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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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bin. Obwohl es sinnlos ist, renne ich, so schnell ich kann zum Weinbergspark. Eigentlich ist es nicht wieder in Ordnung zu bringen. Da muss man sich schon mal in sie hineinversetzen. Sie musste ja schon die haarsträubende Geschichte schlucken, dass völlig bedeutungslos war, dass ich vorgestern nackt in Amelies Schrankbett gesteckt habe. Da wird sie jetzt nicht besonders empfänglich für die nächste Geschichte sein, dass ich anderthalb Stunden auf dem Kuppelumgang des Berliner Doms festgesessen habe, weil mein Vater meine Tasche über die Brüstung geworfen hat.
    Trotzdem renne ich mir die Lunge aus dem Leib. Irgendwas muss man ja machen. Am Eingang des Parks laufe ich fast in einen der libanesischen Drogendealer hinein, der das als eindeutige Geste interpretiert, dass ich was von seinem Schrott kaufen will. Ich lasse ihn einfach links liegen und arbeite mich zur großen Wiese durch.
    Sie ist bestimmt nicht mehr da. Julia ist nicht der Typ, der eine Dreiviertelstunde wartet. Aber dass ich wenigstens nachgucke, muss ja trotzdem… Oh, sie ist doch noch da. Sie sitzt an einem Baum. Warum hat sie sich so zusammengekrümmt? Sie weint. Nein, sie liest was.
    »Hallo Julia… hhhhh.«
    »He, ich kenne dich nicht. Du bist einfach nur ein dummer Penner, der mich belästigt.«
    »Hhhhh… du liest ja die Gala… hhhhh, hhhhh.«
    »Ja toll, muss ich mir jetzt vielleicht noch was anhören? Außerdem hab ich die nur auf einer Parkbank gefunden.«
    »Also, hhhhh… das war jetzt gar nicht unterschwellig kritisch gemeint, hhhhh, hhhhh… also mehr so als Gesprächseröffnung, quasi… hhhhh, hhhhh…«
    Was rede ich?
    »Sag mal, bist du drauf oder hast du einen Sonnenstich?«
    »Hhhhh… nein, bin nur so gerannt… also… hhhhh…«
    Da kommt noch jemand angerannt.
    »Krach, Julia! Hhhhh… jetzt wirds aber Zeit… hhhhh, hhhhh…«
    Gonzo, Amelie und Lambert.
    »Hhhhh… Zeit wofür?«
    »Hhhhh, hhhhh… na, der Wohlgemuth kommt gleich… hhhhh.«
    »Wir habens fast verschwitzt… hhhhh… wir waren gerade Lasagne essen… hhhhh, hhhhh.«
    »Jauuuuuuuuul!«
    »Los jetzt, sonst ist Tobi ganz alleine mit ihm… hhhhh…«
    »Könnt ihr nicht schon mal vorgehen?… Hhhhh…«
    Julia schaut mich wütend an.
    »Willst du dich drücken?«
    »Nein, natürlich nicht… hhhhh… ich dachte nur… ich meine… hhhhh.«
    Im nächsten Augenblick sind wir alle im Laufschritt unterwegs zu unserem Haus. Gesprochen wird nichts mehr. Amelie, Gonzo und ich brauchen unseren Atem, und Julia schaut böse. Ich bekomme mit, wie sie einen Blick mit Amelie wechselt und den Kopf schüttelt. Nicht schwer zu erraten, um was es geht.
    Im Treppenhaus überholen wir den Stasi-Opa. Er schleppt eine große Kiste und ignoriert uns. Tobi, Reto und Hendrik sitzen in der Küche.
    »Ah, wusste ich es doch, die Kavallerie kommt nie zu spät.«
    »Hendrik, altes Haus, was treibt dich her?«
    »Ich lasse doch meine Band und Ex-WG nicht im Stich. Ich kenne den Wohlgemuth ja schließlich am längsten.«
    »Was ist mit Francesco?«
    »Hat gerade gesmst. Er braucht noch eine Viertelstunde.«
    Wir setzen uns.
    GROOOOOOOOOOOOH!!!
    »Heute ist ja wieder was los.«
    »Ja, hat schon ein paarmal ziemlich doll gekracht am Vormittag.«
    »Wie lange brauchen die eigentlich noch, um die Bellermann-Wohnung zu sanieren?«
    »Tja, sind halt keine teuren Profis wie die, die Francescos Zimmer geflickt haben.«
    »Ob die eigentlich jemals ihre Kettensäge wieder abholen?«
    »Gonzo, hast du alles parat, also, ich meine wegen dem, was der russische Bauarbeiter gesagt hat?«
    »Na klar. Wollt ihrs sehen?«
    »Warum nicht?«
    Wir folgen Gonzo im Gänsemarsch in sein Zimmer. Ich biege unterwegs zur neuen Toilette ab. Mich drückt es schon, seit wir auf der Kuppel waren. Als ich abziehe, stöhnt einmal mehr die Abwasserhebeanlage auf und die Röhren wackeln. Ich muss unbedingt bald das blöde Buch da rausholen. Und vielleicht sollten wir auch Retos Brazil-Konstruktion lieber etwas vereinfachen…
    »RAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!«
    Was für ein Schrei. Mir wird heiß und kalt. Ich renne zu den anderen in Gonzos Zimmer. Gonzo steht in der Mitte. In der Armen hält er seinen Mac und in seinem Mac steckt ein herabgefallener Ziegelstein.
    »GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!«
    »Ruhig, Gonzo!«
    »Der Francesco klärt das gleich.«
    »Eindeutig ein Versicherungsfall.«
    »Du kriegst einen ganz neuen.«
    NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄTH!
    »ROAAAARRRRR!«
    »Halt ihn auf, Krach!«
    Wie stellen die

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