm nach.
„Halt!“, rief Brian unerwartet. „Wir müssen erst herausfinden, ob unser Vogel auch sicher im Nest sitzt. Ich habe keine große Lust, einen zweiten Absturz zu riskieren. Den würden wir nicht überleben.“
„Okay“, sagte Luca. „Was
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