Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
»Einen sehr harten.«
Ihr gehörte ein Eishockeyteam, das knapp 200 Millionen wert war. Wie hart konnte ihr Tag schon sein? »Fingernagel abgebrochen?« Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie ihre roten Fingernägel überprüft hätte, bevor sie sich den Kaugummi in den Mund steckte.
»Mein Leben ist komplizierter, als sich wegen eines abgebrochenen Fingernagels den Kopf zu zerbrechen.« Kauend fügte sie hinzu: »Sehr kompliziert, und jetzt, wo Virgil tot ist, ist alles anders. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Er fragte sich, ob sie der Typ Frau war, der gern mit Fremden über seine Probleme sprach. Gott, das wollte er doch nicht hoffen! Er hob den Blick zur Decke, um den Augenkontakt zu unterbrechen und ihr nicht das Gefühl zu vermitteln, dass sie ihm ihr Herz ausschütten konnte.
Zum Glück öffnete sich der Fahrstuhl, und Ty folgte Faith durch den Korridor zum Konferenzzimmer. Er überholte sie und öffnete ihr galant die Tür.
Als sie an ihm vorbeiging, so dicht, dass ihre Handtasche sein Sweatshirt streifte, blickte sie auf in seine Augen. »Danke«, sagte sie, nach Zimt und Blüten duftend.
»Gern geschehen.« Sein Blick glitt über ihren Rücken zu ihrem Hintern in der biederen beigefarbenen Hose, und er
musste zugeben, dass der Körper dieser Frau erstaunliche Dinge mit ihren spießigen Klamotten anstellte. Als er den Raum betrat, blieb er abrupt stehen. Er stemmte die Hand in die Hüfte und starrte entgeistert auf die Plakatwandattrappen, die an Staffeleien gelehnt dastanden.
»Hallo, alle zusammen«, grüßte Faith fröhlich, hängte ihren Mantel über einen Stuhl und nahm neben ihrem Assistenten am Konferenztisch Platz.
In krassem Gegensatz zu Mrs Duffys Fröhlichkeit brummte Ty: »Was zum Teufel soll das sein? Ein Witz?«
Eine Frau namens Bo soundso aus der Public-Relations-Abteilung schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen aus der Berichterstattung und der großen Medienaufmerksamkeit, die wir bekommen haben, Kapital schlagen.« Sie deutete auf eine Zeichnung zweier Menschen, die Rücken an Rücken standen, die mit der Bildunterschrift versehen war: »Kann die Schöne das Savage-Biest zähmen?« »Die Medien scheinen zu glauben, dass Sie beide ein Problem miteinander haben, und das wollen wir zu unserem Vorteil nutzen.«
Tim Cummins, der PR-Director, fügte hinzu: »Natürlich wissen wir, dass es zwischen Ihnen eigentlich kein Problem gibt.«
Aber es gab eines. Sogar ein großes. Ty nahm Faith gegenüber Platz und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust. Er und die Jungs hatten sich in den letzten vier Spielen den Arsch aufgerissen, und alles, worüber die Presse geschrieben hatte, war »die fast greifbare Spannung« zwischen ihm und Mrs Duffy. Im Sportteil letzten Sonntag hatte die Seattle Times den angeblichen Funken, die zwischen ihnen sprühten, drei ganze Absätze gewidmet, bevor sie es endlich auf die Reihe gekriegt hatten, seinen Hattrick oder die beeindruckenden
sechsunddreißig Paraden ihres Goalies Marty Darche zu erwähnen. Frankie Kawczynski hatte sich bei einer Keilerei in der Spielfeldecke mit Dough Weight einen Finger gebrochen, und diese Frau musste bloß mit ihrer blonden Mähne und den Riesenmöpsen in die Lounge schneien, und das ganze Pressecorps verlor den Verstand. Wenn überhaupt, wollte er sie weniger präsent. Weniger Kontakt zwischen ihr und der Presse. Und nicht noch mehr.
Faith blickte von den Zeitungsausschnitten auf. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie das so aufgebauscht haben.« Ihre großen grünen Augen sahen unschuldig zu ihm auf. »Sie etwa?«
»Natürlich. Haben Sie die Berichterstattung über die Chinooks nicht gelesen?« Was hatte sie sonst die ganze Zeit getrieben?
»Jules hat sie mir gegeben, aber ich war beschäftigt.«
Womit? Sich mit dem Lover zu treffen, mit dem sie am Tag von Virgils Beerdigung telefoniert hatte? War es das, was sie unter einem harten Tag verstand?
»Wir glauben, dass wir damit das Stadion mit Fans füllen können«, fuhr Tim fort. »Wir wissen alle, dass die Vorverkaufszahlen noch nicht wieder das Niveau erreicht haben wie vor der Aussperrung. Wenn die Fans glauben, dass es zwischen dem Mannschaftskapitän und der Eigentümerin Reibereien gibt, kommen sie vielleicht, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen.«
Bo wie-hieß-sie-noch-gleich fügte hinzu: »Wir halten das für einen guten Ansatz. Sexy, und wie alle wissen, verkaufen sich Sex und Kontroversen immer super.«
Ty lehnte sich auf seinem Stuhl
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