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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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nicht, dass ich ihn so beschreiben würde.
Wie würden Sie ihn denn beschreiben?
Wells dachte darüber nach. Ich schätze, ich würde sagen, dass er keinen Sinn für Humor hat.
Das ist kein Verbrechen.
Darum geht es nicht. Ich versuche, Ihnen etwas klarzumachen.
Nur zu.
Sie können keinen Deal mit ihm machen. Ich sage es Ihnen nochmal. Selbst wenn Sie ihm das Geld gäben, er würde sie trotzdem umbringen. Auf diesem Planeten lebt kein Mensch, der jemals auch nur ein unfreundliches Wort zu ihm gesagt hat. Sie sind alle tot. Das sind keine sehr sonnigen Aussichten. Er ist ein eigenartiger Mann. Man könnte sogar sagen, er hat Prinzipien. Prinzipien, die über Geld oder Drogen oder dergleichen hinausgehen.
Warum erzählen Sie mir überhaupt von ihm?
Sie haben nach ihm gefragt.
Und warum geben Sie mir Antwort?
Wahrscheinlich, weil ich glaube, dass es mir meinen Job erleichtern würde, wenn ich Sie dazu bringen könnte zu begreifen, in welcher Lage Sie sind. Ich weiß nichts über Sie. Aber ich weiß, dass Sie ihm nicht gewachsen sind. Sie glauben, Sie sind es. Aber Sie sind es nicht.
Das werden wir sehen, oder?
Zumindest einige von uns. Was haben Sie mit dem Geld gemacht.
Ungefähr zwei Millionen Dollar hab ich für Nutten und Whiskey ausgegeben und den Rest einfach so verprasst. Wells lächelte. Er lehnte sich im Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. Er trug teure Krokodillederstiefel von Lucchese. Was glauben Sie, wie er Sie gefunden hat?
Moss gab keine Antwort.
Haben Sie mal darüber nachgedacht?
Ich weiß, wie er mich gefunden hat. Nochmal schafft er das nicht.
Wells lächelte. Tja, schön für Sie.
Ja. Schön für mich.
Auf einem Plastiktablett auf dem Nachtschränkchen stand ein Krug Wasser. Moss warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
Wollen Sie Wasser?, fragte Wells.
Wenn ich was von Ihnen will, sind Sie der erste Scheißkerl, der es erfährt.
Man nennt das einen Transponder.
Ich weiß, wie man das nennt.
Es ist nicht die einzige Methode, wie er Sie finden kann. Ich könnte Ihnen Dinge erzählen, die zu wissen nützlich für Sie wäre.
Ich komme auf das zurück, was ich gerade gesagt hab. Ich brauche keinen Gefallen von Ihnen.
Sie sind nicht neugierig, warum ich Ihnen das erzählen würde?
Ich weiß, warum Sie mir das erzählen würden.
Nämlich?
Sie haben es lieber mit mir zu tun als mit diesem Typen.
Ja. Ich gebe Ihnen was zu trinken.
Fahren Sie zur Hölle.
Wells saß in aller Ruhe da, die Beine übereinandergeschlagen. Moss sah ihn an. Sie glauben, Sie können mir mit diesem Kerl Angst machen. Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden. Ich erledige Sie zusammen mit ihm, wenn’s das ist, was Sie wollen.
Wells lächelte. Er zuckte leicht die Achseln. Er senkte den Blick auf seine Stiefelspitze, nahm das Bein vom Knie, fuhr mit der Stiefelspitze an seiner Wade auf und ab, um den Staub zu entfernen, und schlug die Beine wieder übereinander. Was machen Sie?
Was?
Was Sie machen?
Ich bin im Ruhestand.
Und was haben Sie vor dem Ruhestand gemacht?
Ich bin Schweißer.
Azetylen? MIG? WIG?
Alles. Wenn es sich schweißen lässt, kann ich’s schweißen.
Gusseisen?
Ich rede nicht von Schweißlöten.
Ich hab auch nicht Schweißlöten gesagt.
Topfmetall?
Was hab ich gesagt?
Waren Sie in Nam?
Ja. Ich war in Nam.
Ich auch.
Na und? Sind wir deswegen vielleicht Kumpel?
Ich war bei den Spezialeinheiten.
Ich glaub, Sie verwechseln mich mit jemand, den es nicht einen Scheißdreck interessiert, wo Sie waren.
Ich war Oberstleutnant.
Quatsch. Das glaube ich nicht. Und was machen Sie jetzt?
Ich finde Leute. Begleiche Rechnungen. So was in der Art.
Sie sind ein Killer.
Wells lächelte. Ein Killer.
Nennen Sie’s, wie Sie wollen.
Die Leute, mit denen ich ins Geschäft komme, halten sich gern im Hintergrund. Sie lassen sich nicht gern in Dinge verwickeln, die Aufmerksamkeit erregen. Sie mögen es nicht, wenn etwas in der Zeitung steht. Das glaub ich gern.
Die Sache werden Sie nie mehr los. Selbst wenn Sie Glück hätten und ein oder zwei Leute erledigten – was unwahrscheinlich ist –, würden die einfach jemand anderen schicken. Nichts würde sich ändern. Die würden Sie trotzdem finden. Sie können nirgendwohin. Zu Ihren Schwierigkeiten kommt noch hinzu, dass die Leute, die die Ware geliefert haben, weder Geld noch Ware haben. Also raten Sie mal, wen die auf dem Kieker haben? Ganz zu schweigen von der DEA und diversen anderen Polizeibehörden. Auf jeder Liste steht derselbe Name. Und es ist der einzige Name, der

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