JULIA EXTRA BAND 0263
zum nächsten. Plötzlich glaubte Jane, ein Licht entdeckt zu haben. „Ich glaube, da ist die Farm. Bieg hier ab, schnell.“
Gil bog ab, und in der Ferne konnten sie beide die Lichter eines Hauses sehen. „Und wohin jetzt?“, fragte er. „Die Straße ist verschwunden.“
„Dann steige ich aus und suche sie für dich“, erklärte Jane eisig und öffnete die Wagentür.
Sie stieg direkt in eine Pfütze. Nun ja, darauf kam es bei diesem Guss auch nicht mehr an. Während sie nach den Spuren einer Straße suchte, bemerkte sie plötzlich, dass sie die Lichter des Hauses nicht mehr sehen konnte. Im selben Moment erleuchtete ein Blitz die Umgebung – rundherum erstreckten sich nur Felder.
„Was ist los?“, rief Gil und stieg ebenfalls aus.
„Ich weiß nicht, wo wir sind.“
„Aber du hast gesagt, wir wären beim Hof angekommen.“
„Ja, aber die Straße hat aufgehört. Wir sind in der Mitte von – ich weiß nicht, wovon.“
Gil machte seine Taschenlampe an. „Wir sind mitten auf einem Feld“, stöhnte er. „Und der Regen hat es in einen Morast verwandelt. Schnell, wir müssen losfahren, solange es noch geht.“
Sie sprangen wieder in den Wagen, und Gil trat hektisch das Gaspedal durch, aber es war schon zu spät. Die Räder grubensich in den weichen Boden.
„Mist!“, rief er und schlug frustriert aufs Lenkrad. „Hier, du fährst. Ich schiebe.“
„Der Wohnwagen ist viel zu schwer, das schaffst du nicht“, protestierte Jane.
„Danke, dass du mich für einen Schwächling hältst.“
„Das habe ich nie …“
„Jane, setz dich ans Steuer.“
Er stieg aus und ging zur Rückseite des Caravans. Jane versuchte anzufahren, aber sie spürte nicht die geringste Bewegung. Nach zehn frustrierenden Minuten stieg sie auch wieder aus.
„Ich schiebe mit.“
„Und wer fährt? Perry?“
„Niemand fährt, das Auto bewegt sich sowieso nicht. Also, an die Arbeit.“
Sie lehnten sich mit aller Kraft gegen den Wohnwagen, doch der versank noch tiefer im Schlamm. Nach einer Weile hörten sie erschöpft auf. „Und was machen wir nun?“, fragte Jane. Sie war nass bis auf die Haut, schlammbespritzt und jeder Knochen tat ihr weh.
„Ich weiß nicht. Wir können weder vor noch zurück. Du hast uns wohl direkt in ein Feld geführt.“
„Ich …?“
„Na ja, du hattest die Karte. Ich bin nur deinen Anweisungen gefolgt. Aber das ist jetzt auch egal.“
„Fantastisch! Du machst mir Vorwürfe, und dann sagst du, es macht nichts.“
„Ich habe dir keine Vorwürfe gemacht. Wir sind beide müde …“
„Aber ich bin diejenige, die uns in das Feld geführt hat, richtig? Jetzt sage ich dir mal etwas: Ich war nicht diejenige, die diesen närrischen Auftrag in letzter Minute angenommen hat, dessentwegen wir am Ende der Welt bei Dunkelheit und Unwetter nach einem Bauernhof suchen müssen. Das dürfte ja vermutlich auch zu unserer misslichen Lage beigetragen haben.“
„Ach, jetzt ist es meine Schuld, weil ich einen Auftrag angenommen habe?“
„Ich habe mich auf ein paar freie Tage gefreut – und wir hätten etwas Zeit zusammen verbringen können. Ich dachte, das ist es, was du willst, und nicht, dass du mich nur mitgenommenhast, weil du eine billige Arbeitskraft brauchst. Ich dachte, du wolltest mit mir zusammen sein … dabei brauchst du nur jemanden, den du herumkommandieren kannst.“
Gil versuchte, sich die nassen Haare aus dem Gesicht zu streichen. „Das ist nicht wahr. Ich wollte dich.“
„Das merkt man aber nicht. Von dem Hund hast du mehr Notiz genommen als von mir. Hin und wieder ein gönnerhafter Kuss, und damit soll ich mich zufriedengeben.“
Gil knirschte mit den Zähnen. „Meine Küsse sind nicht gönnerhaft.“
„Doch, das sind sie, wenn das alles ist, was ich bekomme. Ich bin mit dir gekommen, weil ich dich liebe. Ich dachte, es würde eine romantische Reise werden. Wenn ich gewusst hätte, dass du die ganze Zeit auf Distanz gehst, wäre ich lieber zu Hause geblieben.“
„Jetzt wirfst du mir vor, dass ich dich respektvoll behandelt habe?“ Gil war außer sich. „Nur weil ich mich in der ersten Nacht nicht gleich auf dich gestürzt habe …“
„Oder in der zweiten, oder in der dritten …“
„Nur weil ich mich nicht auf dich gestürzt habe wie ein unbeherrschter dummer Junge! Ich dachte, du hättest etwas Besseres verdient. Das Tempo wollte ich dir überlassen, weil ich dich respektiere. Ich habe auf ein Signal von dir gewartet, aber alles was ich bekommen habe, war
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