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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Manse und verwandelte die Kammer in ein Schlafzimmer für Damek. Das sollte nur die erste Unannehmlichkeit sein, die er unserem Haushalt bereitete.
    An jenem ersten Abend machte er sich bei niemandem beliebt. Mir fielen die Schatten unter seinen Augen auf, weshalb ich sein Verhalten der Erschöpfung zuschrieb, doch trotz allem ließ er kaum Anzeichen darauf erkennen, angenehme Gesellschaft zu sein. Fragen beantwortete er einsilbig oder mit einem Grunzen, sofern er sich überhaupt zu einer Erwiderung herabließ. Seine hartnäckige Gleichgültigkeit bestärkte Lina in ihrem Urteil über ihn, und auch sie wurde mürrisch, als lägen die beiden im Wettstreit darüber, wer sich schlechter benehmen könne. Das erzürnte ihren Vater, wenngleich ersie nicht vor uns maßregeln wollte und sie stattdessen mit strengen Blicken bedachte – was lediglich bewirkte, dass Lina noch bockiger wurde.
    All das warf einen düsteren Schatten über die Gesellschaft, und wir zogen uns früher als gewöhnlich zurück. Als Lina und ich uns vor dem Zubettgehen wuschen, verzog sie das Gesicht und meinte: »Was denkst du, Anna? Ist er nicht ein schrecklicher Junge? Und der soll mein Bruder sein! Was für eine Schmach!«
    Ich erwiderte, dass er vermutlich nur sehr müde sei und sich am nächsten Tag, wenn er ausgeruht wäre, vielleicht freundlicher zeigen würde.
    Lina warf den Kopf zurück. »Ich glaube, er hat eine pechschwarze Seele«, sagte sie. »Und selbst, wenn er netter als nett und von Reue erfüllt wäre, werde ich mich niemals mit ihm anfreunden. Ich glaube nicht, dass er königliches Blut besitzt. Keine Ahnung, warum Papa ihn hierher bringen musste. Er verdirbt einfach alles.«
    Dem ließ sich nach dem Abend, den wir gerade hinter uns gebracht hatten, wenig entgegenhalten; doch es stand mir ohnehin nicht zu, eine Meinung darüber zu äußern, und so schwieg ich. Stattdessen ging ich zu Bett, und bevor der Schlaf mich übermannte, verbrachte ich noch Zeit damit, darüber nachzudenken, wer Damek sein mochte und warum der Master beschlossen hatte, einen so garstigen Jungen in Pflege zu nehmen.
    Derlei Überlegungen wurden zu einem beliebten Zeitvertreib im Dorf, dennoch fanden wir nie etwas über Dameks Herkunft heraus. Obwohl der König behauptete, er gehöre seiner Verwandtschaft an, war er kein Erbe eines Adelshauses, soweit man es in Erfahrung bringen konnte. Das bedeutete, ihm stand als Geburtsrecht kein Anteil an den königlichen Steuern zu, und er besaß kein eigenes Vermögen. Damek schien keine Mutter zu haben und gab später tatsächlich an, sie sei gestorben, als er noch ein kleiner Junge war, weshalb ersich nicht an sie erinnern könne. Allerdings ließ sich nicht sagen, ob dies der Wahrheit entsprach oder ob er bloß nicht zugeben wollte, von niederer Geburt zu sein. Am verbreitetsten hielt sich die Ansicht, er sei eines der unehelichen Kinder des Königs, vermutlich von einer bevorzugten Mätresse, da der König ihn immerhin anerkannte. Doch ebenso gut konnte er ein Bastard aus der näheren Verwandtschaft des herrschaftlichen Hauses sein.
    Ich sollte erklären, dass Ziehkinder früher eingesetzt wurden, um Bündnisse zwischen verschiedenen Lagern des Nordadels zu schmieden; männliche Kinder wurden zwischen den Häusern als Gewähr für Frieden ausgetauscht. Allerdings handelte es sich um eine Sitte, die vor langer Zeit aufgegeben worden war, und zu diesen Zeiten hörte man kaum noch von Ziehkindern. Am wahrscheinlichsten war es daher, dass die königliche Begnadigung an die Bedingung geknüpft war, dass der Master dieses Kind aufnahm, wenngleich unser Herr dies nie klarstellte. Falls Damek tatsächlich ein unehelicher Spross war, was sehr wahrscheinlich zutraf, dann kam dies einer Beleidigung sehr nahe, und es wurde auch kein Kind im Gegenzug zum König geschickt. Vermutlich ging das Ganze lediglich auf einen Einfall des Königs zurück, wie er sich zugleich einer Unannehmlichkeit entledigen und dem Master eine Verantwortung aufbürden konnte, die einem königlichen Tadel gleichkam. Alle waren sich darin einig, dass man es bestenfalls als eigenartige Regelung bezeichnen konnte. Und die alten Frauen schüttelten gar die Köpfe und meinten, dass daraus nichts Gutes entstehen könne.
IV
    Die ersten Tage von Dameks Anwesenheit sind mir als eine Art dunkler Tunnel im Gedächtnis geblieben, eine Erinnerung, die der ununterbrochene Regen noch verstärkte, der uns im Haus einpferchte. Er schien nie enden zu wollen, wenngleich er

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