Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
Mann.
Sie legte ihre Diamanten in das blaue Samtkästchen zurück. Um Wärme oder Geld zu bekommen brauchte sie keinen Mann. Leidenschaft wurde überbewertet und hielt ohnehin nie lange. Wofür ihre Mutter das beste Beispiel war.
Faith hatte alles, was sie brauchte. Sie brauchte keinen Mann. Natürlich wusste sie, was die Leute dazu sagen würden. Dass sie ihren Körper statt ihren Verstand eingesetzt hatte, um zu kriegen, was sie wollte.
Na und? Ihr war das egal. Für sie zählte nur, dass das alles ihr gehörte und es ihr niemand mehr wegnehmen konnte.
ZEHN
Am Montagnachmittag, als Faith mit Trainer Darby Hogue und den Talentsuchern aus der Spielerentwicklung in einem Meeting saß, verkrampfte sich ihr Magen vor Nervosität. Sie hatten einen Fernseher aufgestellt und sahen sich Videoaufzeichnungen von Free Agents und Talenten aus den unteren Ligen an. Obwohl alle Transfers und Akquisitionen bis Saisonende auf Eis gelegt waren, suchte die Spielerentwicklung ständig nach talentiertem Nachwuchs, und Jules fand es wichtig, dass sie an der Besprechung teilnahm. Während die Männer über die Kandidaten auf dem Bildschirm diskutierten, war sie so nervös wie eine Sünderin vor der Beichte und fragte sich, ob Ty gleich durch die Tür hereingeschneit käme und dabei heiß und unterkühlt zugleich aussähe. Sie fragte sich, ob irgendwer im Raum davon wusste, dass sie über den Kapitän ihres Eishockeyteams hergefallen war. Eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass Ty nicht der Typ war, der intime Details ausplauderte. Und es auch nicht in seinem Interesse lag, dass es sich herumsprach, aber sie kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, ob er sich nicht einem der Jungs anvertrauen würde. Der es wiederum weitererzählen könnte.
Klar, er hatte sie zuerst geküsst, allerdings war sie diejenige, die mit beiden Händen zugegriffen und nicht gewollt hatte, dass es endete. Jedenfalls nicht so. Nicht bevor sie zusammen im Bett waren.
»Darf ich Ihnen etwas bringen, Mrs Duffy?«, fragte der Assistent des Trainers höflich, während er ein neues Band einlegte.
Eine Valium . Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, danke.« Ihre Hände lagen locker in ihrem Schoß und wirkten entspannt und ruhig, doch ihre Nerven pulsten in ihren Adern und versetzten ihr jedes Mal, wenn jemand an Coach Nystroms Tür vorbeilief, einen elektrischen Schlag. Aber Ty ließ sich nicht blicken, und niemand erwähnte den unglückseligen Vorfall in San José.
An jenem Abend gewannen die Chinooks ihr zweites Spiel von dreien gegen die Sharks. Faith nahm lieber an einer Benefizveranstaltung teil und schwänzte das Match. Virgil und sie hatten die Karten für das Tausend-Dollar-pro-Teller-Event schon im Sommer zuvor erstanden. Sie beschloss, allein hinzugehen und an der stillen Auktion teilzunehmen, bei der Geld für »Ärzte ohne Grenzen« aufgetrieben werden sollte.
Sie warf sich in ihr schwarzes Donna-Karan-Futteralkleid und hängte sich eine Perlenhalskette in Opernlänge um den Hals. Als sie den Ballsaal im Four Seasons betrat, entdeckte sie mehrere Frauen, die sie aus der Gloria Thornwell Society kannte. Sie wandten sich ab, als würden sie sie nicht kennen. Die funkelnden Kronleuchter leuchteten auf die High Society von Seattle herab, während Faith sich ein Glas Moët von einem Tablett griff. Weiter vorne im Raum standen Landon und seine Frau mit engen Freunden von Virgil im Kreis und beglückwünschten sich für die ein oder andere Akquisition. Sie führte ihren Champagner an die Lippen und ließ den Blick zu den Musikern des Seattler Symphonieorchesters schweifen, das auf dem Podium spielte. Sie kannte viele der Anwesenden. Jetzt ging sie zu dem Tisch, auf dem die Exponate für
die stille Auktion ausgestellt wurden, und fing die Blicke von ein paar Trophäenweibchen auf, mit denen sie fünf Jahre lang verkehrt hatte. In ihren Augen sah sie Mitleid und Furcht, als sie ihr aus Angst, sich mit ihrem eigenen Schicksal zu konfrontieren, den Rücken zukehrten.
»Hallo, Faith.«
Sie warf einen Blick über die Schulter zu Jennifer Parsons, der Frau von Bruce Parsons, einem Trophäenweibchen, das nicht viel älter war als sie.
»Hi, Jennifer. Wie ich sehe, schreckt dich das Gedränge nicht ab.«
Jennifer lächelte verkrampft. »Wie geht es dir?«
»Etwas besser. Ich vermisse Virgil immer noch.«
Sie unterhielten sich ein paar Minuten und versprachen sich, telefonisch Kontakt zu halten, was nie passieren würde, und ein gemeinsames
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