Kristin Lavranstochter 1
ihrer Kinder willen daran denken mußte, ihren Ruf zu verbessern. Munan Baardssohn hatte nach dem Tode seiner- Frau wieder mit ihr angefangen und hielt sich ständig im Flugahof auf.
Er empfing Ulv und Kristin am Zauntor.
„Wir sind doch sozusagen alle vier miteinander verwandt“, kicherte er - er war ein wenig betrunken, aber nicht sehr. „Du bist eine gute Frau, Kristin Lavranstochter, fromm und nicht hochmütig; Brynhild ist jetzt ein sittsames, ehrbares Weib, und ich war ein unverheirateter Mann, als ich die beiden Söhne zeugte, die wir zusammen haben; sie sind die besten von allen meinen Kindern, das habe ich dir auch die ganze Zeit her immer wieder gesagt, Brynhild. Inge und Gudleik habe ich am liebsten von meinen Kindern.“
Brynhild war immer noch schön, aber ihre Haut war gelblich und sah aus, als müsse sie sich feucht anfühlen. Kristin dachte: wie wenn man einen ganzen Tag über einen Kessel mit Fett gebeugt gestanden hat. Aber Brynhilds Stube war gut gehalten, das Essen und Trinken, das sie hereintrug, schmeckte vortrefflich, und das Geschirr war rein und schön.
„Ja, ich mache hier immer halt, wenn ich in Oslo zu tun' habe“, sagte Munan. „Du begreifst, die Mutter möchte doch gerne etwas über ihre Söhne hören. Inge schreibt mir von Zeit zu Zeit, denn er ist ein gelehrter Mann, dieser Inge, und das muß er als Vertrauensmann des Bischofs auch sein, verstehst du - ich habe ihm auch eine gute Heirat verschafft, mit Tora Bjarnestochter von Grjote; glaubst du, daß viele Männer einem Buhlensohn solch eine Frau verschafft hätten? Dann sitzen Brynhild und ich hier und reden darüber, und sie bringt mir Speisen und Bier wie in früheren Zeiten, als sie meine Schlüssel auf Skogheim trug. Es ist schwer für mich, jetzt allein da draußen zu leben und an mein seliges Weib zu denken ... Da reite ich herein, um es ein wenig behaglich zu haben - wenn Brynhild gerade die Laune danach steht, es mir ein wenig freundlich und behaglich zu machen.“
Ulv Haldorssohn stützte das Kinn auf die Hand und sah die Herrin von Husaby an. Kristin saß da, hörte zu und antwortete so still und sanft und höfisch war ebenso ruhig und fein, wie sie bei den Gastgelagen auf einem der großen Höfe daheim im Drontheimischen sein konnte.
„Ja, du, Kristin Lavranstochter, bekamst Namen und Ehren einer Frau“, sagte Brynhild Fluga, „obgleich du bereitwillig genug zu Erlend in meine Dachstube kamst. Mich nannte man mein ganzes Leben lang eine Hündin und ein lockeres Weib; meine Stiefmutter verkaufte mich an den dort - ich biß und schlug um mich, und die Spuren meiner Nägel waren in seinem Gesicht, ehe er bei mir seinen Willen hatte durchsetzen können ...“
„Mußt du jetzt wieder davon reden“, jammerte Munan. „Du weißt doch - ich habe es ja auch so oft gesagt ich hätte dich in Frieden gehen lassen, hättest du dich auf menschliche Art betragen und mich gebeten, deiner zu schonen, du aber fuhrst mir wie eine Wildkatze ins Gesicht, noch che ich ganz zur Tür hereingekommen war..."
Ulv Haldorssohn lachte leise vor sich hin.
„Und ich war doch von da an die ganze Zeit gut zu dir“, sagte Munan. „Du bekamst alles, was du nur wolltest - und unsere Kinder - nun, die sitzen doch besser und sicherer auf ihrem Platz als die armen Söhne Kristins, Gott steh den armen Kindern bei, so wie Erlend für sie gesorgt hat! Ich meine, für ein Mutterherz muß dies mehr wert sein als der Frauentitel, und du weißt, ich habe gar oft gewünscht, du möchtest von solcher Geburt sein, daß ich dich zur Frau hätte nehmen können; kein Weib habe ich so gern gehabt wie dich, obgleich du nur selten sanft oder freundlich zu mir warst - und wie jene Frau, die ich bekam, Gott lohne es ihr. Ich habe draußen ln unserer Kirche meiner Katrin und mir einen Altar gestiftet, Kristin - ich habe Gott und der Heiligen Jungfrau jeden Tag für meine Ehe gedankt, kein Mann hat eine bessere gehabt..." Er schluchzte und weinte vor sich hin.
Kurz darauf sagte Ulv Haldorssohn, sie müßten nun gehen. Er und Kristin wechselten auf dem Heimweg kein Wort miteinander. Aber vor der Tür reichte sie dem Mann ihre Hand.
„Ulv - mein Verwandter und mein Freund!“
„Könnte es etwas helfen“, sagte er leise, „ich würde gern an Erlends Statt zum Galgen gehen - um seinet- und um deinetwillen.“
Am Abend, kurz vor dem Schlafengehen, saß Kristin allein mit Simon in der Stube. Da begann sie plötzlich zu erzählen, wo sie an diesem Tag gewesen
Weitere Kostenlose Bücher