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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Vielleicht war es bei der Öffnung des Tresors zum Streit gekommen.
    Es blieb das Problem mit der verschlossenen Tür.
    Wenn Inge Bäder im Affekt gehandelt hatte, konnte sie vorher keinen Plan entwickeln, um aus dem verschlossenen Raum zu entkommen.
    Warum überhaupt dieser Aufwand?
    Was änderte es, ob der Raum von innen verschlossen war oder nicht? Was wollte der Mörder beweisen? Dass er durch Türen, durch Wände gehen konnte? Dass niemand vor ihm sicher war? Vielleicht war es das, dachte Julius, während er etwas Schnee mit beiden Händen aufhob und einen Ball daraus formte, den er in Richtung eines Rebstocks warf. Daneben.
    Der Mörder hatte zweifellos ein Zeichen gesetzt. Seht her, ich kann euch alle holen, ihr könnt euch einschließen, wo ihr wollt, nichts stellt für mich ein Hindernis dar. Wenn ich euch will, dann bekomme ich euch. Auch der nächste Schneeball traf sein Ziel nicht.
    Eine solche Warnung hätte aber nur Sinn, wenn es noch mindestens einen Mitwisser gab, jemanden, der plaudern konnte. Wer mochte dies sein? Wer war der Adressat der verschlossenen Tür?
    Und wie, verdammt noch mal, hatte der Mörder es angestellt?
    Julius hob wieder weiße Munition vom Boden auf, diesmal mehr, und versuchte abermals, einen der mit Schneewehen bedeckten Rebstöcke zu treffen. Der Ball wurde vom Drahtrahmen zerschnitten.
    Hessland, fuhr Julius in seinen Gedanken fort und merkte gar nicht, wie er den Namen mit den Lippen formte. Auch Hessland stand im Zentrum des Verdachts. Seine mögliche Rolle während der NS -Zeit, seine aufdringliche Bitte, die Presse rauszuhalten, und natürlich Herolds Aussage, er hätte sich von der Gruppe abgesetzt. Hessland hatte davon weder Julius noch der Polizei erzählt. Andererseits: Warum sollte er? Auch Julius hätte es verschwiegen. Warum sich verdächtig machen, wenn niemand einen dafür hält?
    Julius wandte sich Hesslands Motiv zu. Der Golfclub war sein Leben. Und so schützte er ihn und seinen Vorsitz auch. Wenn jemand an seinem Stuhl sägte, wäre der freundliche Herr Hessland dann zu allem fähig? War der Mann mit der Säge vielleicht Grad gewesen? Hatte Hessland sich einfach nur seines ärgsten Rivalen entledigt?
    Auch der nächste Schneeball, den Julius auf einen der wehrlosen Rebstöcke warf, verfehlte sein Ziel. Allmählich wurde er wütend. Zwar war er nie gut im Schulsport gewesen, aber wenigstens beim Kugelstoßen hatte er den Großteil der Klasse hinter sich gelassen. Das war zwar Jahrzehnte her, die Technik war eine völlig andere, das Gewicht des Wurfgeschosses auch, aber trotzdem dachte Julius, es wäre nur gerecht, wenn ihm der Gott des Zufalls endlich einen Volltreffer schenkte.
    Der Nächste in der Liste der dringend Tatverdächtigen war Rolf Sonner. Ein Neuzugang in den Reihen der potenziellen Mörder. Er war in den erlauchten Kreis aufgenommen worden, als Anna heute Morgen angerufen hatte:
    »Ach, Hessland ist gesehen worden, wie er sich von der Gruppe abgesetzt hat? Dann haben wir jetzt schon zwei. Rolf Sonner war auch unterwegs.«
    Als Anna dies sagte, hatte Julius gemerkt, dass er sich wünschte, Sonner sei der Täter. Das Motiv: Eifersucht. Wenn seine Frau ein Verhältnis mit Grad gehabt hatte, vielleicht sogar ein neues Leben mit ihm beginnen wollte, könnte Sonner Mord für eine Lösung des Problems gehalten haben. Allerdings hatte er dann nicht bedacht, dass keine Frau bei einem Mann bleiben würde, der ihren Geliebten getötet hatte. Höchstens aus Angst. Julius musste sich Susanne Sonner genauer anschauen.
    Endlich traf er mit einem Schneeball einen Rebstock, der beim Aufprall kurz vibrierte, als fließe Strom durch ihn. Julius’ Lederhandschuhe waren mittlerweile an einigen Stellen dunkel gefärbt, vom Schnee, der auf ihnen geschmolzen war. Er konnte nicht anders, als ein klein wenig des Schnees zu probieren, der vom Schneeballbau noch am Handschuh klebte. Er war erfrischend und hatte eine ganz andere Konsistenz als Kücheneis. Damit müsste sich doch etwas machen lassen …
    Julius ging die Liste der Verdächtigen weiter durch, während er noch etwas Schnee vom Boden klaubte. Susanne Sonner hätte Grad natürlich auch töten können, weil der die Affäre publik machen wollte, sie erpresste. Volker Vollrad traute er alles zu, auch wenn zurzeit noch ein Motiv bei ihm fehlte. Ob Stefan Dopen und Sandra Böckser den Mord für eine gute PR begangen hatten? Das erschien Julius zu weit hergeholt. Da gab es einfachere Wege. Eine Liaison mit einem

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