Julia Collection Band 57
hatte, hatte er sich während Adams’ Gespräch mit Cullen etwas abseits gehalten. Jetzt trat er näher. „Cullen hat uns Unterstützung gebracht. Wie es scheint, ist Edens kleine Argentinierin eine ausgesprochene Pferdeexpertin.“
„So ist es“, bestätigte Cullen. „Merrie liebt Pferde über alles. Deshalb hat ihre Mutter, eine Freundin von Mistress Eden auf dem College, sie gebeten, Merrie aufzunehmen. Vincente Alexandre fürchtet nämlich, dass aus seiner Tochter sonst noch ein Gaucho wird. Und wer wäre da wohl eine bessere Lehrerin als Mistress Eden?“
Adams erinnerte sich, dass einer der vermögendsten und einflussreichsten Männer Argentiniens so hieß. „Mr und Mrs Alexandre haben ihre Tochter nach Belle Terre geschickt, damit sie hier studiert und als Zimmermädchen lernt, wie sich eine Lady benimmt?“ Adams lachte leise. „Sie müssen zugeben, Cullen, das klingt ziemlich abenteuerlich.“
„Vincente Alexandre ist eben der Meinung, dass jeder wissen sollte, was es heißt, mit eigener Hände Arbeit Geld zu verdienen. Das gilt auch, und ganz besonders, für seine Tochter. Nur unter der Bedingung, dass sie sich für Mistress Eden nützlich macht, erlaubte er ihr überhaupt, in Amerika zu studieren.“
Dass Cullen auf einmal derart gesprächig war, machte Adams misstrauisch. „Merrie wird also ins Ausland geschickt, um sie von Pferden fernzuhalten, und auf einmal ist es in Ordnung, dass sie nach River Trace kommt, um mit Jacksons Pferden zu arbeiten?“
„Es wurde alles mit ihrer Familie abgeklärt. Sie haben nichts gegen ihren Umgang mit Pferden, solange sie nicht bei ihnen und den Gauchos im Stall isst und schläft, wie sie das gelegentlich in Argentinien getan hat.“
„Wenn sie wirklich etwas von Pferden versteht, kann Merrie gern hier helfen“, meinte Jackson mit einem Blick auf das junge Mädchen, das gebannt den von Jefferson trainierten Hengst beobachtete. „Ich kann ihren Eltern garantieren, dass sie nicht bei den Pferden und erst recht nicht bei den Gauchos schlafen wird. Dieses Problem dürfte sich erübrigen, denn bei unserem Wiedersehen mit Adams im Hotel hatte die junge Dame sogar für Jeffie nur einen kurzen Blick übrig, und das will schon etwas heißen.“
„Dann darf sie also abends gelegentlich herkommen, um zu helfen, Mr Jackson?“
„Nennen Sie mich doch einfach Jackson, Cullen.“ Er grinste. „Wenn sie so gut ist, wie Sie sagen, ist sie jederzeit willkommen. Solange ihr Studium oder ihre Arbeit im Hotel nicht darunter leiden.“
„Keine Sorge. Merrie ist zwar noch jung, aber auch sehr fleißig“, versicherte Cullen Jackson. „So, und jetzt sollten wir zurückfahren. Aber vorher wäre da noch etwas.“ Cullen holte einen Stapel Briefe aus seiner Jackentasche. „Das hier.“
Neugierig nahm Adams den an ihn adressierten Umschlag in Empfang. Es war nicht die Handschrift, die er erwartet hatte. Eden hatte ihm am Anfang regelmäßig ins Gefängnis geschrieben. Doch weil er monatelang eisern geschwiegen hatte, hatte sie es schließlich aufgegeben. Er hatte ihre Briefe wieder und wieder gelesen, sie geradezu verschlungen. Um sie für Zeiten zu bewahren, in denen es ihm vielleicht ganz schlecht ging, hatte er sie irgendwann weggelegt. Und sich auf seine Erinnerung verlassen.
Aber Edens Handschrift würde er jederzeit erkennen.
„Das sind die Einladungen zu Mistress Edens Geburtstagsparty“, erklärte Cullen Adams, als er ihm auch die an Jefferson und Lincoln adressierten Umschläge übergab. „Es ist immer eine wunderschöne Party. Gäste, die regelmäßig bei uns wohnen, kommen oft von weither, um daran teilzunehmen.“
„Cullen, ich kann nicht …“
Der Insulaner unterbrach Adams mit erhobener Hand. „Sagen Sie noch nicht ab. Überlegen Sie es sich ein paar Tage. Wägen Sie ihre Enttäuschung gegen die winzige Chance ab, dass Junior Rabb so dreist sein würde, in Gegenwart vieler einflussreicher Leute einen Akt der Gewalt zu verüben.“
Damit verabschiedete sich Cullen mit einer knappen Verbeugung und ging zu Merrie hinüber, die noch immer an der Koppel stand und fasziniert Jacksons Pferd beobachtete.
„Eden richtet für sich selbst eine Geburtstagsparty aus?“ Adams verzog das Gesicht. „Und dann schickt sie auch noch den Mann ihres Vertrauens, damit ich auch wirklich komme? Nein. Das ergibt keinen Sinn.“
„Vielleicht, weil du das alles falsch verstanden hast, Bruderherz.“
„Du hast doch gehört, dass Eden eine Geburtstagsparty gibt
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