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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Gefährtin durch einen Schuss tödlich verletzt worden war: Er blieb Tag und Nacht neben dem verwundeten Tier, verhungerte dabei nutzlos, konnte zwar nicht helfen, doch war ebenso wenig in der Lage zu gehen.
    Der Arzt traf noch in derselben Stunde ein, und wir alle wurden aus der Kammer gescheucht. Es handelte sich übrigens um denselben Arzt, der Ihren Hundebiss versorgt hat, Herr, wenngleich er heute natürlich erheblich älter ist. Ein, wie Sie wissen, in der Stadt ausgebildeter Mann, der ein hohes Maß von etwas besitzt, das nicht gelernt werden kann: menschliches Mitgefühl. Lina wartete wortlos mit uns anderen vor dem Zimmer. Mit gesenktem Kopf rang sie unruhig die Hände. Als der Arzt letztlich herauskam, suchte ihr Blick seine Augen mit einem stummen Flehen solcher Inbrunst und Leidenschaft, dass ich sah, wie der Mann darunter regelrecht schwankte.
    Einen Moment lang schien es so, als wollte er weitergehen, ohne etwas zu sagen, dann jedoch überlegte er es sich anders. Er seufzte, ergriff mit beiden Händen Linas Hand und begegnete ihrem Blick. »Es tut mir leid«, murmelte er leise. »Mein Beileid.«
    Lina sog scharf die Luft ein, erwiderte aber nichts.
    »Also ist er tot?«, fragte Damek hinter Lina hervor.
    »Nein«, antwortete der gute Mann. »Allerdings fürchte ich, dass er vor dem Morgengrauen sterben wird. Ich wäre sehr überrascht, sollte er davor noch einmal erwachen.«
    Lina schüttelte die Hände des Arztes ab, riss die Schlafzimmertür auf und rannte ans Bett ihres Vaters. Sie ergriff seine Hand und rief mit herzzerreißender Trostlosigkeit: »Papa! Papa! Wach auf!« Als sie in den Zügen des Verletzten keine Veränderung erkannte, ergriff ein heftiger Sturm des Kummers Besitz von ihr; sie ließ seine Hand los und warf sich in tiefster Verzweiflung auf den Boden.
    Meine Mutter, die aussah, als wollte sie Lina schlagen, setzte dazu an, sich an uns vorbei in die Kammer zu drängen, doch der Arzt hielt sie auf. »Lassen Sie das Kind weinen«, sagte er. »Für ihn ändert es nichts, und ihr hilft es vielleicht.«
    »Sie kennen sie nicht, Herr«, entgegnete meine Mutter. »Sie wird krank davon werden. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der wegen Kleinigkeiten ein solches Gezeter veranstaltet.«
    »Der Tod des Vaters ist keine Kleinigkeit«, erwiderte der Arzt und bedachte meine Mutter, die angesichts seiner Miene der Mut verließ, mit einem strengen Blick. »Ich gebe ihr später einen Trank, der ihr Schlaf beschert. Das Haus verlasse ich nicht eher, als das Leben des Lords zu Ende ist. Und vorerst lassen Sie das Kind trauern.«
    »Aber der Master …«
    »Ich kann nichts mehr für ihn tun. Er hat keine Schmerzen, und falls er das Bewusstsein nicht wiedererlangt, was ich vermute, wird er nicht leiden. Er liegt behaglich und warm in seinem Bett; nur fürchte ich, dass es sein Totenbett wird.«
    Der Arzt sollte recht behalten: Der Master verstarb in den späten Stunden der Nacht, ohne noch einmal aus seiner tödlichen Ohnmacht zu erwachen.
    Nachdem der erste Ansturm ihres Kummers verflogen war, hatte sich Lina stumm neben ihren sterbenden Vater gesetzt, den Blick auf sein bleiches Antlitz geheftet, in dem sich der dunkle Fleck langsam von seiner Schläfe hinab über den Kiefer ausbreitete. Dabei hielt sie seine Hand so heftig umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Bald danach schickte mich meine Mutter ungeachtet meines Widerspruchs zu Bett, aber weder ihr noch dem Arzt gelang es, Lina vom Master wegzubekommen. Und so erlebte ich, wie ich schlaflos und unruhig auf meiner schmalen Pritsche lag, den exakten Augenblick, in dem der Lord starb. Linas Klageschrei hallte durch das stille Haus; es fühlte sich an, als wäre mir selbst ein Messer ins Herz gestoßen worden.
XIII
    In seinem Letzten Willen hinterließ der Master das Anwesen Lina. Ein Testament gilt in diesen Gefilden als ernste Angelegenheit, die einer Menge Siegel und zumindest sieben Unterschriften bedeutender Männer bedarf.
    Wie ich bereits erwähnte, war Lord Kadar ein Mann, der sich zeitlebens wenig um Einzelheiten gekümmert hatte, und so hatte er es verabsäumt, zwei der sieben gesetzlichen Zeugen zu finden. Zweifellos hatte er geglaubt, noch reichlich Zeit für die Regelung seines Nachlasses zu haben, zumal er sich bis zu seinem Unfall bester Gesundheit erfreute und begründet davon ausgehen konnte, noch viele Jahre zu leben. Doch es sollte nicht sein. Sein Versäumnis erwies sich als verheerend. Da der Master einen Anteil

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