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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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versuchte unbeschwert auszusehen.
    »Ich gedenke, sie im Sturm zu nehmen, mein Lieber. Ihr was zu bieten, übermütig zu sein und ihr etwas Wirklichkeitsflucht zu schenken!«
    Sie wurden von der Gegensprechanlage unterbrochen. Sie knisterte und knackte fast so erbost, wie es der Sprecher war.
    »Sahlman? Bist du da, Sahlman?«, brüllte Joansson mit erboster Stimme. »Ist er bei dir, Hill?«
    »Ja, das ist er«, antwortete Hill und sah Sahlman fragend an.
    »Sahlman?«, ließ sich Joanssons Stimme auffordernd vernehmen.
    »Was gibt’s?«
    »Komm einen Augenblick runter. Sofort!«
    Joansson hatte wirklich eine freundliche Art an sich.
    »Meine Güte!« Hill sah seinen Kollegen fragend an. »Das klang ja eher unangenehm. Worum geht’s?«
    Sahlman zuckte ratlos mit den Achseln.
    »Weißt du was? Ich glaube, ich komme mit«, meinte Hill.
    »Schon okay. Das brauchst du nicht.«
    »Aber ich will. Ich will das wirklich nicht verpassen.«
    »Was denn?«
    »Er hörte sich so an, als wollte er dich erschießen.«
    »Ach?«
    »Zumindest mit einem Paintball.«
    Sahlman begriff nicht, was an Hills Kommentar so lustig war. Das Ganze war ihm eher unangenehm, und als sie zusammen mit dem Aufzug nach unten fuhren, hoffte er, dass alles nur ein verdammtes Missverständnis war. Aber Joansson war wirklich außer sich. Es passte ihm nicht, dass sein Revier einen schlechten Ruf bekam. Egal, ob jemand schlechte Arbeit geleistet hatte oder nachlässig mit der Ausrüstung umgegangen war.
    »Wie konntest du nur so einen Mist bauen, Sahlman?«, wollte er sofort wissen, als er sie sah.
    »Wie soll ich das wissen, wenn ich nicht mal weiß, von welchem Mist die Rede ist?«
    Wütend knallte Joansson das Fax auf den Tisch.
    »Das hier! Der Roboter!«
    »Hör mal, von Mistbauen kann da keine Rede sein – es handelte sich um Rache.«
    »Rache?«
    »Genau das.«
    »An einem Roboter?«
    »Ein bösartiges Scheißding, das kann ich dir sagen«, zischte Sahlman vorwurfsvoll.
    Hill und Joansson schauten sich fragend an und warteten auf eine Erklärung.
    »Dieser Blechbursche ist auf meine Wildlederschuhe getreten.«
    Sahlman war unglaublich!
    »Er hat mir mit seinen dreckigen Raupen die Kleider versaut«, fuhr er entrüstet fort. »Ich wurde so wütend, dass ich ihm mit dem Schraubenschlüssel eins verpasst habe.«
    Joansson rückte seinen Schlips zurecht und schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Schäm dich, Rushdie«, sagte er. »Das hier wird dich mehr kosten, als du durch die Risikozulage wieder reinkriegst, du Idiot.«
    Sahlman verzog das Gesicht. Joanssons merkwürdiger Humor gefiel ihm noch weniger als sonst.
     
    Es heißt, dass die Helsingborger gern Ausflüge machen, und das stimmt ganz sicher. Aber falls das jemand noch mehr liebt als die Einwohner der Stadt, dann sind das ihre Besucher, und die wissen häufig nicht recht, was mit diesem Ausdruck eigentlich gemeint ist.
    Unzählige Touristen fahren jeden Tag mit der Fähre oder mit den kleinen Schnellbooten, den so genannten Sundbussen, nach Helsingør und geben auf der belebten, charmanten Stengade ihr ganzes Geld aus. Aber im Unterschied zu dem, was sie bei ihrer Rückkehr behaupten, haben sie keinen Ausflug gemacht.
    Leider freuen sie sich über ein Missverständnis. Denn einen richtigen Ausflug macht man nur, wenn man gar nicht erst an Land geht und stattdessen das gute Essen und die Getränke an Bord genießt und dabei so oft zwischen den Grenzen hin und her fährt, wie eben erforderlich ist.
    Einen solchen Ausflug kann man unabhängig vom Wetter unternehmen und zu jeder Jahreszeit. Aber genau an diesem Abend herrschte ungewöhnlich schönes Frühlingswetter, und mit der Seezunge Walewska lag man auch nie falsch.
    Joakim Hill und Catharina Elgh hatten mit einem klassischen Krabbencocktail und Weißwein begonnen, auf den dann der delikate Fisch gefolgt war mit noch mehr Wein. Zum Abschluss hatten ihnen Kaffee, Vanilleeis und ein großer Kognak eingeleuchtet. Ein wirklich passendes Essen auf See, wenn Hill seine Meinung sagen durfte.
    Und das tat er – wie Catharina auch – den ganzen schönen Abend lang. Sie hatten eine richtig gute Zeit miteinander. Es war fast unwirklich angenehm und entspannt.
    Hill hatte natürlich Sinn für Frauen. Aber normalerweise war er in ihrer Gesellschaft etwas nervös und verkrampft. Eigentlich wusste er gar nicht, warum. Vielleicht hatte es mit seinen Erwartungen zu tun, der Angst, abgewiesen zu werden, möglicherweise war es auch allgemeine Unbeholfenheit?

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