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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nächsten Tagen abhinge.
    Nachdem alles aufgeräumt war, wurde es endlich Herrn Tibor gestattet, seine Gemahlin und das Kind zu sehen. Mit schlechtem Gewissen wurde mir bewusst, dass er der Letzte gewesen war, den zu benachrichtigen ich bedacht hatte, aber vielleicht war es auch gut gewesen, dass niemand ihn geholt hatte, bevor Damek das Haus verlassen hatte. Zaghaft betrat er die Kammer, als wäre er nicht sicher, ob er hereindürfe. Sein Antlitz präsentierte sich beinah so bleich wie das von Lina. In diesem Moment wurde mir klar, dass er stundenlang unten gesessen und Linas Schreien sowie dem emsigen Treiben der Leute gelauscht haben musste, die mit Wasserschüsseln und frischem Linnen treppauf und treppab gelaufen waren.
    Ich reichte ihm seine Tochter, und er blickte voll sprachlosem Erstaunen in das runzlige, rote Gesichtchen, als wäre ein Kind das Letzte, womit er gerechnet hatte. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er besorgt zu seiner Gemahlin blickte.
    »Frau Lina ist sehr müde«, erklärte ich.
    »Es war eine schwere Geburt«, fügte der Arzt hinzu, der sich gerade die Hände abwischte. »Ich schlage vor, Sie hören sich im Dorf nach einer Amme um.«
    Tibor nickte – ich bin nicht sicher, ob er auch nur ein Wort von dem verstand, was wir sagten – und ging zu Lina. Sie rührte sich, als er sich auf den Rand des Bettes kauerte, und rollte sich zu ihm herum. Als er sah, wie sich ihre Augen verändert hatten, zuckte er zusammen, doch er schwieg. Lina runzelte leicht die Stirn, als versuche sie sich ins Gedächtnis zu rufen, wer er war, dann lächelte sie.
    »Jetzt ist alles vorbei«, sagte sie. »Ich bin so froh.«
    Sie sprach so leise, dass er sich dicht zu ihr beugen musste, um sie zu hören.
    »Gefällt sie dir?«, fragte Lina.
    »Ob sie mir gefällt?« Tibor blickte auf den Säugling hinab. »Ich … ich denke schon.«
    »Sie ist eine kleine Lina. Sieh nur, sie hat schwarzes Haar, genau wie ich.«
    Tibor nickte und blieb schweigend sitzen, bis Lina flüsterte, dass sie zu schlafen wünsche. Da küsste er sie auf die Stirn, gab mir das Kind zurück und verließ die Kammer. Ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte: Er wirkte benommen und krank. Ich glaube, irgendwie wusste er bereits, dass er Lina verloren hatte.
    Mittlerweile war die Dämmerung in tiefste Nacht übergegangen. Lina schlief ein, wodurch mir leichter ums Herz wurde, und ich trug Irli auf, über sie zu wachen, während ich in der Küche etwas essen wollte. Ich hatte Hunger wie ein Wolf, obwohl ich so müde war, dass allein das Kauen eine Anstrengung darstellte.
    Der Arzt führte eine Unterredung unter vier Augen mit Tibor, danach teilte er mir mit, dass er von einer Frau im Dorf wisse, die unlängst niedergekommen war und die man mit dem Stillen des Säuglings betrauen könne. Die Kleine musste unverzüglich gefüttert werden, deshalb nahm er mich mitsamt dem Kind in seiner Kutsche mit ins Dorf.
    Nachdem die entsprechenden Vorkehrungen getroffen waren, begaben wir uns zum Roten Haus, wo ich meine Mutter bat, mit mir zur Manse zu kommen, um mir bei Linas Pflege zu helfen. Bereitwillig erklärte sie sich einverstanden, und während sie das Notwendigste zusammenpackte, bot mir der Arzt an, mich nach Hause zu fahren. Trotz meiner Erschöpfung lehnte ich ab; es war eine klare, vom Mond erhellte Nacht, und ich kannte den Weg gut. Ich sehnte mich aus tiefster Seele nach ein wenig Zeit allein, fernab der nicht enden wollenden Forderungen anderer.
    Ich glaube, ich dachte an gar nichts, während ich heimwärts wanderte. In der Ferne hörte ich die Rufe der Nachtvögel und vereinzelt den Schrei einer Eule. Sonst präsentierten sich die Ebenen ruhig im Mondlicht. Ich ließ die Stille durch meine Poren dringen und fragte mich, wie es draußen so ruhig sein konnte, während drinnen ein solch entsetzlicher Kampf getobt hatte.
    Als ich die Kiefern in der Nähe der Manse erreichte, trat Damek aus ihren Schatten hervor und sprach mich an. Ich war zu müde, um zu erschrecken, doch mich ärgerte, dass meine kostbare Einsamkeit gestört wurde, noch dazu von Damek.
    »Sag, Anna, ist sie tot?«, wollte er wissen.
    »Nein, und das haben wir nicht Ihnen zu verdanken«, gab ich patzig zurück und entriss meinen Arm seinem Griff. »Sie hat ein kleines Mädchen bekommen.«
    Damek erwiderte nichts, aber ich hörte, wie ihm der Atem mit einem Schluchzen stockte. Dann trat er ins Mondlicht, und ich sah seinen Gesichtsausdruck. Unwillkürlich wurde

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