Kampf für Freiheit
den Kleinen wetten?«
»Fünf zu eins. Aber das Geld wirfst du zum Fenster raus. Glaube mir.«
Marcus und Ferax standen immer noch mit erhobenen Schwertern da. Porcino blickte zu seinen Kunden und wartete auf das Zeichen zum Anfang. Der Mann, der mitten auf der Tribüne saß, redete jedoch immer noch leise mit einem seiner Begleiter. Porcino runzelte ein wenig die Stirn und räusperte sich. Der Mann schaute hoch, blickte auf die beiden Jungen in der Arena und nickte Porcino knapp zu.
Der Lanista holte tief Luft und rief: »Kämpfer! Auf die Plätze!«
Marcus senkte sein Schwert und drehte sich zu Ferax. Er ging rückwärts, bis sie zehn Schritte voneinander entfernt standen. Dann war plötzlich an einem der Tore zur Arena eine Bewegung zu bemerken. Zwei Wachen kamen hereingetrabt und begaben sich zu entgegengesetzten Enden der Arena. Dort ragten die Holzgriffe von Brandeisen aus kleinen Feuerschalen heraus.
Die Wachmänner nahmen die Stangen hoch und erhoben die glühenden Enden. Sie standen nun neben den Holzpfosten und waren bereit, die erhitzten Eisen einzusetzen, um die Jungen anzuspornen, falls sie zu sehr zögerten, mit den Schwertern aufeinander loszugehen.
»Ich brauche bestimmt keinen Ansporn zum Kämpfen«, knurrte Ferax leise, während er in Hockstellung ging und Schwert und Faustschild hob. »Aber du vielleicht.«
Marcus biss die Zähne zusammen und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er wartete auf das Zeichen zum Anfangen.
»Der letzte Kampf des Tages!«, verkündete Porcino. »Der Kelte Ferax gegen Marcus aus unseren Territorien in Graecia.«
Einen Augenblick lang überlegte Marcus, ob er sich an die Zuschauer wenden und ihnen erklären sollte, dass er ein römischer Bürger war. Er könnte so seine Bitte um Gerechtigkeit vorbringen, ehe der Kampf begann. Vielleicht würde er dann gerettet oder gar befreit werden. Ehe er jedoch einen klaren Gedanken fassen konnte, bildete Porcino bereits mit den Händen einen Trichter vor dem Mund und rief: »Kämpft!«
Mit lautem Brüllen kam Ferax vorwärtsgestürzt und rannte über den Sand auf Marcus zu. Marcus stemmte die Stiefel in den Boden und erhob seinen Faustschild. Im letzten Augenblick sprang er zur Seite und Ferax raste an ihm vorbei.
Marcus hieb verzweifelt nach dem Arm des Kelten, aber die Spitze seiner Klinge zischte durch die Luft, ohne zu treffen. Sofort wirbelte Marcus herum, um seinem Gegner erneut entgegenzutreten. Er machte einen Schritt vorwärts, wie er es gelernt hatte. Ferax konnte sich gerade noch rechtzeitig sammeln, um den Schlag, der auf seine Schulter gezielt war, zu parieren. Eine Weile tauschten die beiden mit lautem Krachen eine Abfolge von Schwerthieben aus. Dann zog sich Ferax zurück. Die Jungen standen einander sprungbereit gegenüber und starrten sich an. Marcus spürte, wie ihm das Herz im Leibe pochte. Gleichzeitig bemerkte er ein seltsames Hochgefühl.
»Ich hab’s dir doch gesagt!« Der Mann, der sie für diesen Kampf ausgewählt hatte, packte den Arm des Mannes auf der mittleren Liege. »Ich hab’s doch gewusst, dass die beiden eine tolle Vorstellung liefern würden, Julius!«
Der andere Mann strich sich übers Kinn und antwortete dann: »Was wettest du dagegen, dass der Kleinere gewinnt?«
»Der? … Mal sehen. Sieben zu eins.«
»Abgemacht! Ich setze fünfzig Goldstücke!«
»Fünfzig? Na gut.«
Ihre Stimmen wurden von Ferax’ lautem Brüllen übertönt. Er kam mit Riesenschritten auf Marcus zu und beobachtete ihn dabei aufmerksam. Marcus wich zu einer Seite hin aus, doch Ferax vertrat ihm den Weg und folgte ihm auch, als Marcus sich rasch in die andere Richtung bewegte.
»Oh nein, das klappt nicht«, knurrte Ferax. »Diesmal krieg ich dich, du kleine Ratte.«
»Das glaube ich kaum«, antwortete Marcus und zwang sich ein höhnisches Grinsen auf die Lippen. »Dazu bist du zu schwerfällig, Ferax. Und zu dumm.«
Der größere Junge wurde blass vor Wut. Er schnaubte ein wenig, unterbrach sich dann und lachte. »Glaubst wohl, du kannst mich so sehr reizen, dass ich die Fassung verliere? Da irrst du dich.«
Er trat vor und ließ eine Reihe von Hieben auf Marcus herunterhageln, die dieser verzweifelt mit dem Schwert und dem Faustschild abblockte. Er hatte keine Chance zurückzuschlagen, weil Ferax die längeren Arme und somit die größere Reichweite hatte.
Marcus verlor beständig an Boden. Er musste sich immer weiter in Richtung auf einen der Wachmänner mit dem glühenden Brandeisen
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