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Julia Extra Band 0295

Julia Extra Band 0295

Titel: Julia Extra Band 0295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON SALA MELISSA JAMES ALLY BLAKE JACKIE BRAUN
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sie las. Sie ahnten, dass die Großen-Briefe-Tage ihren Vater aus dem Alltag rissen, auch wenn sie nicht wussten, was diese Briefe bedeuteten und warum er sie erhielt.
    Noah ging mit dem heute zugestellten Umschlag in die Küche, öffnete eine Flasche Bier und setzte sich an den Esstisch. Er musste sich auf schlechte Nachrichten gefasst machen.
    Sehr geehrter Mr. Brannigan,
    mit großem Bedauern teilen wir Ihnen mit, dass wir die fragliche Frau zwar gefunden haben, sie jedoch nicht Ihre Frau ist. Sie heißt Sandra Langtry und lebt mit ihrer Familie in einem Waldhaus im Broadwater National Park. Seit achtzehn Jahre führt sie ein Aussteigerleben und hat in den vergangenen zwölf Jahren vier Kinder zur Welt gebracht …
    Die Worte verschwammen vor Noahs Augen.
    Es war vorbei. Die einzige Hoffung in den vergangenen achtzehn Monaten hatte sich in Luft aufgelöst.
    Er trank die Flasche in einem Zug leer. Der Alkohol blieb ohne Wirkung. Nichts half gegen die Ausweglosigkeit. Wie in einen tiefen dunklen Brunnen gesperrt fühlte er sich. Es gab kein Entrinnen. Solange dieses Kapitel seines Lebens nicht abgeschlossen war, ließen sich Unsicherheit und Trauer nicht bewältigen.
    Er musste etwas unternehmen.
    Bevor er zum Telefonhörer griff, schloss er die Küchentür, um endlich den Anruf zu tätigen, den er seit mehr als einem Jahr vor sich herschob.
    Jennifer saß am Fenster. Es grenzte an Selbstquälerei, dass sie immer eine Ausrede fand, hier zu sitzen, damit sie Noah sah, wenn er vorbeiging.
    Das tat er viel zu oft.
    Was für ein schöner Mann er war, wie eine lebendig gewordene griechische Statue …
    Wollte diese herbstliche Hitzewelle denn nie enden? Seit neun Tagen arbeitete Noah bis in den frühen Abend hinein mit nacktem Oberkörper an ihrer neuen Veranda. Sobald sie ihn sah, stolperte sie über Steine und Wurzeln, stieß an Tische und Stühle oder stach sich beim Nähen in den Finger.
    Autsch. Schon wieder.
    So ging das nicht weiter.
    „Wer hat Lust auf Wasserrutschen?“, rief sie.
    Während des Sommers ging sie zur Abkühlung mit den Tageskindern an den bewachten Strand. Doch im März, wenn es Herbst wurde, verschwanden die Lebensretter, und Jennifer ließ die Kinder während der Hitzewelle im späten April lieber mit dem Gartenschlauch spielen und auf einer langen Matte den kleinen Abhang hinabrutschen.
    „Ja, Wasserrutschen!“ Roady wäre sofort hinausgerannt, wenn Jennifer ihn nicht festgehalten hätte, um ihm sein Badehemd überzuziehen und ein Hütchen aufzusetzen. Die Sonne war auch am Spätnachmittag für zarte Kinderhaut zu stark.
    Erst als alle Kinder gegen die Sonne geschützt waren, ließ Jennifer sie hinaus, nahm ihren Nähkorb und setzte sich auf die Veranda, um sie von dort aus im Auge zu behalten. „Tim, vergiss nicht, zuerst die Matte nass zu machen“, rief sie. Das hätte er auch von allein getan, aber er ließ sich seine Rolle als Ältester gerne von ihr bestätigen und übernahm dann umso lieber Verantwortung.
    „Noch nicht, Rowdy“, sagte er und hielt seinen kleinen Bruder zurück. „Erst wenn alles nass ist, können wir glitschen.“
    „Beeil dich, Timmy.“ Rowdy hüpfte ungeduldig von einem Bein aufs andere.
    Jennifer lächelte. Tim war kein einziges Mal in letzter Zeit davongelaufen.
    Das erstaunte sie, wenn sie daran zurückdachte, wie rebellisch er anfänglich gewesen war. Seinen Geschwistern gegenüber verhielt er sich jetzt umsichtig und beschimpfte sie nicht mehr bei jeder Gelegenheit. Jennifer konnte sich diese Veränderung nicht erklären, denn es war nichts Außergewöhnliches geschehen.
    „Vielleicht liegt es an der Schule?“
    „Wie bitte?“
    „Autsch. Schon wieder.“ Sie steckte den Finger in den Mund und schaute zu Noah hoch.
    Wann ziehst du dir endlich ein T-Shirt an?
    „Was ist los?“, fragte er.
    Sie zeigte ihm die zerstochene Fingerkuppe.
    Er setzte sich in den zweiten Schaukelstuhl. „Warum arbeiten Sie dann ohne Fingerhut?“
    „Ich verliere ihn ständig.“
    Seit einer Woche war er redseliger, als wollte er Ernst machen mit der Freundschaft, die sie sich am ersten Abend angeboten hatten. Sie erzählten sich von ihrer Kindheit und der Schulzeit, tauschten sich über die Gründe ihrer Berufswahl aus, über ihre Geschwister und Eltern. Jennifer genoss diese Gespräche mit einem Erwachsenen, weil sie nicht nur um Kindererziehung kreisten.
    „Das ist eine hübsche Flickendecke“, sagte er und betrachtete sie eingehend. „Was ist das für ein

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