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Julia Extra Band 0295

Julia Extra Band 0295

Titel: Julia Extra Band 0295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON SALA MELISSA JAMES ALLY BLAKE JACKIE BRAUN
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beschwor Noah seinen Sohn und hoffte, dass Tim ihm glaubte. Gleichzeitig wusste er genau, dass der Junge ihm nicht traute. Und auch er selbst glaubte nicht mehr an Versprechen. Beiden, Vater und Sohn, hatte sich eingebrannt, wie zerbrechlich Zusammengehörigkeit und Sicherheit waren. Versprechen ließen sich schnell brechen. Belinda hatte es bewiesen.
    „Schick sie weg, Daddy.“ Tim barg das Gesicht an Noahs Schulter und weinte.
    Noah seufzte. Dieses Versprechen konnte er seinem Sohn nicht geben. „Das geht nicht, Tim.“ Er küsste ihn auf die Stirn. „Sie ist unsere Nachbarin. Und sie wird auf Cilla und Rowdy aufpassen, wenn ich arbeite.“
    Der Junge bekam einen Schluckauf.„Nein, Daddy“,schluchzte er. „Mummy kommt nie wieder, wenn …“
    Tim konnte seine Befürchtung nicht einmal aussprechen.
    Von Schuldgefühlen gequält, schwieg Noah. Er brachte es nicht fertig, seinen Sohn mit Lügen zu beruhigen und ihm zu sagen, dass er Jennifer nicht leiden konnte. Er mochte, ja er begehrte sie. Selbst jetzt, wo er seinem Sohn so gerne Trost zugesprochen hätte.
    Aber diesmal war Tims Angst berechtigt. Sein feines Radarsystem hatte die Gefahr schon erkannt, bevor Noah selbst wusste, wie ihm geschah. Und nun gab es nichts, womit er die Angst lindern und den Albtraum seines Kindes beenden sollte.
    Alarmiert schaute er sich um.
    Jennifer stand in der Tür und starrte auf Tim. Sie war leichenblass, Tränen liefen ihre Wangen hinunter, und sie presste eine zitternde Faust an die Lippen.
    Langsam schaute sie Noah an. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, nicht einmal zu atmen, spürte nur ihr Bedürfnis, ihm und seinem Sohn zu helfen. Wenn sie dem nachgäbe, würde Tim alles wissen und sich nie wieder sicher fühlen. Nichts, was sie sagte oder täte, würde helfen.
    Es war aus, bevor es begann. Vor einer halben Stunde noch hatten sie mit dem Feuer gespielt, und nun verbrannte sich ein unschuldiges Kind daran.
    Lautlos, wie sie gekommen war, verschwand Jennifer wieder und ließ Trauer und Bedauern zurück.
    Jennifer wartete draußen auf der Decke sitzend auf Noah und trank ein zweites Glas Wein. Schließlich kam er, blieb aber ein paar Schritte vor ihr stehen, als warte er auf eine Erklärung. Wollte er wissen, warum sie noch da war?
    Sofort bereute sie, nicht nach Hause gegangen zu sein. „Hat Tim sich wieder beruhigt?“, fragte sie.
    „Nein“, sagte Noah ernst. „Er liegt jetzt in meinem Bett. Ich bin nur hier, um die Sachen zusammenzupacken.“
    „Ich helfe Ihnen.“ Sie erhob sich.
    „Es wäre mir lieber, wenn Sie sofort gingen, Jennifer. Wenn er aufsteht und uns sieht …“
    Sie nickte und fühlte sich noch schlechter. „Ich wollte nur wissen, ob er …“
    Warum fiel es ihr so schwer, sich auszudrücken? Alles ging ihr leichter über die Lippen als das, was sie sagen wollte.
    „Ihm wird es nicht besser gehen, solange Belinda nicht zurückkommt oder … ihre Überreste gefunden werden.“ Und dann brach es aus ihm heraus. „Es ist anders als ein Verlust durch Tod. Der wäre schlimm genug. Aber dies ist das Fegefeuer. Mein Leben ist zerbrochen, und die Scherben verletzen Tim, Cilla und Rowdy.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    „Man kann diesem Elend nicht entkommen. Jede Art der Besserung empfindet Tim als Untreue. Sogar unseren Umzug hierher hat er so verstanden, als ob ich damit seine Mutter für tot erklären wollte. Ich kann ihm nicht klarmachen, wie sinnlos es ist, überall nach ihr Ausschau zu halten. Immer wenn das Telefon klingelt und er losrennt, um abzunehmen, müsste ich sagen: ‚Es ist nicht Mummy.‘ Er will, dass Belinda noch lebt und zurückkommt. Und er will, dass Cilla es auch will, obwohl sie sich an ihre Mutter nicht mehr erinnert. Rowdy versteht noch gar nichts von all dem. Trotzdem verbringen wir unser Leben mit Warten. Wir warten auf Belinda, warten auf Nachrichten von ihr, warten auf Nachrichten über sie, warten auf irgendetwas, das uns erlaubt, ohne diese verdammte Hoffnung, die Angst und die Schuld zu leben. Dieses Warten, diese Hoffnung, diese Angst, diese Schuld frisst uns auf.“
    Nichts war jetzt so überflüssig wie Tränen. Jennifer schluckte sie hinunter. Viel schwerer fiel es ihr, nicht die Arme um Noah zu schlingen, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein war mit seinem Schmerz. Sie verstand ihn besser, als er ahnen konnte.
    Doch sie durfte ihn weder berühren noch ihn weiter so verzweifelt und mitfühlend ansehen. Deshalb schloss sie die Augen. „Ich hätte

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