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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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ihren Dienst an Bord nicht verrichten konnte.
    »Bonny kommt nicht mit an Land, er soll sich erst mal erholen, und wenn es ihm in den nächsten Tagen nicht besser geht, lassen wir ihn hier. Dann kann er sich einen Arzt suchen, und wir holen ihn nach der nächsten Fahrt wieder ab. Leute, die nicht arbeiten können, nutzen mir nichts auf dem Schiff«, sagte Rackham zu Virgin, als der Anker der Juliana herabgesenkt und die Beiboote zu Wasser gelassen waren. Virgin sah seinen Kapitän skeptisch an. Wie hatte er sich so täuschen können. Seinen rechten Arm hätte er darauf verwettet, dass zwischen Rackham und diesem Bonny etwas lief. Und jetzt sprach der Kapitän von dem Jungen, als wäre er ihm vollkommen gleichgültig. Vielleicht hatte Marc eine Ahnung, was da gespielt wurde, schließlich steckten die beiden Bengels ständig zusammen.
    »Read! Beweg deinen Arsch ein bisschen schneller, wenn du mit an Land willst«, brüllte Virgin aus dem Beiboot und hielt Mary einen Platz an seiner Seite frei, als sie das Fallreep herunterkletterte.
    »Was ist denn los mit deinem Freund Bonny? Zu krank, um an Land zu gehen, so was habe ich überhaupt noch nicht erlebt!«
    »Der hat was mit dem Bauch«, Mary biss sich auf die Lippen. »Keine Ahnung, Würmer vielleicht. Hast ja selbst gesehen, wie er abgenommen hat.« Sie schaute in Richtung Strand, um Virgin nicht direkt ins Gesicht sehen zu müssen.

    Während seine Männer die Kneipen rund um den Hafen stürmten, machte Rackham sich in Marys Begleitung auf die Suche nach Grandma Del.
    »Es ist eine halbe Ewigkeit her, dass ich sie besucht habe. Sie hat mich aufgezogen, und dafür unterstütze ich sie, seit ich zur See fahre. Normalerweise gebe ich ihr Geld, beim letzten Mal habe ich sogar vier Sklaven mitgebracht. Wahrscheinlich geht es denen so gut bei ihr, dass es die einzigen Sklaven der Welt sind, die nicht weglaufen wollen.«
    Rackham bog in einen kleinen Seitenweg ein. »Hier, ein Stück weit den Fluss hinauf, hat sie mit ihren Ziegen gewohnt.« Mary folgte ihm auf dem Fuß. Der Fluss machte eine kleine Biegung, und Rackham blieb wie angewurzelt stehen. Wo einst das Häuschen seiner Ziehmutter gestanden hatte, lag ein Haufen verkohlter Bretter auf dem Boden. Ein Teil des schwarzen Holzes war mit Unkraut überwuchert. Calico trat dagegen.
    »Das ist nicht erst gestern passiert. Hoffentlich lebt sie noch.« Mary hörte zum ersten Mal einen weichen Unterton in seiner Stimme.
    Auf der Juliana lag Anne in ihrer Hängematte und lang weilte sich. Die zurückgelassenen Wachen durften keinen Verdacht schöpfen, hatte Rackham ihr eingeschärft. Und so wagte sie es kaum, an Deck zu gehen. Jubilo kümmerte sich um sie, brachte ihr das Essen aus der Kombüse und leistete ihr Gesellschaft, wenn er seine Arbeit erledigt hatte. Calico hatte ihr versprochen, sie so schnell wie möglich abzuholen. Doch inzwischen waren vier Tage vergangen, und er war noch nicht wieder aufgetaucht. Anne vermutete, dass er in einer Taverne saß, sich bis zur Besinnungslosigkeit betrank, rechts und links ein Mädchen auf dem Schoß. Dass Mary da mitmachte! Anne ballte die Fäuste. Konnte nicht wenigstens sie zurück an Bord kommen und sie holen. Wütend schlug sie gegen einen Balken.
    Anders, als Anne es sich ausmalte, ging Calico Jack zwar von einer Spelunke zur nächsten, war aber keineswegs betrunken. Überall versuchte er etwas über das Schicksal seiner Ziehmutter herauszubekommen. Aber wen und wo er auch fragte, niemand konnte ihm etwas sagen. Das Einzige, was er und Mary erfuhren, war, dass Benjamin Hornigold, der Woodes Rogers’ Pardon angenommen und im Auftrag des Gouverneurs auf Piratenjagd gegangen war, auf dem Weg nach
Mexiko auf ein Riff aufgelaufen und mit Mann und Maus ertrunken war. Rackham ließ sich erschöpft auf eine Holzbank fallen und stützte den Kopf in die Hände.
    »Furzdonnerschlag! Wenn sie tot wäre, müsste es doch jemand wissen. Und wenn sie lebt, muss es in diesem verdammten Nest doch einen Menschen geben, der mir sagen kann, wo sie abgeblieben ist.« Er stocherte lustlos in seinem Bohneneintopf. Mary sah ihn mitfühlend an.
    »Hat sie denn keine Freunde gehabt, niemand, der sich um sie gekümmert hat, wenn sie krank war?«
    »Read! Du bist gar nicht so blöd, wie ich dachte. Klar! Oben auf dem Hügel, direkt unter dem Fort, lebt eine alte Vettel, mit der hat sie sich manchmal getroffen. Vielleicht weiß die etwas - wenn sie noch lebt!« Voller Hoffnung machte sich Calico Jack über

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