JULIA EXTRA BAND 0273
kaufen. Nimm den nächsten Flug und komm her!“ Es lag doch etwas Ernst in Roses scherzhaft klingenden Worten. Denn je länger sie mit ihrer Schwester sprach, umso stärker wurde ihr Wunsch, mit Lily zusammen Laurel Midland zu finden.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Lily eindringlich. „Rosie, ist irgendetwas passiert, dass du mir erzählen musst?“
„Nein, ich …“ Tränen traten Rose in die Augen und liefen ihr über die Wangen.
Lily hörte das leise Schniefen und wusste sofort, was los war. „Du weinst“, stellte sie fest.
„Ja“, bestätigte Rose. „Es ist aber alles in Ordnung. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. In letzter Zeit bin ich einfach schrecklich emotional.“
„Und es gibt nicht noch einen anderen Grund?“, fragte Lily, deren Stimme vor Sorge ein wenig scharf klang. „Du meine Güte, Rose, bist du etwa schwanger?“
Rose war selbst nicht klar, warum diese Frage sie überraschte. Schließlich hatte Lily immer genau gewusst, was in ihr vorging – ob sie sich nun im selben Zimmer befand oder am anderen Ende der Welt. „Eigentlich wollte ich es dir erst bei deinem Besuch erzählen!“
„Oh, Rosie, du bekommst ein Baby, wie schön!“ Auch Lily kamen nun die Tränen. „In der wievielten Woche bist du?“
„Von Wochen kann man noch gar nicht sprechen, eher von Tagen. Ich habe heute Morgen erst den Test gemacht.“
„Aber das ist ja wundervoll! Unsere Familie wird ständig größer!“
„Ich hoffe es“, erwiderte Rose und kam dann wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. „Bitte, komm’ möglichst bald her, dann können wir in Ruhe über alles sprechen. Ich habe nämlich das merkwürdige Gefühl, als müssten wir diese Laurel Midland bald aufspüren, weil sie uns sonst abhanden kommt – so wie unsere Laurel.“ Wieder liefen ihr die Tränen über die Wagen.
„Wahrscheinlich verhalte ich mich einfach nur albern“, versuchte sie Lily zu beruhigen. „Aber schließlich haben wir Laurel verloren, und jetzt sieht es so aus, als gäbe es da zumindest einekleine Verbindung zu ihr. Und die möchte ich nicht auch noch verlieren.“
„Bin schon unterwegs“, sagte Lily entschlossen. „Ich rufe dich an, sobald ich in New York gelandet bin. Bis dahin pass bitte gut auf dich auf – und auch auf dein kleines Baby.“
9. KAPITEL
Da Charles sie nicht für sonderlich schreckhaft gehalten hatte, fand er es sehr interessant, wie heftig Laurel auf die Wahrsagerin bei dem Halloween-Festival reagiert hatte.
Dabei war das alles doch nur Schwindel gewesen, völliger Unsinn! Gut, zugegeben, er war tatsächlich nicht in Angelina, Pennys Mutter, verliebt gewesen. Angelina und alle Menschen im näheren Bekanntenkreis des Paars hatten gewusst, dass der Zweck ihrer Heirat in erster Linie darin bestanden hatte, die Vermögen beider Familien zusammenzuführen. Es war eine reine Vernunftehe gewesen. Wäre Angelina noch am Leben, dann würden sie mittlerweile sicher getrennte Wege gehen.
Penny war das Ergebnis einer kurzen Zeit der Leidenschaft während der ersten eineinhalb Jahre ihrer Ehe gewesen. Doch die Schwangerschaft war nicht unkompliziert verlaufen. Und als Angelina sich gut genug von der Geburt erholt hatte, um wieder eine Liebesbeziehung eingehen zu können, hatte sie sich bald einem anderen, vielversprechenderen Mann zugewandt.
Weder Charles noch Angelina hatten den Lauf der Dinge sehr bedauert. Die zusammengeführten Weingüter hatten sich äußerst erfreulich entwickelt, und die Beziehung des Ehepaars war freundschaftlich gewesen. Außerdem war ihr Vermögen überproportional gewachsen und hatte beiden wesentlich mehr finanzielle Sicherheit beschert, als ein jeder von ihnen es ohne diese Verbindung gehabt hätte.
Es war reiner Zufall, dass die als Zigeunerin verkleidete Frau genau dies erwähnt hatte. Dieses romantische Geschwafel wollten die meisten Leute schließlich von ihr hören. Und auch das Gerede über Laurel, die angeblich in seiner Zukunft eine Rollespielen würde – völlig absurd! Schon in kurzer Zeit würde sie nicht mehr da sein – und Penny ein neues Kindermädchen haben.
Gleich am nächsten Morgen hatte Charles bereits Termine mit ersten Bewerberinnen, um möglichst bald eine Nachfolgerin für Laurel zu finden.
Die erste Kandidatin war eine etwa fünfundsechzig Jahre alte Frau mit britischem Akzent, die streng, aber kompetent wirkte. Leider verlief der Anfang des Gesprächs ein wenig unglücklich.
„Ich muss Ihnen leider sagen, dass ich den
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