Königin der Schwerter
Worte von den sonst so zurückhaltenden Dashken gehört hatte. Nach all den Jahrhunderten der Freundschaft hatte sie nicht damit gerechnet, dass die Elementargeister sie so einfach aus dem Hochland werfen würden. »Vermutlich wollen sie uns schon lange loswerden und haben nur nach einem Grund dafür gesucht«, murmelte sie leise vor sich hin. Der Gedanke gefiel ihr. Niemals hatten sich die Das h ken darum g e schert, was gut oder böse war. Sie hatten immer nur ihre eigenen Ziele verfolgt. Dass sie sich angesichts der neuen Verbündeten aufführten wie trotzige Ki n der, verstand Zarife nicht, aber sie konnte damit l e ben.
Die Dashken hatten ihre Schuldigkeit erfüllt. Von nun an würden keine Kinder mehr ins Hochland ve r schleppt werden müssen, um den Hüterinnen die Nachkommenschaft zu sichern. Bald schon würde es für jedes junge Mädchen im Land die höchste Ehre sein, bei den Priesterinnen Benizes dienen zu kö n nen. Auch gab es keinen toten Körper mehr zu schützen.
Die alten Werte und Verbindlichkeiten gehörten der Vergangenheit an. Es wurde wirklich höchste Zeit für eine neue Ordnung unter ihrer Herrschaft, so, wie sie es sich schon immer erträumt hatte. Eine Ordnung, für die eine Handvoll Elementargeister nicht von B e lang war. Ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen. Bis zum nächsten Vollmond war es noch lange hin. Bis dahin würde sie nicht mehr im Hochland weilen. Bis dahin würde sie längst auf dem Thron in Torpak si t zen.
***
Die Rebellenkrieger kamen, um Hákon erneut zu e i nem Verhör zu holen. Während sie seine Fesseln lö s ten, versuchte er, ihnen in die Augen zu sehen, b e merkte jedoch nichts Ungewöhnliches.
Er hatte kaum geschlafen, war müde und verwirrt und wusste nicht, was er tun sollte. Bis zum Morge n grauen hatte er die beiden Wachtposten, die in der Nacht von den seltsamen grünen Fäden befallen wo r den waren, genau beobachtet. Die Männer hatten sich nicht ungewöhnlich verhalten.
Mit Beginn der Dämmerung war der Schimmer so weit verblasst, dass er kaum noch zu sehen war. Noch in der Nacht hatte es Hákon gedrängt, Tendor unve r züglich zu berichten, was er gesehen hatte. Nun war er sich dessen nicht mehr so sicher. Was sollte er sagen? Die Wahrheit klang so absurd, dass ihm vermutlich niemand glauben würde. So nahm er sich vor, z u nächst einmal abzuwarten, was Tendor von ihm wol l te, ehe er sein Wissen preisgab.
Die beiden Rebellen führten ihn in denselben Raum, in dem er schon am Vortag verhört worden war. Zahlreiche Prellungen zeugten davon, dass sie nicht gerade sanft mit ihm umgegangen waren. O b wohl Hákon noch nie die Hand gegen einen Rebe l len erhoben hatte, hatten sie all ihre Wut und ihren Hass auf Torpak hemmungslos an ihm ausgelassen.
Während die Rebellen ihn an den Stuhl fesselten, der, den dunklen Flecken geronnenen Blutes nach zu urteilen, für die Gefangenen bereitstand, überkam Hákon die Furcht, nicht Tendor, sondern jemand anderes könne ihn verhören. Dann aber hörte er die vertraute Stimme des Rebellenanführers vor der Tür und atmete auf. Gleich darauf betrat Tendor den Raum.
»Nun, Hákon«, hob er an, »ich hoffe, du hattest e i ne geruhsame Nacht.«
»Nein.«
»Ich gebe zu, die Büßerbäume sind nicht eben gas t freundlich«, sagte Tendor im Plauderton, »aber einen Kerker haben wir hier leider nicht.« Er schritt durch den Raum, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Hákon gegenüber. »Vielleicht interessiert es dich zu hören, dass deine Begleiterin zu sich g e kommen ist. Es geht ihr gut, soweit man das sagen kann. Ich komme gerade von ihr. Du hast Glück. Sie hat all deine Ang a ben bestätigt.«
»Gut.« Hákon blieb kühl. »Dann könnt Ihr mich ja freilassen.«
»Gemach, gemach.« Tendor verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln. »So einfach geht das nicht. Du bist immer noch ein Angehöriger der Garde und …«
»Ich war ein Angehöriger der Garde«, korrigierte Hákon nachdrücklich. »Es ist so, wie ich es Euch ge s tern gesagt habe. Ich bin dem Aufruf, nach To r pak zu kommen, nicht gefolgt und habe mich damit des Ve r rats schuldig gemacht. Ich kann nicht dorthin zurüc k kehren. Niemals. Sie würden mich töten.«
»Kennst du Zoltan?«, wollte Tendor wissen.
»Wer kennt ihn nicht?«
»Und? Kennt er dich auch?«
»Zoltan kennt alle Waldläufer. Oft erhielten wir unsere Befehle direkt von ihm.«
»Gut.« Tendor nickte. »Du hast ihn gesehen und weißt, dass er unser Gefangener
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