Julia Saison Band 05
ich. Ich bin dein Vater.“
Er hörte, wie sie seufzte. Und dann lächelte sie. Und dann entspannte sich ihr Griff um die Sprite-Dose. „Das war echt schwierig.“
„Allerdings.“
Kelly kam um halb sechs nach Hause. Sie zog sich um – Jeans und Pulli – und ging dann in die Küche, um nach dem Hühnchen im Ofen zu sehen und den Salat zurechtzumachen.
Das Hühnchen war fertig. Sie stellte es warm.
Heute Abend, dachte sie. Heute Abend würde Mitch es DeDe sagen.
Kelly stand vor der Spüle und starrte das Fenster an, das nach hinten zum Garten hinausging. Jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, konnte sie nur die schemenhaften Umrisse ihres Spiegelbilds im dunklen Glas erkennen. Das Leben würde sich für sie alle drei ändern.
Und zwar von Grund auf.
Veränderung ist unausweichlich, sagte sie sich. Dann hörte sie, wie die Haustür aufging. „Mom!“
Kelly zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich um. DeDe kam in die Küche. In der Hand hatte sie eine Sprite-Dose. Mitch folgte ihr. „Mitch hat mich in der Limousine mitgenommen.“
„Hattet ihr eine schöne Fahrt?“
„Ja!“ DeDe warf Mitch einen Blick zu, der nickte. Dann stellte sie die Dose mit einem Knall auf den Tisch. „Oh ja, hatten wir!“ Sie schlang die Arme um Kellys Taille und drückte ihr Gesicht in den Pulli ihrer Mutter.
„Hoppla …“ Kelly lachte und erwiderte die Umarmung.
Und dann schaute ihre Tochter mit strahlenden Augen zu ihr auf. „Ich weiß, dass er mein Dad ist, Mom. Ich habe ihn gefragt, und er hat Ja gesagt.“
„Also“, sagte Kelly und hielt ihre Tochter ganz fest, während sie ihr braunes Haar glattstrich. „Das ist gut. Sehr, sehr gut …“ Sie hob den Kopf und begegnete dem wachsamen Blick des Mannes auf der anderen Seite des Zimmers.
Veränderung. Unausweichlich. Und rasant.
An diesem Abend übernahm Mitch das Gute-Nacht-Sagen. Kelly wartete in seinem Zimmer auf ihn. Die Minuten vergingen quälend langsam.
Sie sagte sich, dass ein Gute-Nacht-Ritual für Vater und Tochter gut war. Er und DeDe hatten eine Menge nachzuholen.
Endlich tauchte er auf. Er wirkte überrascht, sie zu sehen.
Sie stand auf. „Ich … Also, wir müssen uns unterhalten. Hinter verschlossenen Türen, denke ich.“
Er runzelte die Stirn. „Warum das denn?“
Geduldig erklärte sie: „DeDe ist neun. Sie weiß natürlich, dass sie die Unterhaltungen von Erwachsenen nicht belauschen darf. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie das nicht tut – vor allem, wenn sie denkt, dass es dabei um etwas Wichtiges geht.“
Er stand einfach nur da, blickte sie herablassend an – und sah dabei viel zu gut aus. Woran lag das nur? Um ihn herum schien die Luft nur so vor männlicher Energie zu knistern.
„Wenn es dir lieber ist, können wir gerne in mein Arbeitszimmer gehen“, schlug sie vor.
Noch so ein arroganter Blick. Dann kam er herein und schloss die Türe. „In Ordnung. Schieß los.“ Die muskulösen Arme hatte er verschränkt. Die Zähne zusammengebissen.
„Ich bin so froh, dass Deirdre endlich weiß, wer du bist.“ Sie hoffte, dass er zustimmen würde. Das wäre wenigstens ein Anfang.
Aber er sagte nichts, stand einfach nur da.
Tapfer sprach sie weiter. „Und, nun ja, jetzt wo sie Bescheid weiß, müssen wir regeln, wann sie bei wem bleibt. Ich habe mir gedacht …“
„Nein“, unterbrach er sie.
Sie räusperte sich. „Entschuldige bitte. Du weißt doch überhaupt nicht, was ich sagen wollte.“
„Ich weiß aber, was du gesagt hast. “
„Also, Mitch, auch wenn diese Unterhaltung noch so schwierig ist, wir müssen über eine Sorgerechtsregelung sprechen.“
„Nein.“
„Warum denn nicht?“
„Weil DeDe und ich das schon besprochen haben.“
Um das zu verdauen, brauchte Kelly einige Sekunden. Als sie das Gefühl hatte, sprechen zu können, ohne laut zu werden, fragte sie: „Du hast mit DeDe über die Regelung des Sorgerechts gesprochen – ohne vorher mit mir zu reden?“
„Das ist richtig.“ Jetzt wirkte er beinahe schuldbewusst, obwohl er immer noch seine großspurige Haltung beibehielt. „Das Thema … kam eben zur Sprache, als ich ihr gute Nacht gesagt habe.“
„Kam es das? Einfach so?“
„Nein. Ich habe es erwähnt, wenn du es genau wissen willst.“
„Das will ich. Ganz genau.“
„Ich mag deine Einstellung nicht, Kelly.“
„Das tut mir aber leid. Du hast also gesagt, dass …“
„Nur dass ich sie jetzt, wo ich sie gefunden habe, die Hälfte der Zeit bei mir haben will, ganz
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