Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
Stand bekam, während die Drader schwächer wurden, bis sie einer nach dem anderen von ihr abfielen und sich in kleinen Rauchwölkchen auflösten.
Ihre Haut war aufgerissen und brannte von Dutzenden Draderbissen, und ihr Körper war immer noch langsam und lethargisch vom Dämonengift, aber sie fühlte sich wieder stark, ihre Lebenskraft war wieder aufgefüllt.
Wenn da nur nicht diese verkrampfte Anspannung in ihrem Bauch gewesen wäre, die schreckliche Gewissheit, dass ihr Leben zu Bruch gegangen war.
Sie drehte sich um und ging mit bleischweren Füßen über den mit Laub bedeckten Boden zu Jag zurück. Er lag immer noch, hatte sich jedoch auf den Bauch gedreht und das Kinn ruhte auf seinen Tatzen, während er mit durchdringendem Jaguarblick beobachtete, wie sie näher kam.
Er weiß, was ich bin.
Schwäche breitete sich in ihren Gliedern aus, und ihre Haut wurde ganz kalt, als ihr die volle Tragweite dessen, was sie getan hatte, offenbar wurde.
Jag wusste es. Ihr Leben war vorbei. Ihre Arbeit. Die therianische Wache würde sie nie wieder in ihre Nähe lassen. Kein Therianer würde sich ihr mehr nähern. Sie würde ausgestoßen werden. Geächtet.
Olivia presste eine Faust gegen ihren Bauch, als könnte sie so das Entsetzen, das wie eine Flutwelle über ihr zusammenschlug, eindämmen.
Früher oder später würde jemand der Bedrohung, die sie darstellte, ein Ende bereiten, indem er ihr den Kopf abschlug oder ihr das Herz herausriss.
Würde Jag dieser Jemand sein? Würde es jetzt gleich passieren? Heute Nacht?
Die Göttin stehe ihr bei, sie musste fort von ihm.
Sie drehte sich um. Das Grauen drückte ihr den Brustkorb ein, bis sie kaum noch atmen konnte, bis sie meinte, ihr Körper würde in sich zusammenbrechen, sodass ihr Herz explodierte und sie zu Staub wurde.
Wo sollte sie hin? Sie hatte nichts außer der Kleidung, die sie trug. Nichts.
Sie bewegte sich, als würde sie durch Eiswasser waten. Jeder Schritt war ein Kampf, während ihr Körper allmählich taub wurde. Schmerzhaft erstarrt ging sie durch den Wald. Sie schlug keine bestimmte Richtung ein, hatte kein Ziel. Nur fort. Fort von der Wahrheit.
Sie bemerkte Jags Kommen nicht. Wusste nicht, ob er sie auf zwei Beinen oder allen vieren eingeholt hatte, doch plötzlich legten sich Finger fest um ihren Arm und rissen sie zu einem Mann herum, auf dessen Gesicht, in dem sich die Wunden bereits wieder schlossen, blanke Wut lag.
»Du hättest mich beinahe sterben lassen!«
Sie blinzelte; denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass dies seine ersten Worte sein würden, nachdem er die Wahrheit über sie erfahren hatte. Aber vielleicht hätte sie darauf vorbereitet sein sollen. »Es wäre so einfach gewesen.« Die Worte kamen tonlos und voller Schmerz über ihre Lippen. »Keiner hätte es je erfahren. Aber ich konnte es nicht tun. Ich konnte dich nicht sterben lassen, um mich selber zu retten.«
»Du verdammte, energiesaugende Schlampe. Ich war bereit, mein Leben für dich herzugeben!« Er stieß sie von sich, und sie taumelte nach hinten, wobei sie fast das Gleichgewicht verlor.
»Ich weiß. Ich konnte dich das nicht tun lassen. Lass mich gehen, Jag. Lass mich einfach nur weggehen. Du wirst nie wieder von mir hören. Ich werde irgendwohin gehen, wo ich weit von den Therianern entfernt bin.« Natürlich würde es fern der Therianer wenige bis gar keine Drader geben. Sie könnte nicht mehr ihrer Bestimmung folgen. Ihr Leben hätte keinen Sinn mehr. Der Schmerz drückte ihr die Kehle zusammen, als sie versuchte zu sprechen. »Keiner wird je wieder von mir hören.«
Jag kam langsam auf sie zu. Seine ganze Haltung, jede einzelne Bewegung wirkte bedrohlich. Eine Stimme in ihrem Innern rief ihr zu wegzulaufen, die Stimme, die jenen Teil in ihr verkörperte, der leben wollte, egal wie leer das Leben auch sein mochte, das vor ihr lag.
Aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Jag wollte seine gnadenlosen Forderungen erfüllt sehen, und sie brachte es nicht über sich, davor wegzulaufen … vor ihm wegzulaufen. Sie bezweifelte, dass sie überhaupt laufen konnte, während das Gift des Dämons immer noch zäh in ihrem Blut verharrte.
Die gefährliche Wut in Jags Augen verstärkte ihren Herzschlag zu einem pochenden Dröhnen in ihren Ohren, und sie hatte das Gefühl, als würde sie sich jetzt endlich dem Schicksal stellen, das schon immer, schon seit der Nacht, in der ihre Mutter gestorben war, über ihrem Kopf schwebte.
Jag kam immer näher auf sie zu und zwang
Weitere Kostenlose Bücher