Kann denn Fado fade sein?
schon wieder!«
Erkundungsfahrten, auch auf den Seitenwegen im Dorf und außerhalb, bleiben vergeblich. Es liegt nirgends ein verletzter Hund auf der Straße, im Café am Dorfplatz hat niemand die beiden gesehen.
Es wird dunkel, es wird Nacht. Ich bin mittlerweile heiser vom Rufen und nicht mehr nur ängstlich, sondern allmählich stocksauer.
Mein »verlorener Sohn« Giò kommt kurz vor Mitternacht, nach mehr als neun Stunden, wieder angekrochen. Mit sichtbar schlechtem Gewissen. Verzieht sich sofort ins Haus, in seinen Korb. Weiß genau: Heut habe ich Mist gebaut!
Von Max keine Spur. Er kommt die ganze Nacht nicht heim.
Gemeinsam mit Senhor Filipe fahre ich Samstag und Sonntag die Gegend ab. Senhor Filipe hängt überall Suchfotos von Max auf.
Nichts.
Das ganze Dorf weiß Bescheid, denn Max kennt wirklich jeder. Obwohl sich alle hin und wieder über Maximista Tosta Mista aufgeregt haben, wenn er wieder mal was klaute, zu laut und lange gekläfft hat oder eine Hundedame unerwünschterweise beglückte: Irgendwie vermissen sie ihn doch.
So lange war Max noch nie weg. Senhor Filipe macht sich Sorgen, denn seit knapp drei Monaten muss Max jeden Tag Herztabletten bekommen, immer zur selben Tageszeit. Das geht natürlich jetzt nicht. Dazu kommt: Es ist wirklich heiß, der August zeigt sich von seiner schönsten Seite. Tag für Tag haben wir mehr als 30 Grad. Kein Wölkchen am Himmel, kein Regen in Sicht.
Eine Woche geht ins Land. Immer wieder fahren wir los, fragen in Cafés und Kneipen. Nichts.
Ein paarmal gibt es Fehlalarm, wenn der eine oder andere glaubt, er habe Max gesehen. Stets stellt sich heraus: Max ist nirgends gesichtet worden. Auch im Tierheim wurde er nicht abgegeben.
Nach zehn Tagen geben wir die Suche auf. Bleibt uns nur zu hoffen, dass Max einen Herzschlag erlitten hat und nicht lange leiden musste. Vielleicht hat er auch ein neues Herrchen gefunden.
Giò vermisst seinen Gefährten. Er hat niemanden mehr zum Spielen, Toben, Unsinn machen. Wenigstens ihm kann ich helfen.
Schon vor ein paar Monaten hatte mir meine »Perle«, die jede Woche zum Putzen kommt, einen Welpen angeboten.
»Sie wissen ja, Dona Cristina«, meinte sie damals, »ich arbeite auch für ein paar andere Haushalte. Senhor Nunohat eine Hündin, und die hat eben geworfen. Neun Junge sind es, er weiß gar nicht, wie er die alle unterbringen soll. Wollen Sie nicht einen zweiten Hund? Sie haben doch einen schönen großen Garten!«
Ich hatte dankend abgelehnt – eineinhalb Hunde-Rabauken reichten mir wirklich.
»Vielleicht kennen Sie jemanden, der einen Hund möchte?«
Leider kannte ich niemanden, der infrage kam.
Aber ich erinnere mich an dieses Gespräch. Ich rufe Ludmila an. Sie ist morgen ohnehin im Haus von Senhor Nuno. Vielleicht kann sie da nachfragen?
Ludmila fragt nach: Von den ursprünglich neun Welpen sind jetzt, fünf Monate später, noch zwei Hundemädchen da.
So kommt Jenny ins Haus. Offizieller Hund Nummer zwei. Sie ist wirklich eine süße, verschmuste kleine Hundedame. Giò ist erst misstrauisch: Was ist das für ein weißes Fellknäuel, das fiept und tapsig durch den Garten wackelt? Es dauert aber keine Viertelstunde, da hat Jenny Giò bereits um den Finger beziehungsweise um die Pfoten gewickelt.
Jenny hat die erste Nacht in ihrem neuen Zuhause gut überstanden. Ich habe für sie und Giò eben draußen die Futternäpfe hingestellt.
Plötzlich: wildes Gebell, dazwischen hohes Fiepen und Knurren von Jenny. Die beiden werden sich doch nicht ums Fressen raufen?
Ich stürze nach draußen – und was sehe ich? Giò ist völlig außer Rand und Band. Wedelt sich fast die Seele aus dem Leib. Jenny knurrt und zeigt aufgestelltes Rückenhaar. Wedelt nur sehr vorsichtig.
Ein nasser Max. Leicht abgemagert, aber gesund und munter. Er ist völlig verdreckt, lässt sich aber nicht anfassen, geschweige denn ins Bad stecken. Ich schaffe es gerade mal, ihn mit einem alten Handtuch ein bisschen abzurubbeln.
Nun ist er hinübergelaufen zu seinem chefe , zu Senhor Filipe.
Hat sich gerade noch Zeit genommen, bei Jenny kurz zurückzuknurren und sicherheitshalber überall sein Revier zu markieren. Und natürlich die Hundenäpfe völlig leerzufressen.
Jetzt lässt er sich bei Senhor Filipe verwöhnen und hofft sicher auf ein geschlachtetes Kalb, wie es dem »verlorenen Sohn« zusteht. Kann man ja schon in der Bibel nachlesen.
Zwölf Tage war er verschwunden. Wir haben niemals herausgefunden, was passiert ist.
Senhor Filipe
Weitere Kostenlose Bücher