Kein Entkommen
gewogener sein werden, sobald Sie mich angehört haben.«
»Was für ein Vorschlag soll das sein?«
Er streckte die Hand aus und klopfte mir aufs Knie. »Sie müssen sich nicht mal heute entscheiden. Schließlich haben Sie momentan eine ganze Menge anderer Dinge am Hut.«
»Sie sind ja gut informiert.«
»So gut wie jeder andere, der Nachrichten schaut«, entgegnete er. »Und offenbar gelten Sie als Verdächtiger, auch wenn die Zeitungen das bislang nur durch die Blume formulieren.«
»Reeves hat Sie gleich angerufen, nachdem er mir auf dem Revier über den Weg gelaufen ist, stimmt’s?«
Sebastian grinste. »Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich immer wie ein Lauffeuer, aber als Reporter wissen Sie das ja bestimmt. Mal ernstlich: Wieso stürzen sich die Medien eigentlich immer nur auf das Negative? Das zieht mich als Leser doch nur runter.«
»Ein sicher gelandetes Flugzeug macht eben keine gute Schlagzeile«, erwiderte ich.
»Schon klar. Aber betrachten Sie doch mal meine Situation. Ich biete der Stadt eine erstklassige Dienstleistung an, bin bereit, in Promise Falls neue Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen, und bekomme nichts als Gegenwind. Zumindest von Ihnen, Mr Harwood.«
»Aber nicht von meiner Zeitung«, sagte ich. »Wie steht’s mit dem Grundstück? Haben Sie sich mit Madeline schon geeinigt?«
Sebastian lächelte. »Wir prüfen eine ganze Reihe von Optionen, Mr Harwood.«
»Wie kommen Sie auf die Idee, dass meine aktuellen Probleme mich davon abhalten könnten, weiter über Ihre Machenschaften zu berichten?«
»Tja, ich verstehe zwar nicht viel von Journalismus, aber selbst eine weniger wichtige Zeitung wie der Standard wird es sich nicht leisten können, einen Mordverdächtigen zu beschäftigen. Über kurz oder lang wird man Sie beurlauben, denke ich.«
Wusste er mehr? Oder war es nur ein Schuss ins Blaue? Wie auch immer, wahrscheinlich hatte er recht.
»Aber selbst wenn sich Ihre persönlichen Probleme in Rauch auflösen sollten, werden Sie sich nicht länger mit negativer Berichterstattung über uns aufhalten.«
»Ach ja? Und warum?«
»Darauf komme ich später«, sagte Sebastian. »Zuerst würde ich Ihnen gern mein Angebot unterbreiten.«
»Ich höre«, sagte ich.
»Ich habe mich gefragt, was Sie von einer beruflichen Veränderung halten würden?«
»Was?«
»Einer neuen Karriere. Zeitungen haben keine Zukunft, darüber haben Sie doch sicher schon mal nachgedacht?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Sobald wir unsere neue Haftanstalt in Betrieb genommen haben – und glauben Sie mir, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche –, benötigen wir natürlich einen erstklassigen Medienreferenten. Einen, der mit der Presse umgehen kann. Und am besten holt man sich für so etwas jemanden vom Fach, stimmt’s?«
»Meinen Sie das ernst?«
»Halten Sie mich für den Spaßkasper der Woche, David?«
Welland gab ein unterdrücktes Lachen von sich.
»Nein«, sagte ich.
»Nun ja, ich würde Sie jedenfalls gern als Pressesprecher gewinnen. Und ich kann mir ungefähr vorstellen, was Sie beim Standard verdienen. Siebzig-, achtzigtausend im Jahr?«
Weniger.
»Ich würde Ihr Gehalt verdoppeln. Ein Mann mit Frau und Kind kann’s schlechter treffen, nicht wahr?«
»Bislang haben Sie nicht mal den ersten Spatenstich gemacht«, gab ich zurück. »Und in der Zwischenzeit äußere ich mich weiter kritisch über Ihre Pläne, oder was?«
»Oh, auch in der Vorbereitungszeit brauchen wir jemanden für die Öffentlichkeitsarbeit«, sagte er. »Am liebsten wäre es mir, Sie würden gleich anfangen.« Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Hören Sie, David, lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wenn Sie mein Angebot annehmen, sind für mich gleich zwei Probleme gelöst. Ihre Kampagne gegen meine Vollzugsanstalt ist vorbei, und zusätzlich sichere ich mir die Dienste eines erfahrenen Medienprofis. Es ist die alte Geschichte, David. Man holt sich seine Feinde ins Boot, statt es von außen unter Feuer nehmen zu lassen. Ich wünsche mir, dass Sie mit ins Boot kommen, und bin bereit, Sie dafür mehr als anständig zu entlohnen.«
Ich überlegte einen Moment. »Tja, Sie haben es ja schon gesagt«, erwiderte ich dann. »Ich habe momentan eine Menge anderer Dinge am Hut.«
Er lehnte sich zurück und nickte. »Ja, natürlich. Ich kann mir gut vorstellen, was Sie gerade durchmachen.«
»Ich kann Ihnen die Antwort aber trotzdem geben«, sagte ich.
»Oh«, sagte Sebastian.
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