Julischatten
den Wunsch auf mehr weckte.
In der Mittagshitze lagen sie dösend auf dem Bett im Trailer, es war zu heiß, um sich zu bewegen. Trotzdem konnte Lukas an nichts anderes denken als daran, mit Sim zu schlafen. Er spürte die Hitze, die von ihrem Körper ausging, atmete sie ein. Ihre Küsse und Berührungen hatten ihn erregt und sein Verlangen ließ sich nicht einfach so wegdenken. Wenn er mit Sim zusammen war, konnte er durch die Haut fühlen, was sie dachte. Er spürte sie mit jedem Zentimeter seines Körpers. Dann war er ganz und dieses Gefühl sehnte sich nach Wiederholung.
Am späten Nachmittag spielten sie eine Runde mit Junipers Welpen, die sich vor Übermut am Hang überkugelten und großes Vergnügen daran hatten, sich um einen alten, zerfransten Lappen zu balgen.
Beim Abendessen erzählte Michael Witze und ihr Gelächter hallte an den Wänden des Blockhauses wieder. Niemand fragte nach Jimi. Lukas wusste, dass sie es nicht taten, weil sie nicht den Finger in die Wunde legen wollten, und er war ihnen dankbar dafür.
Später saß er mit Sim auf den Stufen vor dem Trailer. Die Kühle der Dunkelheit brachte Erleichterung und ließ ihn freier atmen. Nach dem Feuer hatte Lukas befürchtet, nicht mehr singen zu können, doch er hatte seine Stimme wiedergefunden, auch wenn sie manchmal noch etwas kratzig klang.
»Wie still es ist«, sagte Sim.
»Ja«, sagte Lukas, obwohl es nicht stimmte. Wenn es für andere still war, hörte er immer noch etwas. Das Flüstern des Windes im Gras. Das leise Zirpen der Grillen. Ein Vogel trippelte über das Blechdach des Trailers.
Und er konnte Sim hören. Sie hatte einen ganz eigenen Klang.
»Du vermisst ihn, stimmt’s?«
Lukas seufzte leise. »Ich kann nichts dagegen tun.«
»Fühlst du dich sehr allein ohne Jimi?«
»Im Augenblick nicht.« Aber in sechs Tagen werde ich nicht mehr atmen können vor Einsamkeit.
»Wo er jetzt wohl ist?«
Lukas zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist er längst am Pazifik, da wollte er immer hin.« Vielleicht ist er aber auch tot und ich werde es nie erfahren. »Ich hab mich von ihm verraten gefühlt«, sagte er. »Und er sich von mir.«
»Das alles tut mir so leid, Luke«, sagte sie. »Ich wollte euch nicht auseinanderbringen. Nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas anrichten könnte.«
»Dich trifft keine Schuld, Sim. Es ist eine Sache zwischen Jimi und mir. Es ist… kompliziert.« Ein passenderes Wort fiel ihm nicht ein.
»Jimi liebt dich, ich weiß das.«
»Ja, er liebt mich. Vermutlich bin ich der einzige Mensch, den er wirklich liebt. Aber er will mich mit niemandem teilen, verstehst du? Jimi hat noch etwas Angst gemacht, über die Tatsache hinaus, dass ich mich in dich verliebt habe.«
»Was denn?«
»Dass wir geredet haben. Über Dinge, über die ich mit ihm nicht reden konnte, weil er sie einfach nicht kapiert hat oder nicht kapieren wollte. Es hat ihn verunsichert, dass ich dir Sachen anvertraut habe, die bisher nur er wusste.« Traurig schüttelte Lukas den Kopf. »Jimi träumte davon, dass wir eines Tages ein eigenes Haus haben würden, mit allem, was dazugehört. Mädchen hatten in seinen Zukunftsplänen keinen Platz. Frauen brechen einem das Herz und gehen weg – ich habe dir ja von seiner Mutter erzählt. Deshalb hat er Panik bekommen, als er merkte, dass du für mich mehr bist als eine… eine Sommerliebe. Der Gedanke, auch ich könnte ihn verlassen, hat ihm am meisten Angst gemacht.«
Sim legte ihre Arme um ihn, zog ihn zu sich heran und küsste ihn. Diesen Kuss spürte er von den Haarwurzeln bis in die Zehenspitzen. Sein angestautes Verlangen überschwemmte ihn und ließ sein Herz schneller schlagen.
»Ist noch Licht im Blockhaus?«, fragte er.
»Ist gerade ausgegangen.«
»Gut«, sagte er schlicht.
Lukas wusste nicht, dass um die Ecke, nur ein paar Meter von ihnen entfernt, jemand mit dem Rücken gegen die Trailerwand lehnte und jedes Wort mithörte. Jimi Little Wolf liefen die Tränen in Strömen über die Wangen.
Während des Frühstücks am nächsten Morgen bat Lukas Michael darum, ihn nach Manderson zu fahren, damit er seine Habseligkeiten aus Bernadines Trailer holen konnte.
»Was ist mit Jimi?«, fragte Jo, eine Augenbraue misstrauisch nach oben gezogen.
Doch Lukas presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Es könnte Ärger geben mit Bernadine«, gab Jo zu bedenken, jetzt mit einer harten Falte zwischen den Augen. »Du bist noch nicht volljährig.«
»Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher