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Krank in Deutschland. Ein Tatsachenreport

Titel: Krank in Deutschland. Ein Tatsachenreport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Hartwig
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Permanente her, wenn sie »Integrierte Versorgung« betreibt?
    Franz Knieps, bis zur Bundestagswahl 2009 Abteilungsleiter »Gesundheitsversorgung« im Bundesministerium für Gesundheit, überbringt bei der Tagung den »amerikanischen Freunden« einen »herzlichen Willkommensgruß« seiner Chefin Ulla Schmidt und fügt hinzu, die SPD -Ministerin sei an einer engeren Zusammenarbeit deutscher und amerikanischer Experten interessiert, um die Qualität und Effizienz des Gesundheitswesens zu verbessern.
    Mitte Oktober 2007 veranstaltet die Bertelsmann Stiftung eine 7-tägige Studientour für US -Gesundheitsfachleute durch Deutschland. Unter den Teilnehmern befinden sich auch zwei Kaiser-Permanente-Führungskräfte. Sophia Schlette ermöglicht dem illustren Kreis aus Übersee einen Einblick in das deutsche System auf Topniveau. Da erläutert Franz Knieps die jüngsten Reformen; da stellt Professor Peter Sawicki das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen vor; Professor Volker Amelung berichtet als Vorstandschef des Bundesverbands Managed Care über Initiativen zur Nutzung der Informationstechnologie in der Krankenversorgung (Telemedizin und elektronische Gesundheitskarte) – der Ökonom lehrt übrigens an der Medizinischen Hochschule Hannover Gesundheitsmanagement und Gesundheitssystemforschung. Vorgestellt wird auch die älteste Poliklinik in Berlin ( MVZ ), die zum Sana-Konzern gehört. Nicht fehlen darf Wolfgang Pföhler, Vorstandschef der Rhön-Klinikum AG . »Kostencenter, Profitcenter, Patientenhotels oder nur Tertiärdienstleister?«, lauten die Stichworte zu seinem Vortrag über die Zukunft der Krankenhäuser.
    Und natürlich gibt sich beim Galadiner Ulla Schmidt selbst die Ehre. Man kennt sich. Die Ministerin weilte erst Ende Juli 2007 bei Kaiser Permanente im US -Staat Kalifornien und zählt das Unternehmen zu den Vorbildern: »Davon können wir eine Menge lernen.« Was? Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker, Versicherer kooperieren. Sie sind bei einem Konzern angestellt. Wäre dies in Deutschland ein Fall für das Bundeskartellamt? Nein. Schmidt: Das deutsche System sei zu fragmentiert, aufgesplittet, vor allem in einen ambulanten und stationären Bereich. Das Lieblingswort der Bertelsmann Stiftung hat die Ministerin verinnerlicht: »Integrierte Versorgung«. Und sie kündigt an: »Wir werden das durchsetzen.«
    Sophia Schlette berät die SPD -Politikerin zu diesem Zeitpunkt seit einem halben Jahr als Teilzeitmitarbeiterin in der politischen Stabsstelle des Ministeriums. Das Engagement dauert bis September 2008. Die Bertelsmann-Expertin unterstützt die Oberbehörde während der EU -Präsidentschaft und speist »gelungene Reformprojekte« aus anderen Ländern ein. Sie verfasst Reden der Ministerin in englischer Sprache und organisiert diese und eine zweite Reise in die USA .
    Ulla Schmidt hat die plakativen Worthülsen ihrer Ratgeber übrigens fix übernommen. In ihrer Analyse des deutschen Gesundheitswesens tauchten stets Begriffe wie Fehl-, Unter- und Überversorgung auf, sie redete gern vom fragmentierten System, dem nur eine Integrierte Versorgung aus einem Guss oder – wahlweise – aus einer Hand abhelfen könne.
    Zurück zur deutsch-amerikanischen Gesundheits-Tour: Am letzten Vormittag präsentiert sich dem um Brigitte Mohn erweiterten Teilnehmerkreis eine »informelle Initiative«, die sich »G 2020« nennt und eine »Vision« des Gesundheitswesens im Jahr 2020 entwickelt. Nur ein Schelm könnte darauf kommen, dass die 13 Mitglieder etwas mit der oben zitierten PR -Broschüre der Bertelsmann Stiftung zu tun hätten. Die als »nächste Generation der Politikgestalter« angekündigten Damen und Herren treffen sich zweimal im Jahr, um ihre Vorstellungen zu entwickeln (oder gar abzustimmen?). Der Gruppe gehören an:
     
    Prof.
Ferdinand Gerlach
, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt/Main, seit 2007 Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung zur Begutachtung der Entwicklung des Gesundheitswesens und Vizepräsident der Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin ( DEGAM ), um nur ein paar seiner zahlreichen Tätigkeiten zu nennen;
Prof.
Joachim Szecsenyi
, Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Uniklinik Heidelberg sowie Geschäftsführer des Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, kurz Aqua;
Christoph Straub
, bis 2009 Vizechef der Techniker Krankenkasse, jetzt

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