Kampf für Freiheit
Palisade der Arena stand. Drinnen nahm er undeutlich Fell wahr. Er hörte erneut ein Knurren. Wölfe , begriff er, wahrscheinlich für den letzten Teil der Vorführung . Jetzt drang der Lärm der Zuschauer deutlicher an seine Ohren: die dunkleren Töne der Erwachsenen, die sich unterhielten, gemischt mit dem schrilleren Schwatzen der Kinder.
Die vier Kämpfer warteten unter Taurus’ strengen, wachsamen Augen. Dann rief Porcino von der Tribüne herunter: »Die Nächsten!«
»Hoch!«, befahl Taurus den beiden Männern, und sie erhoben sich eilig, setzten die Helme auf und schnallten die Kinnriemen fest. Dann nahmen sie ihre Schilde und Schwerter auf und standen stramm. Taurus packte die Kante der Schiebetür und drückte sie auf. Durch die Lücke konnte Marcus die Arena sehen. Im Sand waren dunkle Flecken. Jenseits waren die Zuschauer: sechs Erwachsene – vier Männer und zwei Frauen – und drei Kinder. Marcus hatte nicht genug Zeit, um sich Einzelheiten ihrer Gesichter einzuprägen, ehe die beiden Gladiatoren in die Arena schritten und die Tür wieder geschlossen wurde.
»Die Todgeweihten grüßen Euch!«, riefen die Gladiatoren.
Nach einer kleinen Pause hörte man den schrillen Ton einer Pfeife und der Kampf begann. Das Krachen der Schwerter ließ Marcus zusammenzucken, und er rutschte ganz zum Rand der Bank, sodass er durch einen Spalt in den Palisaden in die Arena schauen konnte. Aber die Gestalten der Gladiatoren waren kaum zu erkennen, Marcus nahm nur huschende Schatten wahr. Außer den Hieben und dem Stöhnen der Kämpfer war beinahe nichts zu hören. Die Zuschauer verfolgten den Kampf mit atemloser Aufmerksamkeit. Marcus wandte sich ab. Ihm war übel. Jeden Augenblick würde er an der Reihe sein. Plötzlich übermannte ihn die Überzeugung, dass er den Kampf verlieren und hier im Sand der Arena sterben würde. So langsam und qualvoll wie möglich, wenn es nach Ferax ging.
Nun war eine rasche Abfolge von Schlägen zu hören, dann ein dumpfer Aufprall, als einer der Männer gegen die Vorderseite des Käfigs krachte. Der blutige Körper blockte alles Licht ab, das durch den Spalt gefallen war. Marcus wäre beinahe vor Schreck von der Bank gesprungen, als die blutige Spitze eines Schwertes plötzlich zwischen zwei Pfählen der Palisade hindurchgestochen wurde. Der Körper des Besiegten sackte zusammen. Dann hörte man ein tiefes Stöhnen, als die Klinge zurückgezogen wurde, und einen dumpfen Aufprall, als der tote Gladiator in den Sand fiel.
Wenig später ging die Tür zum Käfig wieder auf und der Überlebende taumelte benommen herein. Er hatte eine tiefe Schnittwunde am Oberschenkel und hinterließ eine Blutspur, als er sich zwischen den beiden Jungen hindurch und dann aus dem Käfig zurück in den Tunnel schleppte, der zum Übungsgelände führte. Durch die Öffnung konnte Marcus sehen, wie zwei Sklaven sich der Leiche näherten und sie durch die Arena schleiften.
Taurus wartete, bis der Tote nicht mehr zu sehen war, und wandte sich dann Marcus und Ferax zu. Er deutete auf die Arena.
»Jetzt seid ihr dran! Raus jetzt!«
Marcus holte tief Luft, und dann riefen Ferax und er im Chor: »Die Todgeweihten grüßen Euch!«
Sie standen aufrecht vor den Zuschauern, die Schwerter grüßend zu der Gesellschaft vornehm gekleideter Römer erhoben. Marcus konnte sehen, dass zwei der Männer bei den Frauen saßen. Einen der anderen erkannte er als den Mann, der einige Tage zuvor zusammen mit Porcino die Kämpfe der Gladiatoren beobachtet hatte. Der vierte Mann war groß und breitschultrig. Er hatte dunkles, schon leicht zurückweichendes Haar und saß auf dem Ehrenplatz, auf der mittleren Liege des Halbkreises. Er musterte die Jungen mit kühlem Gesichtsausdruck. Dann wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt, als eines der Kinder, ein Mädchen, das ungefähr so alt war wie Marcus, sich zu ihm auf die Liege setzte.
»Pass doch auf, Portia!«, rief der Mann. »Du stößt noch meinen Wein um!«
»Entschuldigung, Onkel. Ich wollte dir nur danken, dass du mich mitgenommen hast.« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. Dann stand sie schnell auf und gesellte sich wieder zu den beiden Jungen, die gerade lautstark besprachen, welcher der beiden jungen Gladiatoren in der Arena wohl den letzten Kampf gewinnen würde.
»Es muss einfach der Kelte sein. Schau dir doch an, wie groß der ist.«
»Ja klar! Der wird den anderen Jungen völlig zermalmen.«
»Er ist viel kräftiger gebaut.«
»Wie hoch würdest du auf
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