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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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lachend.
    »So, mir ist es bei euch hier zu langweilig. Wir haben nämlich O-Ton-Verbindung zur Zielperson. Inklusive Livebild, nicht nur ein paar Funksprüche.«
    »Aha, hörst du, Eugen? Die feinen Leute haben nicht nur ordinären Polizeifunk wie wir!«
    »Jedem das Seine«, gab Kluftinger zurück, als sein Headset, das mittlerweile auf der Schulter gelandet war, leise Töne von sich gab. Kluftinger fischte es sich aus dem Kragen, befestigte es wieder im Ohr und sprach hinein.
    »Kluftinger hier. War etwas? … Ende.«
    Faruk Yildrim erklärte ihm, dass er möglichst schnell zurück zum Bus kommen solle, denn Hamadoni zahle gerade. Augenblicke danach hörte er dieselbe Information über das Funkgerät des Wagens. Kluftinger verabschiedete sich hastig und stieg aus.
    Als er die Beifahrertür des Einsatzwagens öffnete und hineinkletterte, sah er noch einmal zurück. Irgendetwas war ihm gerade auf den wenigen Metern hierher aufgefallen. Irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit für die Dauer eines Wimpernschlags erregt. Und war dann sofort von einem anderen Gedanken verdrängt worden. Wenn der Kommissar die Zeit dazu gehabt hätte, wäre er denselben Weg noch einmal gegangen. Er runzelte die Stirn und zog die Tür zu.
    Yildrim nickte ihm von hinten im Wagen zu. Auf den Monitoren sah man aus zwei Perspektiven gerade, wie Hamadoni seinen Geldbeutel wegsteckte, seine Zigarette ausdrückte und sich zum Gehen wandte.
    Kluftinger zermarterte sich das Hirn. Es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte es gesehen, und er wusste, dass es wichtig gewesen war. Nur was? Der Kommissar starrte auf den Bildschirm. Er versuchte, alles andere auszublenden, sich nur auf den flüchtigen Gedanken zu konzentrieren.
    Mittlerweile hatte die Zielperson das Lokal verlassen. Beinahe nahtlos schalteten sich andere Kameras ein, die ihn von nun an im Visier hatten. Der Mann ging auf seinen Wagen zu.
    Kluftinger verbarg sein Gesicht in den Händen. Was hatte ihn so irritiert?
    Hamadoni schloss seine Wagentür auf. Der Mann stieg ein. Ein schönes Auto, das er da hatte, dachte Kluftinger. Auto! Natürlich. Er hatte ein Auto gesehen, das …
    Kluftinger starrte auf den Bildschirm: Hamadoni schaltete gerade das Licht ein. Und in diesem Moment geschah etwas: Ein kleiner ferngesteuerter Spielzeuglaster mit Anhänger fuhr durchs Bild. Das Spielzeugauto passierte gerade einen alten Renault und hielt auf Hamadonis Audi zu.
    Der Renault! Das war es. Er hatte den giftgrünen Wagen schon einmal gesehen, neulich auf der Internetseite, bei der Beschattung im Internetcafé. Der Mann war also höchstwahrscheinlich hier. War er es, der Hamadoni umbringen sollte?
    »Der Renault ist da!«, schrie Kluftinger, doch noch bevor irgendjemand nachfragen konnte, was er damit denn meine, sahen sie den kleinen Spielzeuglaster unter Hamadonis Auto verschwinden. Dann durchbrach ein Knall die Stille, der beinahe ihre Trommelfelle platzen ließ. Alle duckten sich unwillkürlich. Ein Lichtblitz zuckte durch die abgedunkelten Fenster, und auf dem einzigen Monitor, der noch ein Bild zeigte, sah man von Hamadonis Wagen nur mehr einen Feuerball.
    Einen Moment war es totenstill. Dann sprang Yildrim hoch und riss mit einem gebrüllten »Scheiße!« die Wagentür auf. Die anderen lösten sich von ihren Sitzen und folgten ihm. Binnen Sekunden hatte sich eine Traube von Menschen um das brennende Fahrzeug gebildet, besser gesagt um das, was davon übrig war. Ihnen bot sich ein Bild der Verwüstung: Überall lagen Fahrzeugteile herum, die Hauswände warfen fahl das flackernde Licht zurück. Keiner sprach. Allmählich öffneten sich ringsherum Fenster und Türen, Menschen kamen aus den Häusern auf die Straße gelaufen. Wie gelähmt starrten die meisten Beamten auf das brennende Fahrzeug.
    Im Augenwinkel sah Kluftinger, dass Yildrim etwas abseits stand. Er sah nicht in die Flammen, sondern blickte nach oben. Kluftinger folgte der Richtung, in die er sah. Er schien auf das Dach eines Appartementhauses gegenüber zu starren. Für einen kurzen Moment konnte Kluftinger noch den Umriss eines Mannes erkennen.
    »Da ist er!«, rief Yildrim und drehte sich um. Nur Kluftinger erwiderte seinen Blick und rannte mit ihm los. Die übrigen Beamten waren auf den Brand fixiert oder versuchten, die Schaulustigen, deren Zahl sekündlich größer wurde, vom Explosionsort fernzuhalten.
    Die beiden Beamten waren etwa auf halbem Weg zu dem Appartementhaus, als Strobl und Marlene Lahm zu ihnen aufschlossen.

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