Julia Festival Band 86
acht Uhr erklärt, Sie seien meine neue Köchin.“ Er lächelte spöttisch. „Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es war nicht sehr viel später, als Sie versucht haben, meine Küche niederzubrennen.“
„Das ist nicht wahr!“
„Ich habe herausgefunden, wie ungeeignet Sie für den Job sind, und bin mit Ihnen zu meiner Großmutter gefahren, wo das Komplott aufgeflogen ist.“ Joe verschränkte die Arme wieder vor der Brust und zog die Brauen hoch. „Wann haben Sie ‚gearbeitet‘, wenn Sie mir die Frage gestatten?“
Lucinda spürte, wie sie errötete, und am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt, um sein süffisantes Lächeln zu vertreiben. Auch hätte sie ihm am liebsten deutlich gesagt, was er mit dem Geld machen könne, das er ihr schuldete. Stattdessen blickte sie ihn nur noch herausfordernder an.
„Es gibt nichts zu diskutieren, Mr. Romano. Sie haben mich eingestellt, Sie haben mich entlassen, und Sie schulden mir den Lohn eines Tages.“ Schon streckte sie den Arm aus und hielt die Hand auf, in der sie bislang einen Zettel verborgen hatte. Ihre Hand zitterte ein wenig, was die Wirkung vielleicht etwas schmälerte, doch Lucinda ließ sich nicht entmutigen. „Ich habe den Betrag ausgerechnet. Überprüfen Sie ihn, aber ich habe mich bestimmt nicht geirrt.“
Starr betrachtete Joe ihre Hand. „Da bin ich mir sicher“, antwortete er höflich und blickte auf. „Aber Sie haben sich geirrt, wenn Sie meinen, ich würde Sie für die Zeit bei mir entlohnen.“
„Bezahlen Sie mich“, forderte sie schnell, als er sich umdrehte. „Oder ich verklage Sie.“
Sofort wandte er sich ihr wieder zu. „Wie bitte? Sie wollen mich verklagen?“ Er lachte immer lauter. „Das ist verrückt! Sie wollen mich wegen eines Lohns verklagen, den Sie sich nicht verdient haben?“
„Das ist Ansichtssache, Mr. Romano. Ich finde, ich habe ihn mir verdient, und der Richter wird es schätzungsweise auch so sehen.“
Sie blickten sich an, und Joe wurde ernst. O ja, Lucinda würde ihn verklagen. Sittsam und züchtig würde sie vor dem Richter erscheinen und einen Geldbetrag einfordern, den er für zwei Flaschen Wein ausgab.
Und die Journalisten der Boulevardpresse würden ihre helle Freude an der Geschichte haben, genauso wie seine beruflichen Widersacher. Wenn dann noch herauskam – und das würde es bestimmt –, dass Lucinda, die Köchin, in Wirklichkeit Blondie, die Stripteasetänzerin, war …
Joe stöhnte auf, zückte seine Brieftasche und gab Lucinda mehrere Scheine.
„Das ist zu viel.“
„Behalten Sie den Rest.“
Sie schüttelte den Kopf, nahm ihr Portemonnaie heraus und hielt ihm kurz darauf eine Zehndollarnote und einige Münzen hin. „Ich will nur, was mir zusteht.“
Er sah, dass ihre Hand zitterte, und meinte, es auch schon vorher bemerkt zu haben. Was soll’s, dachte er, wahrscheinlich ist sie nervös, und das sollte sie auch sein.
„Bitte nehmen Sie das Geld.“
Joe verdrehte die Augen und nahm es. Hauptsache, sie verließ möglichst schnell sein Haus.
„Vielen Dank.“ „Keine Ursache.“ „Meine Küchenutensilien lasse ich in den nächsten Tagen abholen.“
„In Ordnung.“
Joe beobachtete, wie sie den Koffer anhob, und kämpfte mit sich. Er wusste, wie schwer er war, und sah ihr an, wie viel Anstrengung es sie kostete.
„Lassen Sie mich das machen“, sagte er schroff, doch sie wehrte ihn ab, als er nach dem Griff fassen wollte.
„Ich brauche Ihre Hilfe nicht.“
„Betrachten Sie es mal von einer anderen Warte aus, Miss Barry. Wenn Sie mit dem schweren Ding stolpern und sich verletzen, werden Sie mich zweifellos verklagen.“ Er lächelte unfreundlich. „Es ist also in meinem eigenen Interesse, den Koffer zum Taxi zu tragen.“
Lucinda errötete. „Ich habe kein Taxi bestellt.“
„Das hätten Sie aber tun sollen“, erwiderte er und fragte sich, warum sie nicht endlich stehen blieb. „Hier in der Nähe gibt es keine Bus- oder Straßenbahnhaltestelle.“
„Ich laufe gern.“
„Sie werden eine Ewigkeit brauchen, bis Sie in der Stadt sind. Verdammt“, fluchte er und versuchte erneut, ihr den Koffer abzunehmen. „So bleiben Sie …“
Der Koffer fiel zu Boden und ihr Portemonnaie ebenfalls. Es ging auf, und der Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Betreten blickte Lucinda Joe an und bückte sich dann, um ihr Geld einzusammeln. Aber er kam ihr zuvor.
Außer dem, was sie gerade von ihm bekommen hatte, waren nur noch knapp vierzehn Dollar im Portemonnaie gewesen. Er
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